Erzbischof Lackner:

“Die Aufgabe ist zu helfen, wo ich helfen kann”

Salzburg
01.09.2015 09:59
"Ich kann es nicht in Worten beschreiben, wie schrecklich die Flucht war." Yassin ist 23 Jahre alt und stammt aus Syrien, aus dem Ort Rakka. Er ist vor dem mörderischen Krieg in seiner Heimat geflüchtet. All seine Ersparnisse hat er in die Reise ins Ungewisse gesteckt. Das Ziel: An einen friedlichen Ort zu gelangen.

Gemeinsam mit seinem Cousin Kris und seinen beiden Freunden Moatz und Fadi haben sie sich auf die lange Reise mit vielen Strapazen von Rakka nach Österreich gemacht - ohne Hab und Gut, einzig mit ihrer kargen Kleidung am Leib. Der Weg führte sie von Rakka in die Türkei. Von dort aus gelangten sie mit einem Schlauchboot über das Mittelmeer nach Griechenland auf die Insel Samos, ein Militärgebiet. Hier wurde ihre Flucht unterbrochen - die vier Männer mussten für acht Tage ins Gefängnis, weil sie illegal eingereist sind. Mit einem Lkw ging es dann zwei Tage lang nach Österreich. Hier waren die vier völlig erschöpften Männer sicher. Nach einem Monat und 20 Tagen hieß es endlich: "Wir haben es geschafft! Wir haben es überlebt!" Erste Hilfe erhielten sie in Traiskirchen, dann wurden sie im Zeltlager bei der Polizeidirektion Alpenstraße untergebracht. Seit Montag dürfen sie das Gästehaus Christkönig Kolleg ihr neues Heim nennen. "Jetzt bin ich glücklich", strahlt Yassin.

20 Flüchtlinge wohnen jetzt am Kapitelplatz
Die Erzdiözese hat für Asylwerber einen weiteren Platz zum Wohnen geschaffen. Neben der Unterkunft in Mülln - dort sind 44 Flüchtlinge untergebracht - kamen Montag 20 Männer am Kapitelplatz an. Sie leben und wohnen fortan im Gästehaus St. Luzia. Innerhalb von einem Monat wurde das Haus adaptiert. "Ich habe keine Grenze gesetzt, wie lange sie hier bleiben können. Das Haus wäre zwar für eine andere Bestimmung vorgesehen gewesen - als Gästehaus mit kleinen Wohnungen für Studenten - aber das steht jetzt an zweiter Stelle", betont Erzbischof Franz Lackner. Das Haus ist sehr gut ausgestattet mit Küche, Wohnräumen, Zwei- und Dreibett-Zimmer und Büro. "Die Kirche hilft, die erste Not zu lindern, damit die Flüchtlinge eine ordentliche Bleibe haben. Meine Aufgabe ist es zu helfen, wo ich helfen kann und Ängste, die hier sind, ernst zu nehmen und nicht gleich vom Tisch zu kehren. Deshalb suche ich das Gespräch mit den Verantwortlichen, um die Katastrophe so zu umgehen, dass wir die Berufung des Christ-Seins, des Mensch-Seins und der Würde halbwegs gerecht werden. Grenzen zumachen und alles absperren kann nie die Lösung sein", sagt der Erzbischof bestimmt.

Und zum Drama bei Nickelsdorf äußert sich Lackner so: "Das ist fürchterlich, einfach schrecklich. Da fehlen einem die Worte, irgendetwas zu sagen. Dass da so eine Schlepper-Systematik dahintersteckt, mit einem tödlichen Ausgang, ist katastrophal." Für den Oberhirten ist die Europapolitik gefordert, den Menschen vor Ort in ihrer Heimat nachhaltig zu helfen und sie nicht vordergründig abzuspeisen. Yassin jedenfalls hat zwei Wünsche für die Zukunft: "Ich möchte in erster Linie in Sicherheit Leben. In Syrien war ich als Schneider tätig, in Salzburg würde ich liebend gerne als Designer arbeiten." Seine Familie hält sich noch in Rakka auf, auch sie möchte hierher kommen, weg vom großen Risiko.

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