Da staubt der Schnee

X1 und 7er: Schneewalzer tanzen mit BMW

Motor
27.11.2015 13:25
Kein Wunder, das fast 60 Prozent aller neuen BMWs mit Allradantrieb ausgeliefert werden: Das xDrive-System macht so viel Spaß und bietet so viel Sicherheit, dass es wirklich eine Freude ist. Unabhängig davon, ob es Front- oder Heckantrieb als Basis hat. Das haben die beiden jüngsten Münchner, X1 und 7er, mir gerade wieder eindrucksvoll gezeigt.
(Bild: kmm)

"Und wann der Schnee staubt…" möchte ich zu singen anfangen, denn das tut er oben am Rettenbachferner hoch über Sölden, wo BMW zum alljährlichen "Winter Technic Drive" geladen hat. Man könnte auch sagen "zum Walfischtanz", aber Wale sind ja keine Fische und der Siebener ist im Vergleich zum Vorgänger so viel leichter geworden, dass man ihn mit dem Ausdruck fast beleidigen würde.

Fakt ist: Der allradgetriebene 750i wiegt knapp 1,9 Tonnen, tanzt aber durch den Schneeparcours wie ein Kleiner. Teil des Vergnügens sind die mitlenkenden Hinterräder, die bis zu 60 km/h gegenläufig zur Vorderachse lenken und damit für eine präzise Linie sorgen. Bricht das Heck aus, drehen sie anders herum, um die Fuhre wieder abzufangen. Das funktioniert hervorragend, egal, ob man spaßhaft driften will oder schreckhaft froh ist, wenn man möglichst rutschfrei auf Schnee und Eis ums Eck kommt.

In letzterem Fall lässt man am besten das DSC komplett aktiviert, denn dann regeln die Systeme in einer Art Abrahams-Schoß-Modus-so brav, dass man den Parcours mit Vollgas fahren kann, ohne ein Ausbrechen zu riskieren. Ansonsten bietet sich ein kurzer Tipp auf die Taste mit dem Schleudersymbol, um den Traktionsmodus DTC zu aktivieren, mit dem der Schnee so richtig staubt und das Heck ein bisschen spielen gehen darf. Ein langer Druck auf die Taste schaltet alle Sicherheitsleinen (außer dem Allradantrieb) ab und man ist selbst der Herr der Dinge.

Wenn man Besitzer der Langversion ist und seinen Chauffeur gern hat, kann man es sich dabei am Rücksitz bequem machen, ein wenig fernschauen und sich fragen, warum man die Option "Speibsackerl" nicht mit angekreuzt hat. Hm, vielleicht weil sie nicht angeboten wird. Denn eigentlich ist ein großer Vorteil, dass einem im 7er nicht so leicht schlecht wird wie in anderen komfortablen Luxusautos. Sogar mit der Adaptivfahrwerkseinstellung "Comfort Plus" schwankt der große BMW nicht, vor allem wenn "Executive Drive Plus" an Bord ist, also die elektromechanisch arbeitenden Stabilisatoren. TV schauend auf der Schneewalzerstrecke wird man aber auch hier an seine Grenzen stoßen.

Der BMW X1 ist erwachsen geworden
War der alte BMW X1 noch als hochgesetzter Kombi verschrien, räumt der neue mit diesem despektierlichen Vorurteil auf. Optisch ist er ganz nah am X3, praktisch auch, wobei die Technik eine ganz andere ist. Der X1 teilt sich den Antriebsstrang mit den 2er-Tourern, ist also auf Quermotor und Frontantrieb ausgelegt. Technisch bedeutet das, dass der xDrive-Allradantrieb im X3 (wie auch im 7er) prinzipiell heckangetrieben ist und flexibel Kraft nach vorn schickt, der X1 jedoch im Herzen ein Fronttriebler ist und Kraft zusätzlich nach hinten schickt. In der Praxis macht das für den Fahrer keinen wesentlichen Unterschied, denn beide Systeme können das Drehmoment komplett variabel zwischen den Achsen verteilen, sodass im Extremfall alles nach vorn oder nach hinten geht - 100:0:100.

Das Erstaunliche: Auch der X1 fährt sich wie ein heckantriebsorientierter Allradler, macht das Heck locker, dreht sich schön in die Kurve und zieht sich herrlich ums Eck. Man würde das Allradprinzip nicht erraten. Außer vielleicht, dass man xDrive vermuten würde. Selbst in aussichtslos wirkenden Situationen auf abgesperrter Strecke gelang es dem Allrad-X1 oft, die Kurve durch einen beherzten Tritt aufs Gas zu "retten".

Der BMW Z4 ist übrigens der einzige BMW, der nicht mit xDrive bestellt werden kann - es hat sich in der Hinsicht viel getan bei den Münchnern, seit sie vor 30 Jahren den ersten Allrad-Dreier, den 325 ix (damals noch mit starr verteiltem 4x4-Antrieb mit Visko-Sperren) auf den Markt gebracht haben. Ein intelligentes System verbaut BMW seit dem 1999er-X5.

Bei den Preisen müssen Sie - was den 7er betrifft, stark sein: Exakt 100.000 kostet der 265 PS starke 730d xDrive mit seinem seidigen Sechszylinder-Dieselmotor, und damit 4000 Euro mehr als der Hecktriebler. Für den 750i mit 450-PS-V8 muss man 30.000 Euro mehr veranschlagen - zuzüglich allfälliger Extras, ohne die man ein solches Auto grundsätzlich nicht bestellen sollte. Man will sich ja was gönnen.

Auch wenn wir hier nicht von einem Schnäppchen reden, bereitet die X1-Preisliste etwas weniger Schmerzen. Sie beginnt bei 29.950 Euro für den X1 18i mit Frontantrieb, auf der Allradseite zahlt man mindestens 36.950 Euro für den X1 18d xDrive mit 150 PS (den frontangetriebenen 18d gibt es 3000 Euro billiger). Der billigste xDrive-BMW ist übrigens der 118d xDrive mit 150 PS um 31.950 Euro.

Die Aufpreislisten bei BMW sind traditionell lang, doch eine Option fehlt (abgesehen vom Speibsackerl) für das ganz große Vergnügen: Schnee.

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(Bild: kmm)



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