Bomben in Indien

Ermittlungs-Fortschritte nach Mumbai-Anschlägen

Ausland
14.07.2006 13:06
Nach den Bombenanschlägen in der indischen Finanzmetropole Mumbai (früher Bombay) kommt die Polizei dank des Abhörens von Telefonaten voran. Unter anderem hätten Anrufe von Pakistan nach Bangladesch Anhaltspunkte für die Fahndung ergeben, meldete die Nachrichtenagentur Press Trust of India. Auch in Anrufen in den Nahen Osten seien den Ermittlern verdächtige Passagen aufgefallen.

Als ein Hauptverdächtiger habe sich ein mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge in Neu-Delhi mit 60 Toten im August 2005 herauskristallisiert.

Liste möglicher Terror-Verantwortlicher lang
Dieser habe enge Kontakte zur Islamistengruppe Lashkar-e-Taiba, die gegen die indische Herrschaft in Kaschmir kämpft. Die Organisation hat jegliche Verantwortung zurückgewiesen und die Anschläge als "barbarische Akte" verurteilt. Dagegen begrüßte am Donnerstag eine bisher unbekannte Organisation mit dem Namen "Al Kaida in Jammu und Kaschmir" die Anschläge. Das Terrornetzwerk von Osama bin Laden war bisher in der indischen Unruheregion noch nicht in Erscheinung getreten.

Misstrauen gegen pakistanischen Präsidenten
"Was wir sagen können, ist, dass Einheimische involviert waren, möglicherweise mit Unterstützung von außen", sagte der Chef der Anti- Terror-Einheit von Bombay, K.P. Raghuvanshi. Ein Vertreter des indischen Innenministeriums vermutet die verbotene Islamische Studentenbewegung (SIMI) hinter den Anschlägen. Die Planung stamme aber vermutlich vom berüchtigten pakistanischen Geheimdienst ISI, sagte er. Politische Kommentatoren haben der indischen Regierung vor diesem Hintergrund empfohlen, ihre Beziehungen zum pakistanischen Präsidenten Musharraf zu überdenken.

Vater findet verlorenen Sohn
Drei Tage nach den Anschlägen hat ein Vater am Freitag seinen schwer verletzten zwölf Jahre alten Sohn in einem Krankenhaus gefunden. Der Junge war mit einem schweren Trauma und Kopfverletzungen auf die Intensivstation des Bhagwati Krankenhauses gebracht worden.

Das sehr geschwächte Kind erwachte erst am Donnerstag aus der Bewusstlosigkeit, konnte aber auch dann nicht richtig seinen Namen sagen. Der Vater habe seinen verlorenen Sohn wieder gefunden, nachdem er im Fernsehen Bilder von ihm gesehen hatte. Zuvor hatte das Krankenhaus schon Anrufe von hilfsbreiten Bürgern erhalten, sie für die Behandlung des Kindes zahlen oder es sogar adoptieren wollten.

Sieben Sprengsätze explodiert
Die indische Polizei hat indes die Opferbilanz der Anschlagsserie auf Züge in Bombay vom Dienstagabend nach unten revidiert. Demnach wurden 179 Menschen getötet und 773 verletzt. Zuvor war von mindestens 200 Toten die Rede gewesen. Insgesamt sieben Sprengsätze waren am Dienstag im abendlichen Berufsverkehr in Vorortzügen und Bahnhöfen der 18-Millionen-Einwohner-Stadt explodiert.

In der Infobox findest du Bilder der Anschläge in Bombay!

Anschläge im 30-Minuten-Takt - Behörden waren vorgewarnt!
Nach Angaben der Polizei wurden die Explosionen an den insgesamt sieben Anschlagsorten präzise koordiniert und im 30-Minuten-Takt durchgeführt. Ganze Zugabteile wurden völlig zerfetzt. Nach Angaben des Innenministers wussten die Behörden, dass ein Anschlag geplant war, kannten aber weder Ort noch Zeit. Mumbais Polizeichef A. N. Roy rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die Polizei werde sich voll und ganz auf die Bergunsarbeiten konzentrieren, bekräftigte er in Fernseh-Interviews. Die Anschläge ereigneten sich an den Bahnstationen Matunga, Mahim, Khar, Santacruz, Jogeshwari, Borivali und Bhayendar.

Bomben nur im 1.-Klasse-Abteil
Die indische Polizei hat alle Bahnhöfe in der 14-Millionen-Metropole vorsichtshalber abgeriegelt. In Mumbai und auch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi wurden die Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Bekannt hat sich zu den Anschlägen bisher niemand. Die Taktik der Attentäter - rasch aufeinander folgende Explosionen - soll in der Vergangenheit vor allem von kaschmirischen Extremisten angewendet worden sein. Interessant ist auch, dass sich die Sprengsätze nur in Abteilen der 1. Klasse befanden.

Kein unbeschriebenes Blatt
Die Millionenstadt Mumbai wurde im vergangenen Jahrzehnt des öfteren von Bombenanschlägen erschüttert. Bei einer Bombenserie im August 2003 waren in Bombay mehr als 50 Menschen getötet und 35 verletzt worden. Die bisher schlimmsten Bombenanschläge erlebte Mumbai 1993. Im März jenes Jahres wurden bei einer Serie von Anschlägen mehr als 300 Menschen getötet und über 1000 verletzt.

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