Nach Kuba-Reise

Papst Franziskus zu Besuch in den USA eingetroffen

Ausland
22.09.2015 22:44
Papst Franziskus ist am Dienstag zu seinem ersten Besuch in den USA eingetroffen. In einer sehr seltenen Geste wurde der Papst von US-Präsident Barack Obama, dessen Frau Michelle und beiden Töchtern am Flughafen auf der Luftwaffenbasis Andrews nahe Washington empfangen, außerdem von Vizepräsident Joe Biden und seiner Frau.

Begeisterte Gläubige jubelten und klatschten, als der 78-jährige Argentinier das Flugzeug verließ und den roten Teppich entlangschritt. Nach seiner viertägigen Reise durch Kuba führt sein USA-Besuch Franziskus bis einschließlich Sonntag auch nach New York und Philadelphia. Der 78-Jährige war noch nie in den Vereinigten Staaten, er ist erst der vierte Papst, der die USA besucht.

Franziskus kam direkt aus Kuba. In dem kommunistischen Land hatte er für die versöhnende Kraft der Kirche geworben. Er wünsche sich eine Kirche, "die aufbricht, um Brücken zu spannen, Mauern zu durchbrechen und Versöhnung auszusäen", sagte der Argentinier in Santiago de Cuba.

Bei einem Treffen mit Familien in der Kathedrale von Santiago betonte der Papst, wie wichtig der familiäre Zusammenhalt sei: "Ohne Familie, ohne die häusliche Wärme wird das Leben leer, beginnen die Netze zu fehlen, die uns im Unglück unterstützen, uns im Alltag versorgen und das Ringen um Wohlergehen motivieren."

Rede vor Kongress
Der Vatikan spielte eine Schlüsselrolle bei der diplomatischen Annäherung zwischen den USA und Kuba, für deren Fortführung Franziskus in Kuba warb. Franziskus wird am Donnerstag als erster Papst vor dem US-Kongress sprechen. Mit Spannung wird erwartet, ob er sich dabei auch zu dem seit 55 Jahren bestehenden US-Handelsembargo gegen Kuba äußern wird. Es soll zwar gelockert, aber nicht komplett aufgehoben werden. Der kubanische Staatschef Raul Castro nannte das Embargo im Beisein des Papstes "grausam". Während des Fluges in die USA deutete der Papst jedoch an, er wolle das US-Embargo nicht ansprechen. "Das ist Teil der Verhandlungen", sagte er. In seiner Ansprache vor dem Kongress werde es generell um "binationale und multinationale Vereinbarungen" gehen.

Mit Kubas Revolutionsführer Fidel Castro, den Franziskus am Sonntag getroffen hatte, habe er viel über seine Umwelt-Enzyklika gesprochen. "Er fand sie sehr interessant", so der Papst im Flugzeug. "Es war ein Treffen, das nicht sehr formal war, sondern spontan." Auch die Familie Castros sei mit dabei gewesen. "Wir haben über viele Sachen gesprochen, vor allem über die Enzyklika, weil auch er sehr besorgt war", sagte Franziskus.

Der Papst sei mit dem bisherigen Verlauf der Reise "sehr zufrieden", sagte sein Sprecher Federico Lombardi. Franziskus pochte in Kuba auf mehr religiöse Freiheit. Er nannte ideologiegetriebene Politik einen falschen Weg: "Man dient nicht Ideen, sondern man dient den Menschen." Zur Enttäuschung von Oppositionellen gab es jedoch kein Treffen zwischen ihnen und dem Kirchenoberhaupt. Franziskus sei bereit dafür gewesen, aber die Begegnung sei gescheitert, so Lombardi. Zwei oppositionelle Frauen, die von der Kirche zu einer Begegnung mit dem Papst in der Kathedrale von Havanna eingeladen waren, kamen in Gewahrsam. Während des Besuchs wurden laut Angaben von Oppositionellen rund 50 Dissidenten vorübergehend festgenommen oder unter Arrest gestellt.

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