Kaum leistbar

Warum Wohnen in Österreich so teuer ist

Wirtschaft
26.03.2016 08:34

Billige Wohnungen sind in Österreich Mangelware. Nun gibt es neue Ideen nach dem Motto "Mehr bauen - Kosten dämpfen". "Es gibt ein paar handfeste Vorschläge, wie man es zumindest verbessern könnte", ist Karl Wurm, der Obmann des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen, überzeugt.

Dass man mehr bauen muss, ist klar. Wurm schlägt dazu ein Programm für leistbares Wohnen vor, das dem steigenden Wohnungsbedarf durch Bevölkerungswachstum in den Städten und den stark wachsenden Wohnkosten durch immer teureres Bauen Rechnung tragen soll: einfacher und günstiger bauen. Das klingt zwar nach Rückschritt, denn wir alle wollen gerne naturnahen Parkettboden und Ähnliches haben. "Stimmt", sagt Wurm, "aber vor allem durch kostentreibende bautechnische Anforderungen und Auflagen für Energieeffizienz sind die Baukosten enorm gestiegen und dadurch klarerweise die Wohnungen teurer geworden. Es gilt daher, überhöhte Auflagen einzudämmen, ohne dass die Leute an Wohnqualität verlieren."

Öffentliche Auflagen lockern
Wesentlich wäre eine Entschärfung der öffentlichen Auflagen. Beispiel Brandschutz: Hier haben zuletzt Bedingungen der Feuerwehr, Rauchwarnmelder etc. zu beträchtlichen Mehrkosten geführt. Die Reduktion des Schallschutzstandards für Außenfenster führt zu keinen Einbußen der Lebensqualität, aber zu spürbarer Kostenminderung. "Es müssen auch nicht 100 Prozent aller Objekte barrierefrei gestaltet sein", so der Obmann. Ein Beispiel für neue Normen aus Wien: Trafo-Stationen für die Hauselektrik durften früher immer im Keller sein, jetzt müssen sie (Stichwort Belüftung) ebenerdig sein. Dadurch geht Nutzfläche im Haus verloren, wodurch die einzelnen Wohnungen teurer werden.

Verfahren beschleunigen
Wurm: "Insgesamt ließe sich da durch Vereinfachungen ein Baukosten-Einsparungspotenzial von etwa zehn Prozent realisieren. Für billige Wohnungen darf es eben nicht nur Luxus sein." Bauverfahren nehmen durch verschärfte Regelungen immer mehr Zeit in Anspruch. Auch wenn es heute schon einige Projekte für günstigeres Wohnen in neue Wohnanlagen gibt: Ein Projekt dauert derzeit von der Einreichung bis zum Baubeginn im Schnitt zwei Jahre. Hier könnte man die hohen Normen etwas herunterschrauben, ohne auf Wesentliches zu verzichten.

Neues Bauland mobilisieren
Im Raum rund um Wien etwa gibt es so gut wie kein günstiges Bauland mehr, die Grundstücke kosten deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren, die Preise steigen immer noch. In Wien etwa ist Bauland unter 600 Euro pro Quadratmeter kaum noch zu bekommen, in sehr guten Lagen sind es 1000 Euro und mehr. Hier müssten die Behörden von Bund und Land mit Baulandumwidmungen auf den Plan treten.

Baukosten-Beirat jetzt einrichten
Der Spruch "Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis" ist zwar auch Wurm bekannt, dennoch findet er einen solchen jetzt richtig: Experten aus Bund, Ländern und Gemeinden sowie Architekten, Bauleute und andere sollten sich zusammensetzen, um Regeln für wirtschaftliches Bauen zu erarbeiten.

Insgesamt sind durch hohe Auflagen und Grundpreise auch die Förderzusagen für neue Wohnungen eingebrochen (siehe Grafik). Im Vorjahr wurden nur noch 22.600 Wohnungen gefördert, was einen Tiefstand bedeutet. Warum? Weil etwa die Baukosten zu hoch sind, sie übertreffen oft die Förderrichtlinien. Und es werden auch (in Wien) nur Objekte gefördert, deren Baugrundkosten bis zu 250 Euro pro Quadratmeter liegen - diese gibt es aber kaum noch. Was mit den nicht vergebenen Förderungsbeträgen passiert? Sie haben halt kein Mascherl (sind nicht zweckgebunden), die Länder können also nach Gutdünken mit ihnen umgehen.

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