Schon auf der Verpackung von "Paradise" wird auf Benoit Sokal, eine Adventure-Legende, hingewiesen. Sokal hat etwa mit "Syberia" und "Amerzone" hintergründige Games abgeliefert.
Mit diesen wirklich gelungenen Vorlagen kann "Paradise" leider nicht mithalten, die Geschichte will einfach nicht recht in Schwung kommen. Erst ab der zweiten Hälfte des Games steigt die Spannung und die Rätsel wandeln sich von reinem Herumrennen in interessantere Herausforderungen.
Traumhafte Welten
Doch zuerst zu den erfreulichen Details des Spiels: "Paradise" trumpft mit teils traumhafter Hintergrundkulisse auf, bunt und liebevoll per Hand gemalt werden fast alle Schauplätze glaubhaft zum Leben erweckt. Dass die mehr schlecht als recht gebastelten, pixeligen Figuren nicht in dieses Ambiente passen wollen, enttäuscht. Nichts desto trotz wirkt die Welt lebendig, manchmal flattern schwirrende Schwärme leuchtender Insekten herum, Fische hüpfen im Wasserbecken, der Leopard, der Ann auf ihrer Reise begleitet, mault mit einem Grunzen seine Unzufriedenheit in die Welt.
Hoch über dem Dschungel
Schon die erste Station der Reise, der Harem, begeistert mit wunderschönen Details - Mosaike an der Wand, der Garten voller Leben, ein Dampfbad, das seinen Namen wirklich verdient. Auch einige spätere Stationen auf Anns Weg sind durchdacht und vermitteln sofort ein heimeliges Gefühl - so etwa beim Besuch eines afrikanischen Stammes, dessen Mitglieder auf Urwaldriesen hoch über dem Dschungel thronen. Die Einbringung diverser Klischees - nur der Medizinmann versteht Anns Sprache, die Ureinwohner spießen getötete Feinde auf Pfählen auf und so weiter - hätten die Entwickler jedoch überdenken sollen.
Spannende Geschichte verläuft im Sand
Im Verlauf der Geschichte wird klar: Ann wollte vor ihrem Flugzeugabsturz in Wahrheit ihren Vater suchen, einen Despoten, der das kleine Land Mauranien mit harter Hand regiert. Rebellen sind auf dem Weg zu seinem Schiff, auf diese trifft schließlich auch Ann. Leider werden die meisten guten Ansätze, die das Spiel in Bezug auf die Geschichte durchaus bieten würde, nicht weitergeführt.
So soll Ann Todestrommeln ausfindig machen und zerstören, denn die Rebellen fürchten sie. Die Aufgabe klingt spannend, ist in ihrer Ausführung aber ohne Herausforderung und bleibt außerdem ohne Effekt, wenn sie ausgeführt wurde. Keine Rebellen stürmen besagtes Schiff, niemand scheint sich dafür zu interessieren, dass die Todestrommeln schweigen...
Rätsel begeistern Adventure-Fans
Interessant wird "Paradise" hingegen, wenn logische Aufgaben erledigt werden sollen - Ann muss etwa den Weg in die Baumwipfel zu den afrikanischen Ureinwohnern finden - Tiere verscheuchen, klettern, Gegenstände kombinieren: ein Heidenspaß! Fast alle Rätsel sind gut gelungen - Überlegen und Querdenken ist angesagt, sie stellen eine Herausforderung dar, die der Spieler gerne annimmt. Belohnt wird das Lösten vieler Rätsel mit gerenderten Zwischensequenzen, die das Spiel grafisch weit übertreffen.
Zu einer Rezension gehören üblicherweise Stärken und Schwächen eines Spiels, doch was tun, wenn die Schwächen trotz guter Ansätze überwiegen, es aber ohnehin - nach Meinung der Redakteurin - zu wenig Adventures auf dem Markt gibt? Es folgt ein Kompromiss - die negativen Seiten von "Paradise" im Überblick:
Fazit: "Paradise" ist für Adventure-hungrige Gamer zu empfehlen, die sich weder an Ladezeiten zwischen kurzen Strecken noch schier endlosen Dialogen stören. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, erhält ein Adventure, das spannende Ansätze liefert und auf jeden Fall einige Stunden Spielspaß bietet. Gamer, für die interessante und herausfordernde Rätsel an erster Stelle stehen, können bei "Paradise" bedenkenlos zugreifen.
Plattform: PC
Publisher: dtp
Krone.at-Wertung: 65 %
Von Bernadette Geißler
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