Tod von Priklopil

Neue Mord-Anzeige im ewigen Fall Natascha Kampusch

Österreich
25.02.2016 16:49

Karl Kröll, der Bruder des ehemaligen Chefermittlers im Fall Natascha Kampusch, hat im Zusammenhang mit dem Ableben des Entführers Wolfgang Priklopil eine Anzeige wegen Mordverdachts eingebracht. Demnach sei Priklopil bereits tot gewesen, als er vom Zug überrollt wurde.

"Es ist richtig, dass es hinsichtlich des Todes von Priklopil eine Anzeige gibt. Diese wird jetzt von uns geprüft", bestätigt der Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Michael Klackl, einen Bericht des deutschen Nachrichtenmagazins "Spiegel". Zunächst müsse die Staatsanwaltschaft Wien eruieren, ob in der Anzeige überhaupt etwas Neues thematisiert wird, was nicht bereits Gegenstand der jahrelangen, umfangreichen und an sich abgeschlossenen Ermittlungen zum Entführungsfall Kampusch war, so Klackl.

Verletzungen nicht ausreichend untersucht
"Wer nichts gegen einen Mordverdacht unternimmt, begünstigt Tatverdächtige. Dazu bin ich nicht bereit", so Kröll, der damit die Theorie seines verstorbenen Bruders, des ehemaligen Chefermittlers, unterstützt, im Gespräch mit dem "Spiegel".

Laut Kröll wurde in den Ermittlungen die Beschaffenheit der Vorderfront des Zuges 23786 vernachlässigt. "Daher wurde auch der Frage nicht nachgegangen, ob die Verletzungen des toten Priklopil überhaupt durch den Kontakt mit der Triebwagenvorderfront verursacht worden sein konnten", sagt auch Johann Rzeszut, ehemaliger Präsident des Obersten Gerichtshofs in Wien und Mitglied der Evaluierungskommission, die das Innenministerium zur Aufdeckung möglicher Ermittlungspannen im Fall Kampusch beauftragt hatte.

Verschwörungstheorien nie verstummt
Die damals zehnjährige Natascha Kampusch war am 2. März 1998 entführt und mehr als acht Jahre lang im Keller von Priklopils Haus im niederösterreichischen Strasshof gefangen gehalten worden. Erst am 23. August 2006 gelang der damals 18-Jährigen die Flucht. Priklopil beging daraufhin Selbstmord, indem er sich vor einen Schnellbahn-Zug warf. Obwohl die polizeilichen Ermittlungen zum Ergebnis kamen, dass der Entführer alleine gehandelt hatte, und auch Kampusch selbst dies bestätigte, waren anderslautende Verschwörungstheorien nie verstummt.

Ebenso wurde Priklopils Freitod immer wieder infrage gestellt. Im polizeilichen Endbericht von April 2013 wurde dazu jedoch festgehalten, es bestünden keine Zweifel am Suizid. Auch immer wieder behauptete Verstrickungen des Entführers in die Rotlicht- bzw. Pädophilenszene konnten nie nachgewiesen werden. Der ehemalige Chefermittler Franz Kröll hat nach offiziellen Angaben im Juni 2010 Selbstmord verübt.

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