Löschantrag-Lawine

Musiklobby geht gegen programmierende Kinder vor

Web
26.01.2016 11:02

Um Kinder in jungen Jahren für das Programmieren zu begeistern, hat die renommierte US-Technikuniversität MIT die Programmiersprache Scratch entwickelt und eine Online-Plattform ins Leben gerufen, auf der Kinder ihre Programmierprojekte zur Schau stellen können. Weil die jungen Programmierer bei manchen ihrer Werke urheberrechtlich geschützte Sounds verwendet haben, geht die Musikindustrie nun gegen das Projekt vor.

"Mit Scratch kannst Du deine eigenen interaktiven Geschichten, Spiele und Animationen erstellen und deine Schöpfungen mit anderen im Internet teilen", erklären die Betreiber des Dienstes auf ihrer kindgerechten Website. Bei den jungen Programmierern kommt das Angebot gut an, sie haben bereits mehr als zwölf Millionen Programmierprojekte veröffentlicht.

Diese Programmierprojekte haben nun allerdings die Musikindustrie auf den Plan gerufen, die Scratch einem Bericht des Filesharing-Nachrichtenportals "TorrentFreak" zufolge mit insgesamt gut 40.000 Löschaufforderungen überhäuft hat.

Kinder kennen kein Urheberrecht
Betrachtet man die Projekte, zeigt sich tatsächlich, dass in vielen von ihnen beliebte Popmusik vorkommt. Das ist auch kein Wunder, schließlich sind Kinder in aller Regel nicht mit den Feinheiten des Urheberrechts vertraut und untermalen ihre Schöpfungen mit den Songs, die ihnen gefallen. Das wissen auch die Scratch-Betreiber, die auf ihrer Website um Nachsicht bitten.

"Bitte bedenken Sie, dass Scratch eine nicht profitorientierte Erziehungsinitiative ist, die Kindern mit ihren Werkzeugen dabei helfen will, sich mit digitaler Technologie auszudrücken", heißt es dort. Geholfen hat es freilich nichts. Die 40.000 Löschaufforderungen des Verbands der britischen Musikindustrie BPI, die Google im Transparenzbericht für 2015 darstellt, kamen trotzdem.

Heftige Diskussionen auf Twitter
Ergibt die Prüfung, dass in den beanstandeten Programmierprojekten tatsächlich urheberrechtlich geschützte Werke verwendet wurden, muss Scratch die Werke, in die Kinder viel Zeit und Arbeit investiert haben, wohl oder übel löschen. Für die Scratch-Betreiber ist das mühsam, für die Kinder ernüchternd - und für die Rechteverwerter ein PR-Bauchfleck erster Güte.

Auf Twitter wird bereits heftig über den Vorfall diskutiert, die Nutzer sparen dabei nicht mit Kritik. "Niemand braucht diese Abzocke", twittern die einen, "Neue 'wir sind noch nicht unbeliebt genug'-Aktion der Musikindustrie" andere.

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