Inside Land Rover

Amy Frascella über das Geheimnis guten Designs

Motor
11.03.2016 11:27

"Es klingt vielleicht überheblich, aber wir müssen wissen, was Kunden wollen, lange bevor sie es selbst wissen", sagt Amy Frascella, Chefdesignerin für Farben und Materialien bei Land Rover. In einer kleinen Runde, welcher der österreichische Produktdesigner Thomas Feichtner als Conferencier angehörte, gab sie einen Einblick in die Hintergründe des Autodesigns.

(Bild: kmm)

Schon an dieser Stelle ahne ich, dass ein Auto zu designen mehr bedeutet als nur seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Vom Entwurf bis zum fertigen Modell dauert es bei Land Rover etwa fünf Jahre, das heißt ein Designer muss fünf, zehn, fünfzehn Jahre in die Zukunft denken. Dazu hat es wenig Sinn, Kunden nach ihren Wünschen zu fragen. "Wenn wir Leute befragen, sprechen sie über die Vergangenheit, nicht über die Zukunft", schmunzelt Thomas Feichtner, "und wenn man dann etwas nach Kundenwünschen gestaltet, sagen sie, das schaut aus wie von gestern."

"Wir beschäftigen uns viel mit allem Möglichen, um das richtige Design zu kreieren, die Trends zu erahnen", sagt Amy Frascella. Dazu gehört Unterhaltungselektronik ebenso wie Architektur, Kunst, Mode, "aber auch die Natur ist eine ewige Quelle der Kreativität". So entstehen Formen, Farben, Oberflächen, die begeistern, beim Betrachten oder Befühlen. "Der Innenraum ist extrem wichtig, schließlich leben wir durchschnittlich vier Jahre in unserem Auto; wir interagieren mit ihm physisch wie auch mit den Augen", und dennoch schauen wir ein Auto zunächst von außen an. Doch in Wahrheit kommt es darauf an, wie das, was man jeden Tag anfasst, sich anfühlt, ob es dem Auge schmeichelt - und ob es uns auf Dauer gefällt.

Ein Design-Geheimnis heißt "grower"
Allerdings kann das, was auf Anhieb gefällt, bald langweilig werden. "Wir nennen das 'a grower'. Design, das dem Betrachter erst nach und nach gefällt, nachdem er es zuerst abgelehnt hat." Wieder so ein Beispiel, wo der Designer vielleicht mehr weiß als der Kunde.

"Gutes Design darf nicht elitär sein", so die Amerikanerin. "Das klingt jetzt vielleicht komisch, weil ich für Land Rover, also eine hochwertige Marke arbeite, aber zum Beispiel der letzte Kia Sportage hat ein wunderbares Interieur-Design. Das würde auch in ein Premium-Fahrzeug passen, auch wenn es dann das Doppelte kostet und die Materialien dort anders wären." Klar, ein Designer wird ja nicht unbedingt kreativer, nur weil sein Produkt plötzlich mehr kostet. Auch Amy Frascella hat zuletzt für Kia in Kalifornien gearbeitet, seit vier Jahren steht sie in Diensten der Briten.

Nicht nur finanziell (im Sinn von Material-/Herstellungskosten) sind Designern Grenzen gesetzt, "vor allem Sicherheitsvorschriften stellen uns immer wieder vor Herausforderungen". Schön heißt oft nicht erlaubt.

Trends im Innenraumdesign
Derzeit ist Leder im Innenraum das Maß der Dinge, Leder bedeutet "hochwertig". "Das wird sich ändern. Die Zukunft liegt in Kunststoff, der die Eigenschaften von Leder hat. Da gibt es noch viel zu entwickeln." Es werde einfach nicht so viel günstiges Leder geben, wie man bräuchte. Und wenn man billiges Leder so intensiv behandelt, dass es alle Natürlichkeit verliert, sei das auch sinnlos. Abgesehen vom ethischen Aspekt: "Es hat einen Grund, warum Tesla das 'vegane Auto' anbietet."

Generell ist Kunststoff das Material der Zukunft, sodass nicht mehr zwischen A- und B-Oberflächen unterschieden werden muss. Und natürlich Recycling. "Da ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber wir haben z.B. im Evoque Kunststoff aus recycelten Plastikflaschen verwendet." An diesem Thema arbeitet bei Land Rover ein eigenes Team, das immer wieder Überzeugungsarbeit leisten muss: Nachhaltiges sei einfach teurer. Man brauche Argumente, warum etwas für den Kunden und die Welt besser ist.

Unterm Strich
Gutes Design muss auf lange Sicht gefallen, dazu muss einfach alles zusammenpassen. Auch der Einsatzzweck. Und manchmal überrascht das fertige Produkt dann sogar die Designer, wie Thomas Feichtner als erklärter Fan des Land Rover Defender launig in die Runde wirft: Es war sicher nicht geplant, dass es an dieser automobilen Legende 27 Stellen gibt, an denen man eine Bierflasche öffnen kann...

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(Bild: kmm)



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