Stadthalle live

Sunrise Avenue und die Orchester-Hitparade

Musik
21.03.2016 09:56

Rund 8.000 Fans bekamen Sonntagabend in der Wiener Stadthalle ein ganz besonderes Programm geboten. Die finnischen Hitparadenstürmer Sunrise Avenue machten bei einem ihrer wenigen Konzerte mit dem Wonderland Orchestra auch in der Bundeshauptstadt Station und spielten ein üppiges 150-Minuten-Set. Ein Wiedersehen ist garantiert.

(Bild: kmm)

Was gibt es Schöneres, als zu Frühlingsbeginn die Sunrise Avenue entlangzuschreiten? Das haben sich Sonntagabend rund 8.000 Fans gedacht, die das einzige Österreich-Konzert der Finnen in der Wiener Stadthalle mit all ihren Poren absorbierten. Es ist etwas mehr als ein Jahr her, als Frontmann Samu Haber eine Bandpause ankündigte und so mancher zwischen den Zeilen das Ende des Hitexpress herausgelesen hat. Die Angst war unbegründet, denn die Tourpause nutzte die Band für eine Neukonzeptionierung, um wieder etwas Spannung in das eingefahrene Leben zu bringen.

Altes Konzept neu gemacht
Das Ergebnis ist die opulente Umsetzung ihrer vielen Hits mit dem Wonderland Orchestra - eine im Pop-Bereich keinesfalls neue, aber für viele Musiker attraktive Idee, die sich immer noch großer Beliebtheit erfreut. Um Punkt 21 Uhr beginnt der violette Theatervorhang auf der Bühne zu leuchten, im Hintergrund spielt Haber bereits die ersten Riffs des Openers "Wonderland" und das lautstarke Gejohle der vornehmlich jungen und weiblichen Fans (dutzende Väter warteten nach Konzertende vor den Stadthallen-Toren) übertont zum ersten Mal das musikalische Hauptprogramm.

Es ist in erster Linie den radiotauglichen Pop/Rock-Hits von Sunrise Avenue zu verdanken, aber auch seine zweimalige Teilnahme als Juror bei der hierzulande extrem populären Show "The Voice Of Germany" hat Blondschopf Haber zu derartiger Beliebtheit verholfen, dass sich die Bestuhlung des Konzerts schon von Beginn weg als Fehlkonzeptionierung erweist. Haber und seine Bandkollegen sind leger in T-Shirts und Sneakers gekleidet, lediglich das 32-köpfige Orchester hat sich dem Anlass entsprechend in Schale geworfen. Doch all die Streicher und Bläser brauchen doch einiges an Aufwärmzeit, um sich klanglich in den Vordergrund zu stellen. Erst bei "Forever Yours", dem bereits fünften Song des Abendprogramms, werden die E-Gitarren zurückgedreht, um der gesamten Klangbreite des Wonderland Orchestras den nötigen Raum zur Entfaltung zu geben.

Kalkül in der Opulenz
In der Setlist setzen Sunrise Avenue ganz auf die großen Gefühle. Die Finnen sind mit Texten rund um die Liebe zu Millionensellern geworden und zelebrieren den Pathos der Zwischenmenschlichkeit noch opulenter als sonst, und streuen Saxofon-, Piano-, Violinen- oder Trompetensoli zwischen die Songs, die dadurch oftmals stark überladen wirken. Gerade bei weniger großen Hits wie dem extrem selten gespielten "Something Sweet", dem irisch angehauchten "I Can Break Your Heart" oder auch "I Don't Dance" ziehen sich die Arrangements unnötig in die Länge und man bekommt unweigerlich das Gefühl, dass Haber mit vollem Kalkül möglichst imposant wirken möchte.

Der Frontmann steht zu jeder Sekunde im Mittelpunkt des Geschehens und manchmal ist es ihm anzumerken, dass er an gewissen Stellen einfach gerne drauflosrocken würde, anstatt die gediegenen Orchester-Passagen abzuwarten, die Songs wie "Rising Sun" oder das im Western-Galopp voranschreitende "Funkytown" durchaus merkbar verändern. Zwischendurch nimmt sich Haber ausreichend Zeit, um mit den Fans zu palavern (anfangs auch auf Deutsch), von seinen Schnitzel- und Biererlebnissen am Vorabend in Wien zu erzählen, und sich in einer nostalgischen Rückblende an seine Auftritte im Flex und der Arena zu erinnern.

Neues Album ante portas
Die Tracks "Hurtsville" und "Unholy Ground" zelebriert der Kern der Band als Akustik-Version mitten in der Halle, was dem oftmals überladenen Treiben sehr guttut. Am Ende der 150-minütigen Bombastshow geht Haber mit den beiden Superhits "Fairytale Gone Bad" und "Hollywood Hills" noch einmal voll auf Angriff, aber das Orchester wirkt nur als verstärkendes Beiwerk und nicht als tragende Säule des Klangkonglomerats. So bleibt am Ende ein gefälliger Abend mit guter Stimmung, bei dem Sunrise Avenue es aber klar verabsäumt haben, eine stringent klassische Orchesteratmosphäre aufkommen zu lassen. Für die größten Begeisterungsstürme sorgten aber ohnehin zwei andere Nachrichten. Einerseits geht die Band laut Haber in zwei Wochen ins Studio, um am nächsten Album zu feilen, andererseits garantierte der charismatische Fast-Vierziger ein Wiedersehen 2017 - "am liebsten am Nova Rock Festival". Bewerbung 3.0 also.

Niila, der finnische Pop-Künstler, der den Abend vor Sunrise Avenue eröffnete, ist noch heuer in Wien zu sehen. Am 2. Oktober wird er seine eingängigen Songs in der Szene präsentieren.

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