Prozess gestartet

Bosnier soll in Graz IS-Kämpfer angeworben haben

Österreich
02.02.2016 17:00

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag der erste große Dschihadisten-Prozess in Graz begonnen. Einem Bosnier (49) wird vorgeworfen, in einer Moschee IS-Krieger angeworben und die Kontakte in Syrien hergestellt zu haben. Der gelernte Elektriker selbst bestreitet das: "Ich bin nur ein religiöser Moslem."

"Ich bin nicht zum Weglaufen gekommen", lächelt der gebürtige Bosnier den Richter an, als dieser ihn ermahnt, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, wenn man ihm die Handschellen abnimmt. Weit würde er nicht kommen: Umringt von Spezialeinheiten im streng gesicherten Gerichtsgebäude wird dem 49-Jährigen der Prozess gemacht.

Der Staatsanwalt wirft ihm die Verbrechen der terroristischen Vereinigung und kriminellen Organisation vor. 1992 ist er nach Österreich gekommen, war bei den Kommunisten, dann Atheist und bei den Zeugen Jehovas. 1998 "hat eine Pilgerfahrt nach Mekka mir die Seele geöffnet", erzählt der dreifache Familienvater. Dort lernte er Islamistenführer Bilal B. kennen, der erst im Herbst in seiner Heimat Bosnien wegen Terror-Anstiftung (noch nicht rechtskräftig) zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war. "Ich kann über ihn nur Gutes sagen, eine amüsante Person."

Seine Frau ließ sich scheiden - "wegen seiner zunehmenden Radikalisierung", betont der Staatsanwalt: "Es gilt nur der Koran, alles andere wird nicht akzeptiert." Die politische Ideologie des IS sei nichts anderes als "Faschismus: totalitär, radikal, extrem antisemitisch". Der IS selbst sei "eine Verbrecherbande von Vergewaltigern, Räubern und Mördern".

Angeklagter: "Extrem ist eine Übertreibung"
Der Ankläger warnte davor, "Kellermoscheen" zu bagatellisieren: Dort käme es immer wieder zu Radikalisierungen. Im Umfeld der nun geschlossenen Furkan-Moschee in Graz soll der Angeklagte andere bestärkt haben, sich dem IS anzuschließen. Er hatte Kontakte zu Terror-Netzwerken und wollte laut Anklage auch selbst in den Syrien-Krieg. Festgenommen wurde er im kroatischen Grenzgebiet.

"Ich selbst bezeichne mich als normal. Extrem ist eine Übertreibung", erklärt der Mann, stets lächelnd. Dass Frauen sich verschleiern sollen, sei nicht extrem, sondern ein Gebot Gottes. Ein Urteil soll es im März geben.

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