Stadthalle live

Simply Red: Als wären sie nie weg gewesen

Musik
28.10.2015 01:07
12.000 Fans sorgten Dienstagabend für eine ausverkaufte Wiener Stadthalle - nach fünfjähriger Österreich-Abwesenheit und temporärem Band-Ende haben sich die britischen Chartstürmer Simply Red längst wieder zusammengefunden, um mit einem brandneuen Album das 30-Jahre-Jubiläum zu zelebrieren. In Wien sorgte das für Stimmung, Nostalgie und ein heimeliges Gefühl.
(Bild: kmm)

James Bond ist angesichts der Weltpremiere des neuen Teils "Spectre" derzeit in aller Munde - eine direkte Parallele lässt sich auch zu seinen britischen Landsleuten Simply Red ziehen: der kultige Ausspruch "Sag niemals nie" trifft nämlich perfekt auf Mick Hucknall und Co. zu, die nur vier Jahre nach ihrer Auflösung im Jahr 2010 wieder das Feuer für gemeinsames Musizieren gefunden haben, und die kultige Soul/Funk/Pop-Formation reanimierten. Wobei "Band" darf in diesem Fall ruhig unter Anführungszeichen gesetzt werden, denn ob solo oder mit seinen Freunden und Kollegen - Sänger Hucknall war und ist das große und einzige Aushängeschild der Formation aus Manchester.

Erfolg in allen Sparten
Die Rückkehr fiel durchaus fulminant aus - das im Frühling erschienene Studioalbum "Big Love" konnte respektable Chart-Erfolge verbuchen, eine Best-Of zum 30-Jahre-Bandjubiläum scharrt in den Startlöchern und das wegweisende Debütalbum "Picture Book" feiert dieser Tage ebenfalls den 30. Ehrentag. So gerät das Comeback in der Wiener Stadthalle nach fast exakt fünf Jahren zu einem großen Triumphzug. 12.000 Fans bedeuten ausverkauftes Haus, die Stimmung kocht von der ersten Minute an über und Simply Red gehen nach einem nostalgischen Vergangenheitsvideo, wo man Rotschopf Mick auch als süßes Kind beobachten kann, mit Gassenhauern wie "Holding Back The Years" oder "Say You Love Me" in die Vollen.

Der mit einem grauen Glitzerjacket bekleidete Frontmann hat trotz seiner 55 Lenze nichts von seiner spitzbübischen Jugendlichkeit verloren und erreicht auch stimmlich immer noch mühelos Sphären, von denen andere Künstler nur träumen können. Dazu kann er auf seine eingespielte, sechsköpfige Instrumentalisten-Schar bauen, die im Big-Band-Stil für Wohnzimmer-Atmosphäre in der Riesenhalle sorgen. Den Song "For Your Babies" widmet Hucknall auch gleich seinem Drummer Roman Roth, der zwei Tage vor der Show erstmals Vater wurde und nach dem gefeierten Wien-Auftritt endlich nach Hause fahren kann, um das neue Leben in seinen vier Wänden gebührend zu begrüßen.

Stärke im Schwung
Unterstützt von dreidimensionalen Videos auf einer riesigen, verschiebbaren Leinwand und instrumentalen Saxofon- und Trompeten-Soli während den einzelnen Kompositionen, schmettert der gut gelaunte und sympathische Hucknall Hit um Hit durch die Halle. "Your Mirror", das rockige "A New Flame" oder das stark in den Funk gehende "Enough" sorgen für heißblütige Duelle in verschiedenen Genre-Bereichen und nach zahlreichen Balladen und sanften Momenten, weiß der Frontmann gerade am Ende vollends zu überzeugen. Der rockige Block mit "The Right Thing", "Come To My Aid" und "Fake" lässt keinen mehr auf den Sitzen kleben, mit dem Radiohit "Sunrise" und dem mit hervorragenden Videoeffekten garnierten The-Valentine-Brothers-Cover "Money's Too Tight (To Mention)" verabschiedet sich die Band erstmals hinter die Bühne, nur um für zwei Zugabenblöcke gestärkt zurückzukommen.

Bei der Masse und Dichte an Hits ist es natürlich schwierig, den kleinsten gemeinsamen Nenner mit dem Publikum zu finden. Dass er nicht alle zufriedenstellen kann, das gab Hucknall schon zu Beginn des Konzerts bekannt, doch der Jubiläen liebende Wuschelkopf bietet einen bunten Karrierequerschnitt aus mehr als drei Dekaden Pop-Geschichte, der wenig Wünsche offen lässt. Mit "Shine On", "Fairground" und dem vielleicht schwungvollsten Song der Bandkarriere, "Something Got Me Started", starten Simply Red ins glorreiche Finale, bevor sie nach knapp zwei Stunden Spielzeit von den Fans gesanglich durch ihren wohl größten Hit, dem Cover "If You Don’t Know Me By Now", getragen werden.

Nie wirklich weg gewesen
Das Comeback von Simply Red hat in dieser Form auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung, vielmehr verwunderte es aber wohl so manchen, wie schnell man die nur knapp vierjährige Trennung der Chartstürmer wieder verdrängt hat. Es war an diesem Abend tatsächlich so, als wäre Hucknall mit seiner Backing-Band nie weg gewesen. Vielleicht auch das größte Kompliment, das man ihm machen kann.

Wer die Wien-Show verpasst oder noch immer nicht genug von Simply Red bekommen hat, der hat 2016 noch mehrere Möglichkeiten für Live-Shows in Österreich. Hucknall und Co. treten im August in Dornbirn, Reifnitz, St. Margarethen und auf der Burg Clam auf - alle Details und Tickets gibt es unter www.simplyred.com.

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