Spricht von "Hype"

Tropenmediziner hält Zika-Erreger für überbewertet

Wissenschaft
05.02.2016 14:48

Das Zika-Virus wird aus Sicht des Linzer Tropenmediziners Martin Haditsch überbewertet. Dass die WHO den Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, sei nicht nachvollziehbar. Nachsatz: "Schwangere oder Frauen in der Phase der aktiven Familienplanung sollten grundsätzlich nicht in die Tropen reisen. Das hat jetzt nicht explizit mit dem Zika-Virus tun."

Auch das Risiko, schwer an Malaria oder Hepatitis E zu erkranken oder sogar daran zu sterben, sei in der Schwangerschaft signifikant höher, erklärt der Mediziner. Daher gebe es in den betroffenen Ländern eine größere Kinder- und Müttersterblichkeit. "Wir haben ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis, und deshalb ist es nicht ratsam, schwanger oder mit Kinderwunsch in die Tropen zu fliegen."

Die Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstands durch die WHO erzeuge für ihn, Haditsch, "eine skurrile Situation": Das sei in den vergangenen 15 Jahren nur bei SARS, Schweinegrippe, Kinderlähmung und zuletzt Ebola geschehen. Die Maßnahme erleichtere lediglich das Vorgehen gegen die übertragenden Moskitos.

Haditsch: Dengue-Fieber fordert mehr Opfer als Ebola
Haditsch wies darauf hin, dass beispielsweise das Dengue-Fieber jährlich mehr Todesopfer fordere als Ebola. "2015 gab es 1,6 Millionen Dengue-Fieber-Fälle in Brasilien, und in der Dominikanischen Republik, einer der Lieblingsdestinationen europäischer Touristen, gab es von 2014 bis 2015 rund 540.000 Erkrankungen am Chikungunya-Fieber." Man solle nicht so tun als wäre Zika "die einzige und größte Gefahr".

Auch würden jährlich genauso viele Menschen an der Grippe sterben wie bei Autounfällen, trotzdem lasse sich kaum jemand impfen. "Käme nun ein Zika-Virus-Impfstoff auf den Markt, würden sich vermutlich mehr Leute impfen lassen, nur weil gerade ein Hype gefördert wird." Jeder müsse selbst einschätzen, wie viel Risiko er eingehen wolle, denn derzeit könne man sich eben nur präventiv mit Mückenspray schützen.

Brasilien von Epidemie besonders betroffen
Das von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragene Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Brasilien ist besonders von der Epidemie betroffen: Die Zahl der Zika-Infektionen wird dort auf 1,5 Millionen geschätzt, nach Angaben der Behörden sind seit Oktober über 4000 Babys mit Verdacht auf Mikrozephalie auf die Welt gekommen, 404 Fälle sind bisher bestätigt. Der Kopf der Kinder ist deutlich zu klein und die Gefahr groß, dass sie geistig behindert bleiben oder unter neurologischen Schäden leiden werden.

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