Geschmackssachen

Zahlencode & Co: Trends in US-Autos

Motor
13.01.2016 20:01

Andere Länder, andere Trends: In den USA gehören einige Zutaten einfach dazu, wenn ein Auto den Kunden Appetit machen soll. Manche Mode und Ausstattung werden wir wohl auch bei uns bald öfter sehen - einige eher nicht. Und das ist manchmal auch ganz gut so.

(Bild: kmm)

Jim Blake geht nie "ohne Auto-Kondom" auf die Straße. Das sagt der Besucher der Automesse in Detroit auf dem Chevrolet-Stand dem Verkäufer mit durchaus ernster Miene. Jim ist kein Vertreter des schlüpfrigen Gewerbes - sondern selbst Autohändler aus Utah. "Sicher ist eben sicher im Verkehr", meint auch der Chevy-Mann. Und: Klar kann er Blake helfen.

Denn mit dem Pkw-Verhüterli meint der Händler einen Überzug für die Kühlerhaube aus dickem, schwarzem Gummi oder Kunstleder. Dieses Horror-Accessoire in den Augen aller Autodesigner ist in den USA ein höchst beliebtes Zubehör. Verhindert der Front-End-Bra doch ab rund 120 Euro Steinschlagschäden auf Kühler, Kotflügeln und Motorhaube. "Und bei uns ist doch fast jeder Wagen geleast; das hebt den Rückkaufwert”, erklärt Blake die optische Herausforderung.

Dass dieses Zubehör in Deutschland größere Verbreitung erfahren wird, ist darum wohl eher unwahrscheinlich - auch, wenn weniger auffällige Kantenschutzfolien hierzulande ein Baumarkt-Renner sind. Andere beliebte Ingredienzien amerikanischer Autos könnten da schon eher auch bei uns Teil des Straßenbildes werden.

Holz ist das Carbon der Eleganten
Zum Beispiel Holz: Bei uns ist dieses Material zugunsten von technischen Oberflächen wie Alu oder gar Carbon deutlich aus der Mode gekommen. In den USA ist es dagegen immer noch das Zeichen von Edelausstattung. Auch der neue Cadillac CT6 wird natürlich in dieser Ausstattung präsentiert. Aber selbst die Topversion des für US-Maßstäbe winzigen Buick Encore zeigt sich zumindest im Kunstholz-Kleid. Für dessen deutschen Bruder Opel Mokka gibt es sowas erst gar nicht. Aber vielleicht erleben natürliche Materialien ja auch in Europa wieder eine Renaissance. Volvo etwa offeriert den S90 in diesem Innenausbau - und bei Mercedes zeigen ebenfalls viele Autos auf dem Stand ihre Wurzeln.

Was dagegen (hoffentlich) wohl weiterhin bei uns selten bleibt, ist die Chromfelge. Klar, die gibt es auch hier- allerdings häufig eher bei Nachrüstern für zweifelhaft gepimpte Gebrauchtwagen oder in Modellen einiger US- oder japanischer Marken. In den USA dagegen lassen es auch Nobelkäufer gern serienmäßig spiegeln. Chrom hält allerdings zumindest bei Zierleisten auch in Europa wieder vermehrt Einzug. Die S-Klasse im Maybach-Trim etwa zeigt besonders breite Leisten.

Was ist nach wie vor der meistverkaufte deutsche Wagen in den USA? Der Jetta - folgerichtig lässt VW seinen Rucksack-Golf ja auch nicht mehr in Europa bauen. Wenn Pkw, dann Stufenheck - diese Grundsatzentscheidung der meisten Amerikaner zeigt sich auch auf der Detroiter Messe in zahlreichen Premieren. Ob Volvo S90, Alfa Giulietta, Mercedes E-Klasse oder die neuen Lincoln Continental und Chevrolet Malibu: Alle sind mit Stufenheck zu sehen oder wie im Fall der US-Marken erst gar nicht anders zu bekommen. In Europa dagegen bleibt der Kombi in fast allen Klassen Primus. Mit Stufenheck-Modellen in der Premium-Kompaktklasse stemmen sich allerdings zumindest BMW, Mercedes und Audi seit einiger Zeit gegen den Trend. Ob das den deutschen Geschmack wieder dreht?

Radio vom Satelliten
Gibt es zumindest bei der technischen Grundidee einen Trend, der aus den USA zu uns schwappen wird? Könnte sein und wenn, wird das mit dem Namen "Sirius” verbunden sein. In Nordamerika verzichtet kein namhafter Hersteller mehr auf das eingebaute Internet-Satellitenradio des Anbieters. Kein Wunder: Gerade in der Prärie ist der normale Radioempfang sehr spärlich - und die Sender dudeln meist Dauerwerbung nebst Countryklängen. Nachrichten? Pop? Podcasts? Jazz? Klassik gar? Wer das will, muss die mehr als 170 Kanäle des Webradios abonnieren. Millionen Amerikaner machen das. Und auch bei uns verbreiten sich langsam aber stetig Internetradios und digitale Sender.

Zahlencode statt Autoschlüssel
Letzter Trend Marke USA: Sicherheit. Moment mal - sind denn nicht die deutschen Autokunden eigentlich besonders sicherheitsbewusst? Im Prinzip ja. In den USA kommt aber noch ein anderer Aspekt dazu: Die Sicherheit der Insassen und ihres Hab und Guts vor Angriffen. Darum sind zum Beispiel schon die automatisch schließenden Türen über den Teich geschwappt. So kann an der Ampel niemand schnell etwas von der Rückbank klauen. In Detroit stehen aber auch US-Autos, bei denen mit einem Schlüssel nur der Wagen angelassen werden kann - aber Kofferraum und Handschuhfach verschlossen bleiben. Eine sichere Sache, wenn man sein Auto öfter parken lässt. Bei Ford und Lincoln sind zudem die meisten Modelle auch noch mit einem elektronischen Zahlenschloss als Türöffner im Holm versehen. Dank "Keyless Entry Keypad” kann der Schlüssel sicher im Auto bleiben, wenn der Fahrer schnell mal zum Schwimmen in den See hüpft. Ganz sicher praktisch, dieser US-Trend. Aber auch cool? Cooler als ein "Auto-Kondom” allemal.

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(Bild: kmm)



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