Pflege-Misere

Schüssel will Pfleger aus Ausland zulassen

Österreich
23.08.2006 18:11
Was hat man Kanzler Schüssel nicht alles vorgeworfen? Dass er erklärt hat, es gebe keinen Pflegenotstand, dass die Pflegerin seiner Schwiegermutter nur zwei Euro pro Stunde bekommen hat. Und dass er zudem eisern schweigt. Nun erklärte Wolfgang Schüssel der "Krone", wie er die Pflegemisere kurzfristig entschärfen möchte.

"Wir müssen eine Entkriminalisierung der illegalen Pfleger vornehmen", erklärte der Kanzler. "Arbeitsminister Martin Bartenstein wird daher versuchen, mit den Sozialpartnern dieses Problem der Ausländerbeschäftigung zu lösen."

"Es ist möglich", so Schüssel, "ausländische Schlüsselkräfte zu beschäftigen. Warum sollten Pfleger nicht darunter fallen? Über die Lohnhöhe muss man eben diskutieren. Und: "Brauchen wir wirklich eine 8-jährige Übergangsfrist mit unseren Nachbarländern in Sachen Beschäftigung für Betreuung und Pflege?"

Schüssel ist überzeugt davon: "Wenn wir uns darüber einigen, kann das per Verordnung in ein, zwei Monaten fixiert werden. Dann wäre der Druck der Illegalität weg."

Krone: Warum haben Sie gesagt, dass es keinen Pflegenotstand in Österreich gibt?

Schüssel: "Ich habe nur erklärt, es stimme nicht, dass Österreich vor dem Pflegekollaps stehe. Wir haben 300.000 Menschen, die Pflegegeld beziehen. 80 Prozent der Pflege- und Betreuungsleistungen werden von Familienangehörigen selbst erbracht. Aber in einer berufstätigen Gesellschaft wird immer mehr professionelle Hilfe benötigt."

Krone: Stimmt es, dass die slowakische Pflegerin Ihrer Schwiegermutter nur 2 Euro pro Stunde bezahlt bekam?

Schüssel: "Ich habe niemanden illegal beschäftigt - meine Frau auch nicht. Aber meine Schwägerin hat nach einer schweren Operation ihrer Mutter die Initiative ergriffen. Sie wandte sich auf Empfehlung des Spitals an einen Verein, der eine Pflegerin zur Verfügung stellte. Für 1600 bis 1700 Euro monatlich. Meine Schwiegermutter war kein Pflege-, sondern ein Betreuungsfall. Die Pflegerin hat eingekauft, gekocht, aber nicht rund um die Uhr Hilfe leisten müssen. Meine Schwiegermutter ist vor einem Jahr gestorben. Mich stört, dass man versucht, Familienangehörige in den Wahlkampf hineinzuziehen. Das finde ich schäbig."

Schüssel erinnerte noch daran, dass schon viel für Pflegepatienten geschehen sei: Pflegegeld, das erstmals seit 10 Jahren valorisiert wurde, begünstigte Selbstversicherung, die Ausbildung von 13.000 Arbeitslosen zu Pflegern usw.

VON DIETER KINDERMANN

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