Langzeitstudie zeigt

Sex erhöht Herzinfarktrisiko nur bei Seitensprung

Wissenschaft
22.09.2015 09:28
Sex steigert das Risiko für einen Herzinfarkt gewöhnlich nicht. Das ist das Ergebnis einer deutsche Langzeitstudie, die zudem zeigt, dass Patienten nach einem Infarkt ihr Sexualleben wieder aufnehmen können. Ältere Studien zu diesem Thema legen außerdem nahe, dass Seitensprünge gefährlicher sind als Sex in der Partnerschaft.

Bisher gebe es nur wenige Daten zu den Risiken von sexuellen Aktivitäten bei Patienten mit Herzinfarkt, schreiben die Forscher um Dietrich Rothenbacher von der Universität Ulm im "Journal of the American College of Cardiology". Nach einem Infarkt würden allerdings weniger als die Hälfte der Männer und weniger als ein Drittel der Frauen von ihrem Arzt diesbezüglich beraten. "Das ist ein Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird", meint der Epidemiologe.

Kaum Infarkte unmittelbar nach dem Akt
Das Team untersuchte 536 Infarktpatienten im Alter von 30 bis 70 Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren. Zunächst sollten die Teilnehmer die Häufigkeit ihrer sexuellen Aktivitäten während der zwölf Monate vor ihrem Infarkt angeben. Mehr als die Hälfte von ihnen hatte in diesem Zeitraum mindestens einmal wöchentlich Geschlechtsverkehr, etwa 15 Prozent waren abstinent gewesen. Zudem sollten sie berichten, wann sie vor ihrem Infarkt zuletzt Geschlechtsverkehr hatten. Nur drei Teilnehmer hatten in der Stunde davor Sex, bei fast 80 Prozent lag der Verkehr schon mehr als 24 Stunden zurück.

In den folgenden zehn Jahren erlitten in der Gruppe 100 Menschen erneut einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere kardiovaskuläre Ereignisse. Die Häufigkeit ihrer sexuellen Aktivität beeinflusste das Risiko aber nicht negativ. Auf Grundlage dieser Daten sei es sehr unwahrscheinlich, dass normaler Sex Auslöser von Infarkten sei, sagte Rothenbacher.

"Es ist wichtig, diesen Patienten zu versichern, dass sie sich keine Sorgen machen müssen und ihr gewohntes Sexualleben wieder aufnehmen können", betonte der Epidemiologe. "Sexuelle Aktivität ist sicher und wichtig für die eigene Psyche und die Partnerschaft. Wer unsicher ist, sollte sich von seinem Arzt beraten lassen."

Beta-Blockern beeinträchtigen Erektionsfähigkeit
Allerdings schränkt er die Aussage für Männer etwas ein: Die etwa zur Puls- und Blutdrucksenkung verordneten Beta-Blocker beeinträchtigen demnach die Erektionsfähigkeit. "Das sollte bei der Verordnung auch mitgeteilt werden", so Rothenbacher. Schlucken Männer dann Potenzmittel wie etwa Viagra und nehmen sie wegen ihrer Herzbeschwerden zusätzlich Nitrate ein, so drohe ein plötzlicher Blutdruckabfall - bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Ältere Studien hatten zudem darauf hingewiesen, dass Seitensprünge gefährlicher sind als Sex in der Partnerschaft. Rechtsmediziner der Universität Frankfurt hatten 60 registrierte Fälle analysiert, bei denen ein Partner beim Sex gestorben war. 56 Opfer waren Männer, die einem Herzinfarkt erlagen. Im Durchschnitt waren sie 59 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der Betroffenen starb bei Geliebten oder Prostituierten, nur jeder vierte dieser Männer bei der Ehefrau, wie das Magazin "Bild der Wissenschaft" berichtete. Der Rest sei bei der Selbstbefriedigung gestorben. Britische Wissenschaftler kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

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