Kölner Übergriffe

“Die Frauen suchten zitternd bei mir Schutz”

Ausland
07.01.2016 13:56

In einem Video berichtet nun ein Türsteher über die brutalen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln. "Ich habe so etwas noch nie erlebt. Hilfe suchende Frauen suchten zitternd bei mir Schutz und baten mich, auf sie aufzupassen", erklärt der Mann. Es sei zu Ausschreitungen gekommen, die Täter hätten auf am Boden liegende Menschen eingeschlagen. "Polizisten haben mir von bürgerkriegsähnlichen Zuständen berichtet." Zusätzlich sorgt ein interner Einsatzbericht für Aufsehen, wonach ein Bundespolizist sogar Tote befürchtete. 16 Tatverdächtige, die großteils aus Syrien stammen sollen, wurden bereits ausfindig gemacht.

Wie der Türsteher Ivan Jurcevic erzählt, stand er damals am Eingang des Excelsior Hotel Ernst, einem Fünf-Sterne-Hotel direkt gegenüber dem Kölner Dom. Bereits gegen 21.30 Uhr erlebte Jurcevic, der neben seiner Tätigkeit im Security-Bereich auch Kickbox-Weltmeister und Schauspieler ist, demnach eine Messerstecherei in unmittelbarer Nähe des Hotels. Anschließend sei "das Ganze eskaliert", schildert er in dem Video, das bei Facebook bereits über 120.000 Mal geteilt wurde.

Täter waren laut Türsteher Flüchtlinge
"Die Menschen, die wir vor drei Monaten noch mit Teddybären und Wasserflaschen empfangen haben, haben angefangen, mit Raketen auf den Dom und auf Polizisten zu schießen", sagt Jurcevic und bestätigt damit die Vermutungen, dass es sich bei den Tätern tatsächlich um Asylsuchende handeln soll. Später am Abend sei es zu weiteren Ausschreitungen gekommen. Nachdem Frauen bei ihm Schutz suchten, seien einige Täter auch auf ihn losgegangen.

"Spätestens an Karneval wird es explodieren"
Die Polizei habe zwar eingegriffen und die Täter "gefesselt", doch - so Jurcevic - seien diese wieder freigelassen worden, weil mehr als eineinhalb Stunden lang keine Gefangenentransporter kamen und "die Zellen in den Gefängnissen überfüllt waren". Daraufhin sollen sich die Täter vor ein Polizeiauto gestellt, "Fuck the Police!" gerufen und die Windschutzscheibe bespuckt haben. "Die Polizisten hatten keine Chance." Sorgen macht sich Jurcevic wie viele andere Kölner vor allem um die bevorstehende Karnevalszeit: "Es wird eskalieren, spätestens an Karneval wird es hier richtig explodieren."

Interner Bericht: Polizei wusste von Anfang an Bescheid
Entgegen der ursprüngliche Polizeimitteilung zu Neujahr, die die Stimmung an Silvester in der Innenstadt als "friedlich" bezeichnete, war die Exekutive über Ausmaß und Dramatik der Übergriffe bereits frühzeitig informiert. Das geht aus einem internen Einsatzbericht eines Bundespolizisten, der dem "Spiegel" vorliegt, hervor. Demnach habe ein leitender Beamter sogar befürchtet, dass das "Chaos noch zu erheblichen Verletzungen, wenn nicht sogar zu Toten führen würde". Offiziell hatte die Kölner Exekutive die Öffentlichkeit erst zwei Tage nach Silvester über die Übergriffe informiert. Auffällig sei dabei die "sehr hohe Anzahl an Migranten innerhalb der polizeilichen Maßnahmen" gewesen.

15 Festnahmen in der Silvesternacht
Ein weiterer Polizeioffizier, der in der Silvesternacht dabei war, berichtete gegenüber dem "Express " allein von 15 Festnahmen, die er und seine Gruppe damals durchgeführt hätten. Die Verdächtigen seien "erst wenige Tage oder Wochen" in Deutschland gewesen. Darunter sollen sich 14 Personen aus Syrien und eine Person aus Afghanistan befunden haben.

"Das ist die Wahrheit. Auch wenn sie schmerzt."
Damit widersprach der Beamte der Aussage des Kölner Polizeipräsidenten Wolfang Albers, der sagte, dass man noch nicht wisse, woher die Täter stammen. Der Polizist erklärte: "Die 15 vorläufig Festgenommenen hatten Aufenthaltsbescheinigungen zur Durchführung des Asylverfahrens bei sich. Das ist die Wahrheit. Auch wenn sie schmerzt."

"Wir haben mit Flüchtlingshelfern gesprochen, die in der Nacht dort die arabischen Personen begleitet haben. Auch Sanitäter und Notärzte können bestätigen, dass es sich bei den Tätern um Asylwerber gehandelt hat", so der Beamte weiter. Zudem schilderte er, dass sogenannte Sammellisten erstellt worden seien, auf denen die Personalien der Verdächtigen festgehalten wurden. Diese seien nun jedoch unter Verschluss.

Polizei bat erfolglos um weitere Einsatzkräfte
Der Beamte beklagte auch eine viel zu geringe Zahl eingesetzter Beamter. Verzweifelt hätten er und seine Gruppe versucht, weitere Einsatzkräfte zu bekommen. "Doch die gab es nicht." Die Vorfälle in der Horrornacht seien für den Beamten psychisch schwer zu verarbeiten: "Ich habe junge Frauen weinend neben mir gehabt, die keinen Slip mehr trugen, nachdem die Meute sie ausgespuckt hatte. Das waren Bilder, die mich schockiert haben und die wir erstmals verarbeiten müssen."

Mittlerweile hat die Polizei 16 Tatverdächtige - alle nordafrikanischer Herkunft - ausfindig gemacht. "Wir prüfen nun, ob sie tatsächlich in Zusammenhang mit den Taten stehen", sagte ein Sprecher am Donnerstag. Die meisten der Verdächtigen seien bisher nicht namentlich bekannt, aber auf Bild- oder Videoaufnahmen klar erkennbar.

Zwei mutmaßliche Täter sitzen in U-Haft
Einige Verdächtige seien vorübergehend festgenommen worden, jedoch vor allem wegen Diebstählen, teilweise auch außerhalb von Köln. Bei den Ermittlungen hätten sich Hinweise ergeben, dass diese Männer auch mit den Taten am Bahnhof in Verbindung stehen könnten. Zwei Männer, die bereits am 2. Jänner verhaftet worden waren, sitzen wegen Taschendiebstählen in U-Haft. Die übrigen Festgenommenen sind nach Angaben des Polizeisprechers wieder auf freiem Fuß.

Merkel fordert striktere Abschiebepolitik
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte als Reaktion auf die Übergriffe eine striktere Abschiebungspolitik: Es müsse "immer wieder überprüft werden, ob wir, was Ausreisenotwendigkeiten anbelangt oder Ausweisungen aus Deutschland schon alles getan haben, was notwendig ist", sagte sie am Donnerstag.

Dutzende Anzeigen auch in Hamburg
Die Hamburger Polizei hat nach ähnlichen sexuellen Attacken auf junge Frauen in der Silvesternacht noch keine Tatverdächtigen ermittelt. Bis Mittwoch waren dort rund 50 Anzeigen von Opfern eingegangen.

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