Happy Birthday?

Twitter: Trübe Aussichten zum zehnten Geburtstag

Web
17.03.2016 11:53

Twitter wird zehn, doch ausgerechnet zum ersten runden Geburtstag hat der Kurzmitteilungsdienst wenig zu feiern. Zuletzt ging erstmals die Zahl aktiver Nutzer leicht zurück, Quartal für Quartal stehen tiefrote Zahlen in der Bilanz und die Aktie hängt im Kurskeller deutlich unter dem Ausgabepreis des Börsengangs von 2013 fest.

Twitter hat die Welt verändert, einen einzigartigen Kanal geschaffen. "Jeder kann seine Ideen und Informationen sofort und über Grenzen hinweg teilen", lautet das offizielle Motto von Twitter. Doch daraus ein profitables Geschäft aufzubauen, erweist sich als äußerst schwierig.

Zufällig entstanden
Zum Start von Twitter vor zehn Jahren ging es zunächst auch nicht darum, einen Online-Service zum Geldverdienen zu gründen. Der Dienst entstand eher zufällig nebenbei. Die kleine Firma Odeo in San Francisco wollte eigentlich einen Audio-Dienst für das Netz entwickeln. Bei einem Brainstorming schlug der Entwickler Jack Dorsey vor, kurze Statusmeldungen an alle Teammitglieder per SMS zu senden, damit jeder weiß, woran die anderen arbeiten. In zwei Wochen entstand ein Prototyp.

"Just setting up my twttr" lautete die erste heute noch auffindbare Kurzmitteilung von Dorsey am 21. März 2006. Das einflussreiche US-Blog "TechCrunch" entdeckte den Dienst drei Monate später. Auf der Tech-Konferenz SXSW Interactive in Texas gelang Twitter dann im März 2007 der Durchbruch, einen Monat später wurde die Firma Twitter Inc. ausgegründet.

Live mit dabei
Inzwischen gibt es kaum ein großes Ereignis, das nicht auch bei Twitter stattfindet. Die Notwasserung des Passagierflugzeugs bei New York im Jänner 2009, die gewaltigen Demonstrationen beim "arabischen Frühling" ab 2011, der Bombenanschlag auf den Marathon in Boston und die nachfolgende Jagd auf die Täter, Selfies aus der Kabine der Fußball-Weltmeister, der Schrecken der Terrorattacken von Paris. Und das sind nur einige historische Momente, die man ohne Twitter anders wahrgenommen hätte.

Suche nach Geschäftsmodell
Doch wie geht es jetzt weiter mit Twitter? Irgendwann muss jedes Unternehmen Geld verdienen. Mitgründer Jack Dorsey steht in seiner zweiten Runde als Twitter-Chef vor einer gewaltigen Herausforderung. Er muss den Kurznachrichtendienst reparieren - darf dabei aber nicht die Millionen zufriedener Twitter-Nutzer verärgern.

Der Internet-Unternehmer Sean Parker, der einst die Musiktauschbörse Napster mitgründete und in den frühen Jahren bei Facebook mitmischte, sieht gerade darin ein Problem. Die Begeisterung der Medien habe Twitter in den Anfangsjahren schnell wachsen lassen, erklärte er im Magazin "Vanity Fair". "Aber das hatte einen Preis: Dass aus den Nutzern keine eng gestrickte Community wurde."

Unter Druck scheint Dorsey derzeit an jeder Schraube zu drehen, die er findet. Er deutete an, dass die anfangs noch wegen der SMS als Basis eingeführte Obergrenze von 140 Zeichen pro Tweet fallen könnte. Twitter experimentiert mit einer Sortierung der Posts nach Relevanz-Algorithmen statt der üblichen chronologischen Reihenfolge - und handelte sich damit sofort einen Aufstand der eingefleischten Nutzer ein.

Konkurrenz hat aufgeholt
Schlimmer noch, Rivalen wie Facebook, Google und Snapchat wollen sich auch verstärkt als Kanal für News etablieren. Twitters Angebot "Moments", bisher nur in den USA verfügbar, soll spannende Einträge zu aktuellen Events an einem Ort bündeln - doch seit dem Start im Herbst führt es ein Schattendasein.

Mit "Periscope" hat Twitter einen Dienst für Live-Streaming - aber Facebook inzwischen auch, und dazu die "Instant-Articles"-Plattform für Medien-Inhalte. Google wiederum lässt Politiker im US-Wahlkampf mit kurzen Direktbotschaften "Google Posts" zu Worte kommen. Und der hohe Anteil falscher Informationen bei Twitter während dramatischer Ereignisse schreckt manche Nutzer ab.

Prominente Twitteria
Trotz aller Herausforderungen kann Twitter darauf bauen, dass viele Prominente sich über den Dienst direkt an ihr Publikum wenden. So verbreitet US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump seine Gemeinheiten über die politische Konkurrenz und andere Botschaften bevorzugt auf Twitter, die von knapp sieben Millionen Followern regelmäßig zu Kenntnis genommen und kommentiert werden.

An der Spitze der Twitter-Prominenten stehen aber die Popstars Katy Perry (84,5 Millionen Follower), Justin Bieber (77,2 Millionen) und Taylor Swift (72,9 Millionen), gefolgt von US-Präsident Barack Obama mit immerhin noch 71,1 Millionen Abonnenten.

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