Reißleine gezogen

Benitez bei Real Madrid gefeuert, Zidane übernimmt

Sport
04.01.2016 20:08

Rafael Benitez hat nach 215 Tagen ausgelitten! Der ab seinem Wechsel zu Real Madrid im vergangenen Sommer verspottete und geringeschätzte Spanier ist nicht mehr Trainer der "Königlichen" - sein Nachfolger wird der bisherige Coach der B-Mannschaft von Real, der französische Ex-Superkicker Zinedine Zidane. Der französische Welt- und Europameister, der 14. Real-Trainer in 13 Jahren, soll nun die Saison des Klubs retten (siehe Video oben).

Präsident Florentino Perez zog damit einen Tag nach dem 2:2 bei Valencia, demnächst in der Europa League Sechzehntelfinal-Gegner von Rapid Wien, die Reißleine. Nach dem enttäuschenden Remis belegen die "Königlichen" in der Liga nach 18 Runden mit 37 Punkten nur Platz drei. Ganz vorne liegt Stadtrivale Atletico mit 41 Zählern, mit 39 Punkten und einem Spiel weniger ist Reals Erzrivale FC Barcelona Zweiter.

Hier im Video sehen Sie das letzte Spiel von Rafael Benitez als Cheftrainer von Real Madrid - die Auswärtspartie beim FC Valencia, die mit 2:2 endete!

"Zinedine, das ist dein Stadion, das ist dein Klub"
Benitez sei ein großartiger Trainer, sprach Perez auf einer Pressekonferenz am Montagabend freundliche Abschiedsworte und widmete sich sogleich dem 43-jährigen Nachfolger: "Zinedine, das ist dein Stadion, das ist dein Klub. Du hast unser ganzes Vertrauen. Ich bin stolz, dich bei mir zu haben, weil für dich das Wort unmöglich nicht existiert." Der Franzose zeigte sich vor den versammelten Medienvertretern ebenfalls stolz: "Wir haben den besten Klub der Welt, die besten Fans der Welt. Ich werde mein Bestes geben, damit wir bis zum Ende der Saison etwas gewinnen. Ich glaube, es wird alles klappen."

Benitez vom Start weg ohne Kredit bei den Fans
Benitez war erst am 3. Juni 2015 als Nachfolger des zukünftigen FC-Bayern-Trainers Carlo Ancelotti vorgestellt worden. Der Rückkehrer, der 1986 seine Trainer-Laufbahn im Nachwuchsbereich bei Real begonnen hatte und 1993 die zweite Mannschaft übernahm, agierte aber von Beginn an glücklos. Sportlich konnte die mit Ausnahmespielern bestückte Truppe kaum überzeugen, Tiefpunkt war das 0:4 vor heimischer Kulisse gegen Barca am 21. November. Auch bei den Fans hatte der 55-Jährige, der zuvor unter anderem Valencia, Liverpool, Chelsea, Inter Mailand und Napoli betreut hatte, nur wenig Kredit.

Reihe von peinlichen Missgeschicken seit Sommer
Zu dem sportlichen Misserfolg gesellten sich peinliche Patzer wie der Wechselfehler des Trainers im Cup gegen Cadiz, als er den nicht spielberechtigten Russen Denis Tscheryschew einsetzte und damit dem Club den Ausschluss aus dem Wettbewerb bescherte. Das Malheur reihte sich ein in viele Negativschlagzeilen seit Saisonbeginn. So war der frühere Welttorhüter Iker Casillas im Sommer an den FC Porto abgegeben worden, der Wechsel des zum Nachfolger auserkorenen David De Gea von Manchester United scheiterte allerdings an bürokratischen Formalitäten.

Zidane - als Spieler Weltklasse, als Trainer noch Novize
Für Zidane handelt es sich um die erste Trainerstation im Profibereich. Bisher hat er nur als Assistent von Ancelotti sowie als Trainer der Reservemannschaft Real Madrid Castilla Erfahrung gesammelt. Als Spieler war er von 2001 bis 2006 Fixstern im Starensemble des "Weißen Balletts". Für die damalige Rekordsumme von 73,5 Millionen Euro nach Madrid gelotst, führte der Mittelfeldspieler den Klub als zeitweise genialer Regisseur zum Champions-League-Sieg 2002 und zur spanischen Meisterschaft 2003.

Nach Spielerkarriere den "Königlichen" verbunden geblieben
Als Funktionär kehrte der Weltmeister von 1998 nach seinem Karriereende in die spanische Hauptstadt zurück - erst ab 2011 als Sportdirektor, ab 2014 dann als Trainer der zweiten Mannschaft. Aktuell liegt die Mannschaft mit dem österreichischen Innenverteidiger Philipp Lienhart in der drittklassigen Segunda Division B auf dem zweiten Platz und darf auf die Zweitliga-Rückkehr hoffen. Auch familiär ist der Franzose eng mit Real verbunden: Seine Frau Veronique ist Spanierin, seine vier Söhne Enzo (20), Luca (17), Theo (13) und Elyaz (10) spielen für die diversen Jugendmannschaften.

Gewissheit wurde die Bestellung des Franzosen am Montag übrigens erst nach einer Verzögerung. Denn die erwähnte Pressekonferenz, auf der Perez den Trainerwechsel verkündete, war ursprünglich für 17.30 Uhr terminiert gewesen, begann tatsächlich aber erst rund zweieinhalb Stunden später. Einen kuriosen Grund dafür nannte der spanische Journalist Guillem Balague dem englischen TV-Sender "Sky Sports": Die Räumlichkeiten seien für eine Kinderparty reserviert gewesen.

Alle Trainer bei Real Madrid seit 1999
1999-2003: Vicente Del Bosque
2003-2004: Carlos Queiroz
2004:         Jose Antonio Camacho
2004:         Mariano Garcia Remon
2004-2005: Vanderlei Luxemburgo
2005-2006: Juan Ramon Lopez Caro
2006-2007: Fabio Capello
2007-2008: Bernd Schuster
2008-2009: Juande Ramos
2009-2010: Manuel Pellegrini
2010-2013: Jose Mourinho
2013-2015: Carlo Ancelotti
2015-2016: Rafa Benitez
seit 2016: Zinedine Zidane

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(Bild: KMM)



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