Nach "Stadlshow"-Aus

Herr Borg, wie groß ist Ihre Schadenfreude?

Adabei
16.01.2016 16:00

Der "Musikantenstadl" ohne Andy Borg: Eingestellt! Fans fordern ihren Liebling jetzt zurück. Der macht sich im "Krone"-Interview mit Conny Bischofberger über die Fernsehwelt seine eigenen Gedanken.

"Griass Ihna!", sagt Andy Borg, der gerade aus dem Studio kommt, wo er Opening und Finale für die Carmen-Nebel-Tour geübt hat. "So wie für Sie als Redakteurin der Schreibtisch ist für mich das Studio mein zweites Zuhause." Seit Dienstag ist es offiziell: Der Musikantenstadl, den der Österreicher im Juni nach neun Jahren das letzte Mal moderierte, hat seine Verjüngung nicht überlebt.

"Krone": Herr Borg, was ist das für ein Gefühl, zuerst abgesetzt zu werden und dann erste Reihe fußfrei dabei zuzuschauen, wie die Sendung den Bach runtergeht?
Andy Borg: Ich bin ja ein positiv denkender Mensch, aber als ich es gehört habe, war mein erster Kommentar: Es bricht mir das Herz. Ich hatte auch nach meinem Rückzug nie das Gefühl: Mir is wurscht, macht’s, was wollt’s. Jetzt stehen wir vor den Trümmern eines Fernsehklassikers. Ich sage das ungern, weil es "meins" war, aber das war schon eine ganz große Show.

"Krone": Das klingt, als wäre Ihnen der Stadl immer noch wichtig gewesen.
Borg: Unbedingt. Er war wie ein Gewand, das genau passt. Ein Anzug, in den ich geschlüpft bin und alles einsetzen konnte. Ein bisserl Dialekt sprechen, genau die Musik machen, die zu meiner Stimme passt. Einfach Andy Borg sein.

"Krone": Aber Sie müssen sich ja insgeheim auch freuen. Wie groß ist die Schadenfreude?
Borg: Die ist in mir steckengeblieben, weil die Traurigkeit darüber, dass einer ganzen Musikbranche die Plattform genommen wird, größer ist.

"Krone": Ist da, im hintersten Winkel Ihres Herzens, gar keine Genugtuung?
Borg: Wenn, dann würde ich Ihnen das nicht sagen. - Lacht. - Das ist einfach ein Akt der Höflichkeit. Als Floridsdorfer bin ich weiß Gott gut erzogen. Ich glaube, das habe ich schon im Juni bewiesen. Ich kann nicht singen: "So muss das Leben wohl sein" und mich dann, wenn das Leben so ist, beschweren. Da atmet man einmal durch und zieht einen Strich drunter.

"Krone": Die Quoten waren, wenn Sie ehrlich sind, zu Ihrer Zeit ja auch schon rückläufig.
Borg: Aber nur in dem Maße, in dem die "Kronen Zeitung" heute weniger Exemplare verkauft als vor 30 Jahren. Auch die Quoten von "Wetten, dass.." waren rückläufig. Weil sich die Zeiten eben geändert haben. Da kam plötzlich ein Andreas Gabalier, ein Semino Rossi, Andrea Berg, Helene Fischer. Wir haben sie alle im "Stadl" gehabt. Wir sind sehr wohl mit der Zeit gegangen, haben uns technisch verändert. Also was nötig war, haben wir gemacht.

"Krone": Wurde mit dem "Aus" des "Stadls" eine Marke demontiert?
Borg: Ich finde ja. Sie hätten es gleich anders nennen können, dann hätte man das misslungene Experiment gar nicht mit dem "Stadl" in Verbindung gebracht, ich habe in dem Zusammenhang sogar das Wort Desaster gelesen.

"Krone": Stichwort Desaster: Francine Jordi und Alexander Mazza haben ihr Bestes gegeben, trotzdem waren die Quoten rückläufig. War die Verjüngung ein Fehler?
Borg: Die Zuschauer empfinden es zumindest so. Und das kann ich verstehen, die wollten das einfach nicht haben. Wäre Karl Moik noch am Leben, dann würde er seine rechte Hand auf meine linke Schulter legen und tät' sagen: Was hab' ich dir gesagt? Die Zuschauer sind denen doch sowas von egal. Und jetzt haben die Zuschauer eben die Konsequenzen gezogen und abgedreht. Eindeutiger kann man's nicht sagen.

"Krone": Haben Sie den bisher letzten Stadl zu Silvester angeschaut?
Borg: Nein. Meine Frau und ich hatten jetzt 17 Jahre lang keinen Silvester frei, also haben wir ganz lieb und leise gefeiert, wegen unserem Kater.

"Krone": Nicht ferngeschaut?
Borg: Doch. Aber statt dem "Silvesterstadl" haben wir das Video unseres letzten Urlaubs angeschaut. Ist mein Hobby, diese Aufnahmen wie Hollywoodfilme zu bearbeiten.

"Krone": Hoffen Sie eigentlich, dass bald ein Privatsender anklopft und den "Stadl" aufleben lassen will?
Borg: Ich mache mir da keine Gedanken darüber. Ich bin Alleinunterhalter, und wenn die Freiwillige Feuerwehr Stockerau anruft und mich bucht, dann fahre ich da hin. Und wenn jetzt ein Sender anruft, dann würde ich mir das schon überlegen. Aber ich warte nicht am Telefon darauf.

"Krone": Wenn man Sie bitten würde, den "Silvesterstadl", der ja zumindest 2016 und 2017 noch bleiben soll, zu moderieren, würden Sie annehmen?
Borg: Das fällt unter Spekulation, das mag ich überhaupt nicht.

"Krone": Die Fans fordern jetzt ihren Andy Borg zurück. Schmeichelt Ihnen das?
Borg: Schon. Wissen Sie, wenn das ganze Theater nicht gewesen wäre, hätte ich niemals erfahren, wie sympathisch ich dem Publikum bin. Insofern ist ein neues Zeitalter angebrochen. Der Zuschauer meldet sich zu Wort! Er klopft auf den Tisch, er schreibt Mails, er stellt Forderungen auf Facebook. Und er lässt sich nichts mehr gefallen.

Andy Borgs Abschied vom "Musikantenstadl" im Video:

"Krone": Sie leben seit vielen Jahren in Deutschland. Haben Sie manchmal Heimweh?
Borg: Ja, aber dem gebe ich nach. Wir setzen uns oft ins Auto und fahren von Passau auf einen Abend zu meinen Eltern nach Wien. Dann kocht meine Mutter Grammelknödel, denn die gibt es weder beim Italiener noch beim Chinesen noch beim Griechen.

"Krone": Im Herzen immer Österreicher geblieben?
Borg: Richtig. Das geht ja nicht weg. Unsere Ausdrucksweise, unsere - wie soll ich sagen - Gmiadlichkeit!

Aus dem Video-Archiv: "Musikantenstadl" heißt jetzt "Stadlshow"

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(Bild: kmm)



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