Frage nach ORF-Doku:

Was bitte ist ein “feministischer Porno”?

Viral
17.12.2015 12:13

Es war der große Aufreger der neuen ORF-Dokureihe "DOKeins" am Mittwochabend: TV-Journalist Hanno Settele schaute der 27-jährigen französischen Porno-Filmemacherin Lucie Blush bei ihrer Arbeit in ihrer Wahlheimat Berlin über die Schultern. Blush dreht feministische Pornos - kurz "FemPorn" - und will damit eine Gleichstellung der Frauen in der männerdominierten Pornoindustrie erreichen. Eine gewagte Kampfansage: "Die Zukunft ist weiblich", sagte Blush. Dem konnte die bekannte deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer jedoch nichts abgewinnen.

Ist die Zukunft der Pornoindustrie weiblich? "Ja", sagte Blush in ihrem Studio im Berliner Bezirk Neukölln, "ich weiß nur noch nicht, wie lange es noch dauern wird." Blush ist ein Paradebeispiel dafür, wie man als Frau in einer Männerbastion eine Führungsposition einnehmen kann. Sie schreibt das Drehbuch selbst, steht als Akteurin hinter der Kamera und vermarktet ihre Filme auf ihrer eigenen Homepage. Dort kann man sogar Sextoys erwerben.

"Frauen sind gleichberechtigte Partner"
Settele wollte in der neuen Folge in "DOKeins" im Gespräch mit ihr wissen, wo der Unterschied zwischen einem traditionellen und einem feministischen Porno liege. "Unsere Gesellschaft vermittelt uns, dass Frauen Objekte sind und sich den Männern unterwerfen. Das ist auch in den klassischen Pornos nicht anders, wo Frauen immer den passiven Teil übernehmen. Ich will, dass Frauen in den Pornos gleichberechtigte Partner sind und aktiv sein dürfen." Früher habe sie sich beim Ansehen von Pornos geschämt, eine Frau zu sein. Mit ihren Filmen will sie mit den Klischees aufräumen.

Doch Blush war beim Thema Sex nicht immer so aufgeschlossen wie heute. Schuld daran sei ihre Mutter gewesen. "Meine Beziehung zu ihr war schwierig. Sie hat viele negative Dinge über meinen Körper gesagt, sodass ich mich geschämt habe und deshalb lange nicht Sex haben wollte", so Blush. Erst in Gesprächen mit ihren Freundinnen bekam sie einen positiven Zugang zu ihrer Sexualität.

Ihre Philosophie findet bei ihren männlichen Kollegen jedenfalls großen Anklang. "Ich habe kein Problem damit, wenn in Pornos eine Frau Regie führt. Die besten Regisseure sind die, die davor selbst schon vor der Kamera gestanden sind", sagte ein Darsteller, der im Beitrag anonym bleiben wollte.

Schwarzer: "Feministisches Etikett in Pornos ist Täuschung"
Doch es gibt auch Zweifel daran, dass feministische Pornos eine Zukunft haben. "Pornografie ist die Sexualisierung von Erniedrigung und Gewalt. Wenn sich das ein feministisches Etikett aufklebt, dann ist das Täuschung", sagte die bekannte deutsche Feministin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer.

Blush aber will sich von ihrem Weg nicht abbringen lassen. "Wenn über feministische Pornos in den Medien berichtet wird, dann ist das ein großer Fortschritt. Frauen realisieren, dass sie alles tun können. Auch, wenn sie mehr dafür kämpfen müssen."

"DOKeins" widmet sich Zukunftsthemen
Settele begibt sich in seinen Beiträgen von "DOKeins" auf Spurensuche. Menschen verraten dabei, wie sie die Zukunft mit ihren Ideen verändern wollen. Stilecht reist Settele für seine Reportagen in einem DeLorean quer durch Europa. Die Reaktionen auf die Folge am Mittwoch fielen auf Twitter überwiegend positiv aus.

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