Häme gegen Naidoo

“Religionsklemmi bei schwulster Veranstaltung”

Adabei
19.11.2015 14:16
Xavier Naidoo erhält erheblichen Gegenwind. Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass der Sänger für Deutschland im nächsten Jahr beim ESC in Stockholm antreten soll. Die ARD und der NDR hatten sich gemeinsam auf den Musiker geeinigt. Dabei ist Naidoo nicht unumstritten: Zahlreiche Deutsche stören sich an dem bibeltreuen Barden, der in der Vergangenheit mit homophoben und antisemitischen Äußerungen für Aufsehen sorgte, Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennt und die Bundesrepublik für ein besetztes Land hält.

Für derartige Bemerkungen erhielt der 44-Jährige Ende Oktober dieses Jahres den "Goldenen Aluhut", ein Preis einer Berliner Initiative für besonders krude Verschwörungstheorien. Der Musiker erhielt den Preis in der Kategorie "Rechtsesoterik, Reichsbürger & BRD-GmbH", da er im vergangenen Jahr bei einer Versammlung der "Reichsbürger" aufgetreten war, einer Vereinigung, die die Rechtmäßigkeit der Bundesrepublik anzweifelt.

"Religionsklemmi bei schwulster Veranstaltung"
Auf Twitter ist der Spott über den Musiker groß. Ein Nutzer schrieb: "Warum Naidoo? Ein Teil dieser Antwort würde uns verunsichern." Ein weiterer erklärte: "Ich find's toll, dass Deutschland einen latent homophoben Religionsklemmi zur schwulsten Veranstaltung des Jahres schickt." Humorvoll zeigte sich auch ein Nutzer, der schrieb: "Na wenigstens wird die Bühnenshow beim #ESC geil: Jesus reitet auf 'nem Dinosaurier aus der Hohlerde ein und Aluhut-Chor im Hintergrund." "Naidoo wird der erste ESC-Kandidat mit eigener Gegendemo bei der NDR-Übertragung auf dem Spielbudenplatz", schrieb ein weiterer User.

Auf change.org gibt es nun eine Petition gegen Naidoos Teilnahme. Ziel sind 1000 Unterschriften - innerhalb weniger Stunden konnten bereits über 550 gesammelt werden. In der Beschreibung heißt es: "Dieser Mann vertritt aber nicht unser Land, da er selbst als Sympathisant der Reichsbürger und als Verschwörungstheoretiker auftritt und die Existenz der Bundesrepublik Deutschland in Frage stellt. Außerdem ist er homophob und antisemitisch. überdenken Sie Ihre Entscheidung und finden Sie einen Künstler, der Deutschland würdig vertreten kann."

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sieht die Teilnahme von Sänger Xavier Naidoo am Eurovision Song Contest (ESC) "äußerst kritisch". "Deutschland steht für eine pluralistische Gemeinschaft", sagte LSVD-Bundesvorstand Tobias Zimmermann in Berlin. "Dann jemanden dorthin zu schicken, der Deutschland als Kolonie der USA bezeichnet, ist sehr schwer nachzuvollziehen."

Naido: "Ich hab richtig Lust auf den ESC!"
Naidoo, der vielen Zuschauern aus den TV-Shows "The Voice of Germany" und "Sing meinen Song" bekannt ist, äußerte indes große Vorfreude: "Ich hab richtig Lust auf den ESC! Dieser völkerverbindende Wettbewerb ist für mich etwas ganz Besonderes. Und klar, ich trete an, um das Ding nach Hause zu holen."

Er kündigte an: "Ich verspreche, so schön und so gut zu singen wie noch nie in meinem Leben. Ich will in den drei Minuten auf der Bühne zeigen, dass wir auch in Deutschland Musik mit Leidenschaft machen. Und zeigen, wofür ich stehe - für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander", sagte Naidoo weiter.

Bisher gab es mit wenigen Ausnahmen einen Wettbewerb, aus dem der deutsche ESC-Kandidat hervorging. Vergangenes Mal hatte Sieger Andreas Kümmert die Wahl nicht angenommen, sodass die zweitplatzierte Ann-Sophie beim ESC in Wien antrat. Österreich entscheidet am 12. Februar in einer großen ORF-eins-Show aus zehn Kandidaten über den ESC-Vertreter 2016. Das nächste Finale findet im Mai in Stockholm statt, nachdem der Schwede Mans Zelmerlöw heuer mit seinem Song "Heroes" gewonnen hatte. Der hatte übrigens ebenfalls mit Homophobie-Vorwürfen zu kämpfen.

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(Bild: kmm)



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