"Nicht toleriert"

Falschgeld-Prozess: Etliche unbedingte Haftstrafen

Österreich
01.09.2015 16:57
Weil sie einem verdeckten Ermittler der Polizei Falschgeld im Nominalwert von knapp 300.000 Euro unterjubeln wollten, sind am Dienstag sechs Angeklagte im Wiener Landesgericht zu empfindlichen, durchwegs unbedingten Freiheitsstrafen verurteilt worden. Ein 37-jähriger Burgenländer erhielt drei Jahre, ein ungarisches Ehepaar, 43 bzw. 39 Jahre alt, jeweils zwei Jahre. Sämtliche Urteile sind nicht rechtskräftig.

Die Verhandlung hatte sich äußerst mühsam gestaltet, da sich die vier Männer und zwei Frauen wechselseitig belasteten und ein zentral an den inkriminierten Vorgängen beteiligter Slowake fehlte. Der Polizei zufolge stammten die "Blüten" aus Süditalien. Sie sollen in einer Fälscherwerkstatt in Neapel fabriziert worden sein und gelangten in den Besitz des ungarischen Familien-Clans. Man suchte einen Abnehmer und glaubte, diesen in dem Burgenländer gefunden zu haben, wobei der Slowake offenbar als Mittelsmann fungierte.

"Die arbeiten nicht von 7 bis 16 Uhr"
Der Burgenländer, der mehrere Vorstrafen aufweist und bereits ein Jahr wegen Verbreitung von Falschgeld im Gefängnis verbracht hat, bekannte sich schuldig und bezeichnete den Ältesten der Mitangeklagten als treibende Kraft. Als er Ende Mai bei einem Besuch das Haus des Clans zu sehen bekam, habe er gedacht: "Das will ich auch haben", so der Burgenländer: "Das Haus war im italienischen Stil eingerichtet, riesige Fliesen, eine Einbauküche mit einer eingebauten Kaffeemaschine, draußen ein Swimming Pool, überdacht, ein Jacuzzi mit einem Iglu, ein 400er Mercedes, ein 3er BMW." Ihm, der sich beim Häuslbauen finanziell übernommen hatte und der nun mit 200.000 Euro in den Miesen steht, sei klar gewesen, "dass die nicht von 7 bis 16 Uhr arbeiten". Der Chef des Clans habe ihm erklärt, er könne "Blüten" im Nominalwert von 300.000 Euro besorgen, die um die Hälfte zu haben seien.

"Abnehmer" war Polizist
Weil der 37-Jährige hoffte, im Falle einer Weitervermittlung "mitschneiden" zu können, ließ er seine Kontakte spielen. Einen Makler habe er auf das mögliche Geschäft mit dem Ungarn angesprochen, schließlich auch einen Bankdirektor. Der habe Interesse gezeigt und ihm am Ende seinen Neffen als Abnehmer genannt.

Der vermeintliche Neffe war in Wahrheit jedoch ein verdeckter Polizeiermittler. Als der Deal Anfang Juni in der Wiener Wohnung des Burgenländers über die Bühne gehen sollte, klickten für diesen, den 43-jährigen Ungarn sowie dessen Familienmitglieder die Handschellen.

Richterin: "Bin selten so schamlos angelogen worden"
Der Schöffensenat schenkte den Beteuerungen der Ungarn, sie hätten nichts gewusst und seien von dem verschwundenen Slowaken als völlig Ahnungslose in die Vorgänge hineingezogen worden, keinen Glauben. "Ich bin selten so schamlos angelogen worden wie von Ihnen. Hier wusste jeder, worum es geht", so die vorsitzende Richterin.

Daher fassten zwei weitere Familienmitglieder des Paares jeweils 20 Monate aus, der Jüngste - ein 22-jähriger mehrfach vorbestrafter junger Mann - zweieinhalb Jahre. "Falschgeld ist im Kommen. Es muss gezeigt werden, dass dieses Delikt in diesem Land nicht toleriert wird", sagte Richterin Claudia Zöllner bei der Urteilsbegründung. Sämtliche Urteile sind nicht rechtskräftig. Der Burgenländer meldete Berufung gegen die Strafhöhe an, die fünf Ungarn erbaten Bedenkzeit. Bei dem zur Gänze sichergestellten Falschgeld hatte es sich laut Polizei um eine der größten "Blüten"-Sicherstellungen auf österreichischem Boden seit Einführung des Euro gehandelt.

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