Kanzler-Rücktritt

Im Hintergrund hat Steidl rote Fäden gezogen

Salzburg
10.05.2016 10:28

Welche Rolle hat der Chef der Salzburger SPÖ, Walter Steidl, beim plötzlichen Rücktritt von Kanzler Werner Faymann gespielt? Keine geringe, wie die "Krone" aus gut informierten Kreisen erfahren hat. Er soll der Fädenzieher hinter der roten Anti-Faymann-Allianz gewesen sein. Eine Rolle, die ihm ursprünglich nur wenige auch zugetraut haben.

Fakt ist: Walter Steidl ist zuletzt immer häufiger aus seiner Rolle des gemäßigten und eher unauffälligen Konsolidierers und Parteichefs der Salzburger SPÖ ausgebrochen. Am 1. Mai etwa regte er erstmals an, dass die SPÖ ihren strikten Abgrenzungskurs zur FPÖ aufweichen müsse, um zukunftsfähig zu bleiben. Vergangene Woche sorgte er schließlich mit seiner Rücktrittsforderungen in Richtung Faymann für Schlagzeilen. Nicht ohne Wirkung: Seither stand Steidl parteiintern massiv unter Druck, Kanzleramtsminister Josef Ostermayer stellte ihn öffentlich bloß mit der Behauptung, Steidl stünde mit seiner Forderung ganz alleine da. "Das stimmt sicher nicht", hatte der noch am Vortag in der "Krone" vehement betont. Zweifel blieben, zumal er aus taktischen Gründen keine Namen nennen wollte.

Jetzt ist klar: Steidl sollte recht behalten. Neben Salzburg, reihten sich laut "Krone"-Infos auch Vorarlberg, Kärnten, Steiermark und Niederösterreich ein in die rote Anti-Faymann-Allianz. Anführer der Bewegung: Walter Steidl. Der leidenschaftliche Gewerkschafter hatte zuletzt massiv genetzwerkt, telefoniert und dafür gesorgt, dass der Druck aus Wien die Gruppe nicht doch noch sprengte. Das hat sich dann am Tag des Kanzler-Rücktrittes abgespielt: Für 16 Uhr war geplant, dass Steidl, Bürgermeister Heinz Schaden und LAbg. Ingrid Riezler-Kainzner am Treffen des SPÖ-Parteivorstandes in Wien teilnehmen. Steidl ist aber schon in den Morgenstunden von Salzburg aus aufgebrochen. Der Grund: Er hatte zu einem Geheimtreffen der fünf Faymann-kritischen Ländervertreter um 10 Uhr in Wien geladen. Top secret. Eineinhalb Stunden hat dieses Treffen laut "Krone"-Infos gedauert. Ergebnis: Ein einstimmiges Votum für die von Steidl und den Gewerkschaften geforderte personelle Erneuerung der SPÖ.

Salzburg wurde nicht zum Gespräch geladen
Diese Info ist schließlich auch zu Werner Faymann durchgedrungen. Er hat sich um 12 Uhr mit den Vertretern der SPÖ-Landes-Organisationen getroffen. Pikant: Salzburg und Vorarlberg waren explizit nicht eingeladen. Beide Ländervertreter gelten als die Rädelsführer. Was nach dem Treffen passiert ist, hat SP-Parteigeschichte geschrieben. Beim anschließenden Mittagessen nach dem Kanzler-Rücktritt aller SP-Ländervertreter mit dem Bundespräsidenten haben Faymann und Ostermayer schon gar nicht mehr teilgenommen. Die Stimmung sei gedrückt gewesen, beschreibt Steidl. Aber auch optimistisch: Denn jetzt sind die Weichen für eine umfassende Erneuerung der SPÖ gestellt - schneller als erwartet.

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