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LG 4K-OLED: Wirklich die erhoffte TV-Revolution?

Elektronik
06.03.2016 09:00

4K-Auflösung, HDR, krumme Displays, OLED: Die TV-Industrie hat in den vergangenen Jahren immer wieder neue Technologien präsentiert, die unser Fernseherlebnis revolutionieren sollen. Besonders die koreanischen IT-Riesen LG und Samsung betreiben ein stetes technologisches Aufrüsten. Aber zahlt sich eine Investition in neueste Fernsehtechnologie für den Normalnutzer auch aus? krone.at hat es sich anhand eines sündhaft teuren Edel-OLED-Fernsehers von LG angesehen.

Stolze 4500 Euro kostet der 4K-fähige OLED-Fernseher mit dem sperrigen Namen 55EG96 von LG. Definitiv kein TV-Schnäppchen und für die meisten Interessenten schlicht zu teuer, das Gerät zeigt aber auch, was heute am TV-Markt möglich ist. 55 Zoll (140 Zentimeter) Diagonale, unerhört scharfe 3840 mal 2160 Pixel Auflösung, krummes Display, WebOS-Betriebssystem.

Ebenfalls an Bord: Passives 3D (2 Brillen liegen bei) sowie ein Tuner für DVB-T/-T2/-C/-S/-S2. Die Anschlussausstattung umfasst dreimal HDMI (2 x 2.0, 1 x 1.4), SCART, VGA, Toslink, dreimal USB (2 x 2.0, 1 x 3.0) für USB-Datenträger und Funktastaturen, WLAN sowie einen integrierten Mediaplayer (HEVC, DivX, DivX HD). Der TV empfängt DLNA/UPNP-Streams aus dem LAN und kann - mit einer externen Festplatte - Inhalte aufnehmen. Energieverbrauch: Effizienzklasse B, 134 Watt Verbrauch. Audio-Leistung: 20 Watt.

Viele Vorteile durch OLED-Technologie
Das wahre Highlight ist aber die Displaytechnologie. Während so gut wie alle Konkurrenten auf LCD-Panels setzen, verbaut LG in seinen Top-Fernsehern OLED-Schirme. Das treibt den Preis in die Höhe, bringt aber auch Vorteile. Schwarz wird weit satter dargestellt, als von anderen Technologien, Farben sind deutlich intensiver, die Fernseher besonders dünn.

Grund: LCD-Fernseher brauchen eine Hintergrundbeleuchtung. Wird Schwarz dargestellt, führt diese dazu, dass die Nichtfarbe eher wie Grau wirkt. Viele LCD-Geräte steuern hier mit Local Dimming, also dem stellenweisen Abschalten der Beleuchtung gegen, OLED können sie aber nicht das Wasser reichen. Hier sind die einzelnen Pixel selbstleuchtend. Wird schwarz dargestellt, bleibt der Bildpunkt ausgeschaltet - und damit schwarz. Werden Farben dargestellt, wirken sie intensiver. Und weil keine Beleuchtungsschicht hinter dem eigentlichen Display ist, können OLED-TVs dünner gefertigt werden.

Famoses Bild, auch ohne 4K-Material
Was zunächst sehr theoretisch klingt, offenbarte sich im Test sofort bei der Bildqualität. Schöner als auf LGs OLED-TVs kann man derzeit nicht fernsehen. Derart leuchtende Farben und wahrhaft sattes Schwarz findet man bei keiner anderen Bildtechnologie, zudem ist das Gerät extrem kontraststark und kann mit den vorhandenen Voreinstellungen gut an die eigenen Vorlieben angepasst werden - von grell und satt bis dezent und dunkler.

Die Vorteile bei der Bildqualität nimmt man dabei auch bei "normalem" Full-HD-Material und sogar beim regulären TV-Programm wahr, es braucht keine eigens produzierten Inhalte. Bedenkt man, wie selten 4K-Inhalte sind, ist das ein klarer Vorteil. Wenn man sie denn hat, stellt LGs Edel-Fernseher sie freilich auch ausgesprochen scharf und detailreich dar, mit allen zuvor bereits genannten positiven OLED-Begleiterscheinungen bei der Bildqualität.

LG beziffert Haltbarkeit mit 30.000 Stunden
Der Haken: OLED hält nicht so lang wie LCD. Gegenüber krone.at hat LG eine Haltbarkeit von rund 30.000 Stunden angegeben. Das sind 1250 Tage Dauerbetrieb - oder etwas mehr als 16 Jahre bei fünf Stunden Betrieb pro Tag. Ob dieser Wert tatsächlich erreicht wird, kann man erst in ein paar Jahren beurteilen. Im mehrwöchigen Härtetest machte der OLED-TV aber keine Probleme.

Sinn und Unsinn gekrümmter Bildschirme
Streiten kann man über Sinn und Unsinn des gekrümmten Displays. Im Test hat die Krümmung zwar nicht gestört, das Marketing-Versprechen der TV-Industrie, die Krümmung sorge für ein besseres "Mittendrin-Gefühl", können wir aber nicht bestätigen. Wenn die Krümmung überhaupt einen Vorteil hat, dann die gegenüber planen TVs etwas geringeren Reflexionen bei seitlichem Lichteinfall.

Vereinzelt Verbindungsprobleme mit Magic Remote
Weil ein Fernseher heute deutlich mehr ist als nur ein großer Bildschirm, gehen wir an dieser Stelle auch auf das Bedienkonzept und die vorhandenen Smart-TV-Funktionen ein. Um die vernünftig nutzen zu können, legt LG dem 55EG96 eine sogenannte Magic Remote bei. Dabei handelt es sich um eine Fernbedienung mit Bewegungserkennung, ähnlich Nintendos WiiMote. Damit zielt man am TV-Gerät auf Apps und Schaltflächen und löst diese aus.

Im Test klappte das weitgehend zuverlässig, hie und da erwies sich die Verbindung aber als instabil. Dann verhält sich der Cursor eigenwillig und bewegt sich nicht so, wie man es gern hätte. Ein Problem, dem man mit Schütteln Herr wird.

Flottes WebOS-Interface, App-Qualität schwankt
Bei den Smart-TV-Funktionen setzt LGs OLED-TV auf das vom PDA-Pionier Palm zugekaufte Linux-Betriebssystem WebOS. Im Test erwies sich das verspielt gestaltete System als angenehm responsiv und flüssig, beliebte Apps wie die ORF TVthek, der Streaming-Platzhirsch Netflix, YouTube oder Maxdome sind dafür verfügbar - und letztlich auch eine der wenigen Quellen für 4K-Inhalte, mit denen man das TV-Gerät wirklich auskosten kann.

Weitere Apps können über einen eigenen App Store heruntergeladen werden. Die Qualität der einzelnen Apps schwankt. Netflix etwa läuft sehr zuverlässig, bei der ORF TVthek gibt es in Detailfragen - etwa beim Vor- und Zurückspulen während des Streams - Nachholbedarf. Nett: Der LG-Fernseher ist Google-Cast- und DLNA-fähig, kann also sowohl mit Streaming-Quellen aus dem Heimnetz, als auch aus dem Internet umgehen. Die Steuerung mittels Smartphone-App - etwa bei YouTube - ist dabei recht komfortabel.

Analog-TV ist 4K-OLED-Fernsehern unwürdig
Nicht LGs Fehler: Normales Analog-TV ist einem Fernseher vom Schlage des 55EG96 unwürdig und zeigt, wie weit das, was die TV-Anstalten in puncto Bildqualität ausliefern, den Möglichkeiten moderner Fernseher hinterher hinkt. Digitales Material ohne HD-Auflösung ist nicht viel, aber zumindest etwas besser. Um wirklich Kapital aus dem Fernseher zu schlagen, braucht es aber HD - und das gibt's nicht bei jedem Sender gratis. Vor allem Privatsender versuchen, die Zuseher noch einmal zu melken - freilich, ohne zahlenden HD-Zuschauern weniger Werbung zu zeigen.

Sound ausbaufähig, Verarbeitungsqualität gut
Die Audioleistung des 55EG96 ist in Ordnung, Heldentaten sollte man aber nicht erwarten. Stimmen werden klar verständlich wiedergegeben, zum Musikhören taugt die Akustik nur bedingt. Wer gerne Konzerte oder dergleichen auf seinem TV-Gerät anschaut - angesichts der Pracht, die eine Licht-Show am OLED-Panel darstellt, sehr empfehlenswert - wird selbst bei einem hochwertigen Gerät wie dem 55EG96 nicht umhin kommen, in eine Soundbar zu investieren.

Erwähnenswert: Im Test brachte der Fernseher nicht bei jedem Eingangssignal gleich gute Audioergebnisse zustande. Analoge Signale wurden teils sehr leise, digitale aber in normaler Lautstärke ausgegeben.

Die Verarbeitungsqualität ist okay. Das Gerät ist aus Kunststoff gefertigt, ausnehmend dünn und wies im Test keinerlei Verarbeitungsmängel auf. Höchstens über die Langlebigkeit des Vier-Wege-Knopfes zum An-, ab- und umschalten könnte man diskutieren. Angesichts des stolzen Preises wären zudem ein metallener Standfuß oder Metallakzente wünschenswert gewesen. Davon abgesehen überzeugt der fast randlose silber-weiße Fernseher mit leuchtendem Herstellerlogo an der Front als durchaus hübsches Gerät. Lobenswert: Der Standfuß ist gummiert, was für sicheren Stand sorgt.

Bedienung stellenweise mühsamer als nötig
Ein kleines Manko, das sich LGs Software-Entwickler noch einmal ansehen sollten: Bei einigen TV-Grundfunktionen wie etwa der Senderliste und insbesondere ihrer Sortierfunktion erscheint die Bedienunlem, aber während des Sortierens doch recht gewöhnungsbedürftig.

Fazit: Beim Bild das Maß aller Dinge
Geht man nur nach der Bildqualität, sind LGs OLED-Fernseher derzeit das Maß aller Dinge. Fußball, Gaming, Heimkino: Nirgends sonst sieht man derart tiefsattes Schwarz, nirgends leuchtendere Farben. Und zwar nicht nur mit hochauflösenden 4K-Inhalten, die am 55EG96 ebenfalls grandios aussehen, sondern auch mit "normalem" Material.

Kleinere Schwächen - der ausbaufähige Sound, gelegentliche Probleme bei der sonst recht praktischen Magic Remote, einige komplizierte Menüs - mögen den exzellenten Eindruck leicht trüben und auch der hohe Preis stimmt zögerlich. Sinken die Preise für OLED-TVs - und das tun sie bereits - trauen wir LGs ultradünnen TV-Virtuosen aber einen echten Siegeszug zu.

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