Kirchen-Meilenstein?

Papst lässt geweihtes Amt für Frauen prüfen

Ausland
12.05.2016 17:38

Papst Franziskus will die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt prüfen. Im Gespräch mit Ordensoberinnen aus allen Erdteilen sprach der Heilige Vater am Donnerstag davon, eine Kommission einzurichten, die die Aufgaben der Diakoninnen der frühen Kirche klären soll. "Das Diakonat für Frauen ist eine Möglichkeit heute", wurde der Papst von italienischen Medien zitiert.

Der Vorschlag kam ganz unerwartet aus den Reihen von 900 Ordensoberinnen: "Könnte nicht eine offizielle Kommission eingerichtet werden, die die Frage des Diakonenamtes für Frauen prüft?" Der Papst, der die Ordensfrauen zu einer Audienz im Vatikan empfangen hatte, wurde hellhörig, nachdenklich. "Ich glaube schon. Es wäre gut, wenn die Kirche diesen Punkt klärt", sagte er dann. "Ich bin einverstanden."

Frauen dürften taufen und predigen
Diakone haben in der Kirche zahlreiche Aufgaben, vor allem im sozialen Bereich, der Seelsorge und der Gemeindearbeit. Sie stehen in der katholischen Hierarchie eine Stufe unter dem Priester und dürfen etwa taufen und predigen, nicht aber die Messe feiern oder die Beichte abnehmen. Das Diakonat ist ein Weiheamt, die nächsthöheren Stufen sind der Priester und der Bischof. Seit der Erneuerung des Amtes im Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er-Jahren können auch verheiratete Männer zum Diakon geweiht werden.

Thema wird schon länger diskutiert
Die Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt wurde von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1994 als unabänderliche kirchliche Lehre definiert. Auch Franziskus hat das mehrfach bekräftigt. Über eine Öffnung der Diakonenamts für Frauen wird jedoch seit Längerem diskutiert, nach Ansicht vieler Theologen gibt es bisher keine endgültige lehramtliche Entscheidung.

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hatte sich bereits 2013 für ein Diakonat für Frauen ausgesprochen, stieß mit dem Vorstoß aber vielerorts auf Ablehnung. Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte sich erst kürzlich für ein Diakonenamt für Frauen eingesetzt. "Leider dauert es schon zu lange, bis in Rom eine Entscheidung fällt", beklagte er.

Randnotiz entwickelt sich zum Paukenschlag
Papst Franziskus scheint jedenfalls ein Händchen dafür zu haben, Bewegung in scheinbar festgefahrene Dogmen, Grundsätze und Leitlinien der Kirche zu bringen, Dinge anzuschieben, ins Rollen zu bringen - ohne das Grundgerüst der Kirche infrage zu stellen. Eine Entscheidung ist auch jetzt noch nicht gefallen, und auch der Zeitrahmen für die Einrichtung der Kommission ist noch unklar. Sicher ist nur: Eine leise Randnotiz des Papstes hat sich einmal mehr zum Paukenschlag entwickelt.

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