Mega-Lautsprecher

“Teufel Rockster”: Die Bluetooth-Rampensau im Test

Elektronik
12.09.2015 09:00
Sie hatten uns gefragt, ob wir einen Bluetooth-Lautsprecher testen wollen. Was dann kam, war doch etwas größer als erwartet. Der Rockster des deutschen Herstellers Teufel ist ein rollendes Lautsprecher-Ungetüm: knapp 80 Zentimeter hoch, über 31 Kilo schwer und bis zu 115 Dezibel laut. Eine Rechtsschutzversicherung für Ordnungswidrigkeiten wegen Ruhestörungen ist daher im Preis bereits inkludiert - zumindest in Deutschland. Party machen kann man mit dem Rockster aber auch hierzulande vorzüglich. Nur auf die Nachbarn sollte man dabei Rücksicht nehmen.

"Wir haben doch gar keine Waschmaschine bestellt", war der erste Gedanke, als der von einer Spedition gelieferte Karton mit dem Rockster darin plötzlich vor uns stand. Manchmal empfiehlt es sich eben, vor der Zusage zu einem Test einen genaueren Blick auf das Produkt zu werfen. "Bluetooth-Lautsprecher von Teufel? Klar, machen wir. Immer her damit."

Portabel ist eben relativ, das wird uns bereits beim Auspacken der laut Hersteller "größten Rampensau der Welt" bewusst. Zu zweit muss der Rockster aus seinem Karton gewuchtet werden, was dank seitlicher Tragegriffe glücklicherweise weniger schwer ist als zunächst befürchtet. Den Lautsprecher spazieren zu tragen, ist dann allerdings doch eine Aufgabe, der nur gestählte Körper dauerhaft gewachsen sein dürften. Aber der Hersteller hat vorgesorgt und dem Rockster vier Rollen beigelegt, die sich im Handumdrehen anschrauben lassen. Die Party kann beginnen.

Allerdings nicht drinnen, sondern besser draußen - aus Rücksicht vor den lieben Kollegen, die bereits nach wenigen Takten der walisischen Metaller von Bullet for my Valentine etwas nennen wir es angekratzt wirken. Spießer. Tina Turners "Private Dancer" kann die Moral zwar kurzzeitig heben, aber den Rockster bis zum Anschlag aufzudrehen, trauen wir uns dann doch nicht. Also rausrollen und auf dem Parkplatz weiterhören, ganz wie bei den Blockpartys damals in der New Yorker Bronx, als die DJs für ihre Turntables noch die Straßenlaternen anzapften.

Letzteres bleibt uns glücklicherweise erspart: Der Rockster verfügt über einen integrierten Akku, der ihn unabhängig von der nächsten Steckdose bis zu acht Stunden lang mit Strom versorgt. Sollte die Party darüber hinaus andauern (Zitat Laserkraft 3D: "Nein, Mann! Ich will noch nicht geh'n. Ich will noch 'n bisschen tanzen!"), kann man bei der nächstbesten Prolo-Karre, die bei einer solchen Party sicher nicht weit ist, die Autobatterie ausbauen und diese mittels 12-Volt-Steckdose an den Rockster anschließen. Alternativ können Sie die Batterie natürlich auch im Auto lassen und den Rockster per entsprechendem Kabel über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgen. Das rockt dann allerdings weniger, finden wir.

Ganz unabhängig davon zeigt sich der Lautsprecher auch sonst äußerst anschlussfreudig: Ein 3,5-mm- und ein 6,3-mm-Klinkenanschluss, ein Cinch- sowie ein XLR-Eingang erlauben den Anschluss von etwa MP3- und CD-Player, Gitarre sowie Mikrofon, sogar mit Reverb und Limiter - optimal für all jene, die neben der reinen Musikwiedergabe beispielsweise in der Fußgängerzone vom Ende der Welt predigen oder einen auf Kelly Family machen wollen. Falls ein Tinnitus nicht genug sein sollte, lassen sich über einen zusätzlichen Audio-Ausgang sogar weitere Rockster in Reihe anschließen.

Für die Smartphone-Generation, die der analogen Technik längst abgeschworen hat, hält der Lautsprecher zusätzlich die Möglichkeit einer drahtlosen Vernetzung via Bluetooth 4.0 parat, und das nicht nur für ein Mobilgerät, sondern gleich zwei: Während der eine über sein Smartphone noch den nächsten Song aussucht, spielt der andere schon einen ab.

Das richtige Mischungsverhältnis der diversen Musikzuspieler lässt sich über ein integriertes 2-Kanal-Mischpult mit 3-Band-Klangregelung, (zum Scratchen leider zu sperrigen) Crossfader, Vorhörfunktion und Quellenwahl für jeden Kanal bestimmen, das sich auf der Oberseite des Rockster unter einer Abdeckung versteckt. Letztere soll die Mischkonsole laut Teufel vor "aufdringlichem Hopfentee" schützen. In unserem Fall war es leider nur Regen - wir befanden uns schließlich noch im Dienst.

Party machen, wenn auch nur kurz, konnten wir trotzdem. Vor allem aber konnten wir außerhalb der Redaktionsräumlichkeiten mal so richtig die Sau bzw. den Teufel rauslassen. Der integrierte 450-Watt-Verstärker "beschleunigt" den 380-mm-Tieftöner auf bis zu 115 Dezibel, was langfristig betrachtet bzw. gehört zwar nicht gesund sein mag, kurzfristig aber eine ungemeine Befriedigung verschafft. Ob es den Kollegen von Ö3 die Straße runter ähnlich erging, wissen wir leider nicht.

Erstaunlich in jedem Fall: Dank leistungsstarkem Hochtonhorn liefert der Rockster selbst im Grenzbereich noch einen verzerrungsfreien und überraschend ausgewogenen Klang. Erst durch zusätzliches Hinzufügen von Bässen mittels Equalizer, um sich dieses wohlige Kribbeln in der Magengegend zu verschaffen, beginnt der Rockster laut zu pumpen. Wer ein bisschen an den Reglern schraubt, kann damit also Klassik ebenso genießen wie Metal, Dubstep oder Rap. Aber mal ehrlich: Wer will das schon?

Auf Anschlag, ob in der Wohnung oder beim nächsten Gartenfest, sollte man den Rockster hierzulande - wenn überhaupt - aber nur kurz genießen. Die im Preis inbegriffene einjährige ARAG-Rechtsschutzversicherung bei Ordnungswidrigkeiten wegen Ruhestörungen gilt nämlich nur für Deutschland.

Fazit: Ob auf Partys oder Gartenfesten, für Vorträge oder den Bandproberaum und Konzerte - die Einsatzmöglichkeiten des Rockster sind ebenso vielfältig wie seine Anschlüsse. Mit einem Preis von 999 Euro ist er zwar beileibe kein Schnäppchen und teurer als die meisten PA-Anlagen, behauptet sich gegenüber diesen jedoch als vergleichsweise kompakte Komplettlösung mit ausgewogenem Klang, die noch dazu unabhängig vom Stromnetz betrieben werden kann.

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