Strenge Kontrollen

Reform: Weniger Antibiotika für Tiere in der EU

Tierecke
17.03.2016 09:42

Jene geplante Reform des Tier-Arzneimittelrechts der EU, die für Aufregung unter vielen Tierhaltern sorgte - wir berichteten - wurde in erster Lesung verabschiedet. Der routinemäßige Einsatz von Antibiotika, der vor allem in der Massentierhaltung durchaus üblich ist, soll künftig strikter geregelt werden. Doch auch homöopathische und naturheilkundliche Arzneimittel für Tiere sollen schon bald nur noch eingeschränkt erhältlich sein. Vielen Tierhaltern und vor allem den dahinter stehenden Dienstleistern ist das ein Dorn im Auge.

Weniger Antibiotika für Schweine, Rinder und andere Nutztiere - darauf zielt eine neue Verordnung ab, die das Europaparlament vor einer Woche in erster Lesung verabschiedet hat. Dank der Neuregelung soll der Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft strenger kontrolliert werden. Dazu ist in allen 28 EU-Staaten eine Verschreibungspflicht für Tier-Antibiotika vorgesehen.

Kein präventiver Antibiotika-Einsatz mehr
Der Handel mit Antibiotika im Internet soll ganz verboten werden. Zudem sollen alle Abgaben dieser Medikamente an Landwirte und Tierzüchter systematisch erfasst werden. Der Vorlage zufolge soll der präventive Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung grundsätzlich untersagt werden. Heute würden oft ganze Herden behandelt, wenn ein einziges Tier krank sei, sagte die britische Grüne Molly Scott Cato. Mit diesem "Routine-Einsatz" müsse Schluss gemacht werden.

Antibiotika-Resistenz beim Menschen fatal
Der deutsche CDU-Abgeordnete Peter Liese verwies auf Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach heute in der EU jährlich rund 25.000 Menschen sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Das Problem liege zwar vor allem in der zu häufigen Verschreibung dieser Medikamente in der Humanmedizin, es gebe aber auch antibiotika-resistente Keime bei Tieren, die auf Menschen überspringen und so beispielsweise in Krankenhäuser gelangen könnten. Das Europaparlament will daher durchsetzen, dass bestimmte Antibiotika, die bei Menschen als letztes Mittel eingesetzt werden, in der Tiermedizin nicht mehr oder nur unter besonders strengen Auflagen verwendet werden dürfen.

Vorlage als Basis für Verhandlungen
Die Vorlage geht nun an den Rat, in dem die 28 EU-Staaten vertreten sind. Die EU-Volksvertretung hat in der Frage ein Mitentscheidungsrecht - Rat und Parlament müssen sich also auf einen Kompromiss einigen. Die Verhandlungen dürften nicht vor 2017 beginnen und schwierig werden. In einigen EU-Staaten, die eine besonders intensive Viehzucht betreiben und einen Routine-Einsatz von Antibiotika zulassen, regt sich nach Angaben aus dem Europaparlament heftiger Widerstand gegen die Pläne.

Deutsche Tierheilpraktiker protestieren
Die Reform hat also ein durchaus erstrebenswertes Ziel. Doch über jenes schießt sie deutlich hinaus, zumindest wenn es nach den Berufsverbänden der deutschen Tierheilpraktikern geht. Denn mit dem Entwurf wird auch die Anwendung homöopathischer und naturheilkundlicher Arzneimittel durch Tierhalter und Tierheilpraktiker eingeschränkt. Das könnte bedeuten, dass auch Produkte zur Tierpflege und zur ergänzenden Fütterung künftig als Tierarzneimittel zugelassen werden müssen.

Tierheilpraktiker in Österreich nicht zugelassen
"Die Verordnung kann dazu führen, dass eine ganze Reihe von Medikamenten pflanzlichen Ursprungs, homöopathische Arzneimittel und handelsübliche Pflegemittel und Nahrungsergänzer vom Markt verschwinden und die wenigen verbleibenden allein auf Verschreibung des Tierarztes erhältlich sind", so der Text in einer Petition der Berufsverbände der Tierheilpraktiker und des Verbandes Artgerechte Tiergesundheit e.V.. Befürchtet wird auch das "Aussterben" des Tierheilpraktiker-Berufes - in Österreich ist diese Dienstleistung übrigens verboten, da Laien keine heilenden Tätigkeiten an Tieren ausüben dürfen. Lediglich sogenannte Tierenergetiker dürfen mit Bach-Blüten, Kinesiologie oder Bioresonanz Haustiere behandeln.

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