Lokalaugenschein:

Immer mehr Afrika-Flüchtlinge in der Steiermark

Steiermark
04.06.2016 07:51

Beobachter sind sich einig: Trotz des EU-Türkeideals wird der Migrationsdruck auch 2016 steigen. Nach wie vor sind es in erster Linie Syrer und Afghanen, die in Österreich Schutz suchen, die Gruppe der aus Afrika stammenden Flüchtlinge wird aber zusehends größer. In Spital hat man damit bereits so seine Probleme.

Parallel zur Perspektivenlosigkeit im eigenen Land wächst bei Millionen von Menschen in Afrika die Sehnsucht nach einem besseren Leben in Europa. Minister Sebastian Kurz (VP) warnte bereits im Februar - nach einem Besuch in Äthiopien - vor einer "Migrationswelle aus Afrika" ungeahnten Ausmaßes.

Dass sich aufgrund dicht gemachter Grenzen am Balkan die Flüchtlingsströme verändern, bekommt man in Spital am Semmering längst zu spüren. 160 bis 200 unbegleitete Jugendliche sind im örtlichen Bundesquartier untergebracht, insgesamt hat die obersteirische Gemeinde mit ihren 1600 Einwohnern 300 Flüchtlinge aufgenommen - eine landesweite einzigartige Situation.

Statt 50 Flüchtlingen bis zu 200
Die Stimmung könnte jedenfalls besser sein: "Wir haben mittlerweile nur noch ganz wenige Syrer bei uns. Dafür werden die Migranten aus Afrika mehr und mehr", erzählt SP-Vizebürgermeisterin Maria Fischer. Die Bevölkerung reagiere verschnupft, zumal es eine schriftliche Vereinbarung mit dem Bund gibt, wonach maximal 50 Flüchtlinge im "Haus am Semmering" - so der Quartiername - untergebracht werden dürfen.

Mangelnde Betreuung
Besonders ärgert die gestandene Politikerin, dass man sich speziell im Bundesquartier (anders als in den Landes- oder Privatunterbringungen) nur sehr wenig um die Flüchtlinge kümmert: "Die Neuankömmlinge bekommen nicht einmal die allerwichtigsten Infos. Zum Beispiel wo der Bahnhof zu finden ist oder zu welchen Zeiten bei uns die Geschäfte offen haben. Mir passiert es regelmäßig, dass am Sonntag eine ganze Horde Männer vor meinem Laden steht und rein will", erzählt Fischer, die im Ortsteil Steinhaus auch einen Lebensmittelmarkt führt.

Zuletzt musste die Gemeindeführung sogar ausgrenzend reagieren: "Auf unserem Kinderspielplatz wurde immer öfter von immer mehr Afrikanern Fußball gespielt, weshalb sich die einheimischen Mütter mit ihrem Nachwuchs schon gar nicht mehr hingetraut haben. Also haben wir jetzt eine Tafel mit ,Fußballspielen verboten’ montiert", ärgert sich Fischer.

Ministerium dementiert
Der Bund will die Zunahme von Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika übrigens nicht bestätigen: "Die Zahlen sind seit Monaten stabil. Der Anteil liegt bei etwa 20 Prozent", sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums.

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