Schwere Vorwürfe

Mayer und die Männer: Sexismus-Klage gegen Yahoo

Web
05.02.2016 10:22

Fast alle großen IT-Konzerne werden von Männern geleitet. Eine Ausnahme stellt der kriselnde Web-Pionier Yahoo dar. Dort hat seit vier Jahren die zuvor bei Google tätige Managerin Marissa Mayer das Zepter in der Hand, sie sollte den strauchelnden Riesen wieder auf Kurs bringen. Gelungen ist das nicht, Yahoo ist Übernahmekandidat. Aber damit nicht genug: Ein Ex-Mitarbeiter erhebt nun schwere Vorwürfe gegen Mayer und spricht von fragwürdigen Management-Methoden und Sexismus gegenüber Männern.

Normalerweise gehen derlei Vorwürfe in die andere Richtung. Vielen IT-Konzernen wird vorgeworfen, zu wenige Frauen zu beschäftigen und keine für Frauen attraktiven Arbeitsbedingungen zu schaffen. Manch ein Manager - etwa Microsoft-Boss Satya Nadella - hat die Debatte auch schon mit zweifelhaften Aussagen befeuert. Auch die sexuelle Belästigung von Frauen ist im Silicon Valley in vielen Firmen ein reales Problem.

Schwere Vorwürfe durch Ex-Mitarbeiter
Der 2014 gekündigte Yahoo-Mitarbeiter Gregory Anderson, der im Mediengeschäft des verblassenden Internet-Sterns gearbeitet hat, erhebt nun schwere Vorwürfe gegen das Yahoo-Management und spricht von Diskriminierung in die andere Richtung. Er hat das Unternehmen deswegen sogar verklagt und berichtet von eigenartigen Benotungs-Systemen, willkürlichen Kündigungen und einer massiven Bevorzugung von Frauen unter Mayers Regentschaft.

Schlechter qualifizierte Frauen bevorzugt?
Konkret berichtet Anderson, der bereits vor Mayers Amtsantritt in leitender Funktion im Mediengeschäft von Yahoo tätig war, laut "Heise": Hochrangige Yahoo-Manager hätten bei der Suche nach neuen Mitarbeitern gezielt nach Frauen gesucht und diese auch dann eingestellt, wenn sie schlechter qualifiziert waren als männliche Bewerber. Die Führungspositionen in Yahoos Redaktionsbereich seien zu 87 Prozent mit Frauen besetzt worden. Seit Mayers Amtsantritt sei ihr Anteil damit von unter 20 auf mehr als 80 Prozent gestiegen.

Ein Drittel der Belegschaft gekündigt
Anderson fordert von Yahoo fünf Millionen US-Dollar Schadensersatz - nicht nur wegen der Diskriminierungsvorwürfe, sondern auch wegen unredlichem Verhalten gegenüber Mitarbeitern. Demnach habe Mayer ein eigentümliches Benotungssystem für die Mitarbeiter eingeführt. Dabei mussten Abteilungsleiter ihre Untergebenen alle drei Monate mit null bis fünf Punkten bewerten, anschließend ging die Bewertung offenbar über die Schreibtische von Yahoo-Managern, wo sie wiederum "kalibriert" wurde - ohne, dass diese Manager die Mitarbeiter überhaupt kennen würden.

Am Ende stand eine Benotung: Hatten die Mitarbeiter ihre Anforderungen "stark übererfüllt", "übererfüllt", "erreicht", "manchmal verfehlt" oder "verfehlt"? Wer schlecht benotet wurde, flog - seit Mayers Amtsantritt 2012 fast ein Drittel der Belegschaft.

Bestechungsversuch durch Benotungsprozedur
Das Benotungsprozedere sei völlig intransparent abgelaufen, Mitarbeiter hatten laut Anderson keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Tatsächlich habe er vor Mayers Amtsantritt stets positives Feedback bekommen, danach wurden die Noten plötzlich schlechter. Die Folge: Firmeninterne Manipulationsversuche. Ein anderer Mitarbeiter habe einmal versucht, ihn zu bestechen, um eine gute Note zu bekommen und seinen Job zu retten.

Anderson meldete den Bestechungsversuch - und wurde seinerseits schlecht bewertet, weil die Frau des Bittstellers eine Vorgesetzte Andersons war. Generell sei ihm seit Mayers Amtsantritt ein rauer Ton gegenüber Männern aufgefallen. Wer schlecht bewertet wurde und ein Mann war, wurde oft sofort rausgeworfen. Frauen wurde dagegen Zeit gegeben, sich einen anderen Job zu suchen. Tendenziell wurden Anderson zufolge bei vergleichbaren Benotungen eher die Männer gekündigt.

Yahoo relativiert Vorwürfe
Ob die schweren Vorwürfe Andersons stimmen und sich Yahoo der Diskriminierung von Männern schuldig gemacht hat, muss nun ein Gericht entscheiden. Das Verfahren soll im März beginnen. Yahoo relativiert Andersons Anschuldigungen in einem ersten Statement. Man achte auf die Fairness des Bewertungsverfahrens und sei sich sicher, dass das System Leistungsträger belohne und die wenig Leistungsstarken hinausgeleite.

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