Adieu, Powerfußball!

“Bullen” mit “Sachlichkeit” zum 3. Titel in Folge

Sport
07.05.2016 22:50

Auch wenn die Ära des bedingungslosen Powerfußballs vorbei ist, Salzburgs Vormachtstellung im heimischen Kick ist es nicht. Am Samstag bauten die "Bullen" ihre Dominanz weiter aus, machten zwei Runden vor Ende der Bundesliga den siebenten Meistertitel in der elften Saison seit dem Einstieg Red Bulls bzw. den dritten in Folge perfekt. Zudem hat der Cup-Finalist das dritte Double en suite im Visier.

Ein Spaziergang war der insgesamt zehnte Titel für Salzburg (drei davon als Austria) freilich nicht. Denn bereits zu Saisonbeginn war offensichtlich, dass der Weg zum Titel ein harter werden würde. In fast schon bester Salzburger Tradition verließen im Sommer nicht nur Trainer Adi Hütter, sondern auch Schlüsselspieler wie Ramalho (Leverkusen), Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker (beide Leipzig) den Klub. Ein weiterer Aderlass nach den Abgängen von Kevin Kampl und Sadio Mane in den Monaten davor.

Katastrophenstart unter Coach Zeidler
Prompt erwischte Trainer Peter Zeidler, als Hütter-Nachfolger nur die interne "zweite Wahl", mit zwei Niederlagen in der Bundesliga, den Europacup-Schlappen gegen Angstgegner Malmö (CL-Qualifikation) und die biederen Weißrussen von Dynamo Minsk (EL-Quali) einen katastrophalen Start. Doch Zeidler brachte die Truppe um Jonatan Soriano und Naby Keita zwischenzeitlich wieder auf Schiene. Am 17. Oktober stand Salzburg erstmals in dieser Saison auf Platz eins.

Oscar Garcia übernimmt Ende Dezember
Doch eine Schwächephase gegen Herbstende, die zeitlich mit den Querelen um den abwanderungswilligen ÖFB-Teamverteidiger Martin Hinteregger zusammenfiel, kostete Zeidler noch vor Weihnachten den Job - zum ersten Mal in der Red-Bull-Ära trennte man sich während der Saison von einem Trainer. Der Weg für Oscar Garcia war damit frei. Der spanische Ex-Kicker des FC Barcelona, der im Sommer zwar mit den Salzburgern verhandelt hatte, schließlich aber nicht zum Zug gekommen war, übernahm Ende Dezember von Interimscoach Thomas Letsch.

Schwäche der Konkurrenz hilft RB Salzburg
Von da an gaben sich die "Bullen" mit Ausnahme des zweiten Spiels der Ära Oscar, wo es eine 0:1-Niederlage gegen Ried gab, keine Blöße mehr. In zwölf Partien holte man bei drei (Auswärts-)Unentschieden neun Siege. Der Triumph ist aber wohl auch der Schwäche der Konkurrenz zuzuschreiben. So ließ Rapid im März bzw. Anfang April zu viele Punkte liegen, um das Meisterschaftsfinish noch einmal richtig spannend zu machen.

Abkehr von Rangnicks "Pressing-Evangelium"
Offensichtlich ist, dass vom vielbesungenen Fußball der Marke Roger Schmidt, der ein Jünger des "Pressing-Evangeliums" von Ralf Rangnick ist, eine vergleichsweise profane Variante übriggeblieben ist. Die bedingungslose Anwendung des Gegenpressings, die Idee von der schnellen Balleroberung und dem ebenso schnellen Abschluss, sind einer "neuen Sachlichkeit" und einer stärkeren Betonung des Ballbesitzes sowie der Defensive gewichen. Offensichtlich wurde aber auch, dass ohne Schlüsselspieler wie den (vermutlichen) Torschützenkönig Jonatan Soriano oder Mittelfeldmotor Naby Keita die Mannschaft durchaus in Probleme kommt.

Effizienz hat einen Namen: Red Bull Salzburg
In Sachen Effizienz ist diese Facon des Salzburger Kicks jedenfalls vielversprechend. Mit einem Punkteschnitt von 2,21 in Ligaspielen darf sich Oscar zwei Partien vor Saisonende gute Hoffnungen machen, Roger Schmidt (2,18) als erfolgreichsten Trainer der Red-Bull-Ära abzulösen. Der Deutsche erbrachte diesen Schnitt aber in einem wesentlich längeren Vergleichszeitraum von 72 Partien und markierte mit der herausragenden Saison 2013/14, als man 80 Punkte einfuhr und ein beeindruckendes Torverhältnis von 110:35 aufwies, zudem einen Meilenstein.

Rundum zufrieden ist Oscar jedenfalls noch nicht. "Es ist klar, dass wir erst auf der Hälfte des Weges sind", meinte er im Saisonfinish. Für Zufriedenheit bei den Fans würde der 43-Jährige jedenfalls mit dem erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der Champions League unter der Ägide Red Bulls sorgen. Welcher Kader Oscar dabei zur Verfügung steht, bleibt abzuwarten. Ein grober Umbau der Mannschaft ist nicht zu erwarten, die große Frage lautet: Bleibt Keita den "Bullen" im Sommer erhalten?

Steckbrief von Meister Red Bull Salzburg

  • Gründung: 1933 als SV Austria Salzburg durch Zusammenschluss der Vereine FC Hertha und FC Rapid - seit 2005 Red Bull Salzburg
  • Klubfarben: Rot-Weiß
  • Erfolge als Red Bull Salzburg:
    - ÖFB-Meister 2007, 2009, 2010, 2012, 2014, 2015 und 2016
    - ÖFB-Vize-Meister 2006, 2008, 2011 und 2013
    - ÖFB-Cupsieger 2012, 2014 und 2015
    - Europa-League Achtelfinale 2013/14
    - Europa-League-Sechzehntelfinale 2009/10, 2011/12 und 2014/15
    - Ohne Punkteverlust Sieger der Europa-League-Gruppe G 2009/10 sowie der Gruppe C 2013/14
  • Erfolge als Austria Salzburg:
    - ÖFB-Meister 1994, 1995 und 1997
    - ÖFB-Supercup-Sieger 1994, 1995 und 1997
    - ÖFB-Cup-Finalist 1974, 1980 und 2000
    - UEFA-Cup-Finalist 1994
    - Teilnahme Champions-League-Gruppenphase 1994/95
  • Trainer Oscar Garcia (ESP, 43, seit Dezember 2015)
  • Bekannteste Spieler: Jonatan Soriano (ESP), Naby Keita (GIN), Valon Berisha (NOR)
  • Stadion: Wals-Siezenheim, Kapazität 31.895 (national) bzw. 29.800 Zuschauer (international), seit Sommer 2010 Naturrasen

Alle österreichischen Meister von 1912 bis 2016

  • 1912 Rapid
  • 1913 Rapid
  • 1914 WAF
  • 1915 WAC
  • 1916 Rapid
  • 1917 Rapid
  • 1918 Floridsdorfer AC
  • 1919 Rapid
  • 1920 Rapid
  • 1921 Rapid
  • 1922 Sportclub
  • 1923 Rapid
  • 1924 Amateure (später Austria)
  • 1925 Hakoah
  • 1926 Amateure
  • 1927 Admira
  • 1928 Admira
  • 1929 Rapid
  • 1930 Rapid
  • 1931 Vienna
  • 1932 Admira
  • 1933 Vienna
  • 1934 Admira
  • 1935 Rapid
  • 1936 Admira
  • 1937 Admira
  • 1938 Rapid
  • 1939 Admira
  • 1940 Rapid
  • 1941 Rapid
  • 1942 Vienna
  • 1943 Vienna
  • 1944 Vienna
  • 1945 Meisterschaft nicht beendet
  • 1946 Rapid
  • 1947 Wacker
  • 1948 Rapid
  • 1949 Austria
  • 1950 Austria
  • 1951 Rapid
  • 1952 Rapid
  • 1953 Austria
  • 1954 Rapid
  • 1955 Vienna
  • 1956 Rapid
  • 1957 Rapid
  • 1958 Sportclub
  • 1959 Sportclub
  • 1960 Rapid
  • 1961 Austria
  • 1962 Austria
  • 1963 Austria
  • 1964 Rapid
  • 1965 LASK
  • 1966 Admira-Energie
  • 1967 Rapid
  • 1968 Rapid
  • 1969 Austria
  • 1970 Austria
  • 1971 Wacker Innsbruck
  • 1972 Wacker Innsbruck
  • 1973 Wacker Innsbruck
  • 1974 VÖEST Linz
  • 1975 Wacker Innsbruck
  • 1976 Austria/WAC
  • 1977 Wacker Innsbruck
  • 1978 Austria
  • 1979 Austria
  • 1980 Austria
  • 1981 Austria
  • 1982 Rapid
  • 1983 Rapid
  • 1984 Austria
  • 1985 Austria
  • 1986 Austria
  • 1987 Rapid
  • 1988 Rapid
  • 1989 FC Tirol
  • 1990 FC Tirol
  • 1991 Austria
  • 1992 Austria
  • 1993 Austria
  • 1994 SV Salzburg
  • 1995 SV Salzburg
  • 1996 Rapid
  • 1997 SV Salzburg
  • 1998 Sturm Graz
  • 1999 Sturm Graz
  • 2000 FC Tirol
  • 2001 FC Tirol
  • 2002 FC Tirol
  • 2003 Austria
  • 2004 GAK
  • 2005 Rapid
  • 2006 Austria
  • 2007 RB Salzburg
  • 2008 Rapid
  • 2009 RB Salzburg
  • 2010 RB Salzburg
  • 2011 Sturm Graz
  • 2012 RB Salzburg
  • 2013 Austria
  • 2014 RB Salzburg
  • 2015 RB Salzburg
  • 2016 RB Salzburg

Titelverteilung

  • 32 Rapid
  • 24 Austria (+ Amateure u. Austria/WAC)
  • 10 FC Tirol
  • 10 Salzburg (3 als Austria, 7 als Red Bull)
  • 8 Admira
  • 6 ViWAC, WAF, VÖEST, LASK, FAC, Hakoah, Wacker
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(Bild: KMM)



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