Nach Kirchenmassaker

Debatte um Konföderierten-Flagge spaltet die USA

Ausland
28.06.2015 15:15
Der rassistische Anschlag mit neun Toten auf eine von Afroamerikanern besuchte Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina vor zwei Wochen hat in den USA eine Debatte über die Verwendung der Südstaaten-Flagge entfacht. Die Kriegsflagge der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg wurde immer wieder von rassistischen Gruppierungen oder Einzelpersonen als Symbol verwendet – so auch zuletzt von dem neunfachen Mörder in Charleston.

Für die einen ist sie ein Symbol für die Geschichte und den Regionalstolz der Südstaaten, für die anderen ein Symbol für die Unterdrückung der Schwarzen, ein bitteres Relikt aus der Zeit der Sklaverei: Die Kriegsflagge der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865). Doch seit Dylann Roof, der neun Schwarze während einer Bibelstunde erschoss, auf einem Foto mit der Flagge und einer Waffe posierte, hat die Diskussion um die Fahne wieder Fahrt aufgenommen.

Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, startete zuletzt eine Initiative, das vor dem Parlaments- und Regierungssitz des US-Staates wehende Banner abzuhängen. Dazu benötigt es aber eine Gesetzesänderung und diese kann nur von den Parlamentsabgeordneten des Bundesstaates beschlossen werden.

Obama für generelle Entfernung
In der Öffentlichkeit wurde die Diskussion auch durch die Trauerrede von Präsident Barack Obama nach dem Massaker in Charleston angeheizt, der die generelle Entfernung des Südstaaten-Banners forderte. "Zu lang waren wir blind gegenüber dem Schmerz, den die Konföderierten-Flagge in zu vielen unserer Bürger auslöste", meint er.

Zuvor hatten bereits zahlreiche Unternehmen begonnen, die Fahne aus ihren Sortimenten zu entfernen. Apple löschte zahlreiche Apps, mit dem roten Banner und dem blauen Andreaskreuz aus seinem App-Store. Große Handelsketten wie Walmart strichen Produkte mit der Konföderierten-Flagge aus ihrem Angebot. Das Online-Auktionshaus Ebay verbot Angebote mit dem umstrittenen Banner. "Wir haben uns entschlossen, Konföderierten-Flaggen und viele Artikel mit diesem Abbild zu verbieten, weil es unserer Ansicht nach ein zeitgenössisches Symbol für Spaltung und Rassismus geworden ist", hieß es.

Südstaaten überdenken Umgang mit Konföderierten-Flagge
Kurze Zeit später entfernte auch der US-Bundesstaat Alabama die umstrittene Südstaaten-Flagge vor dem Parlamentsgebäude in Montgomery. Virginia überdenkt ebenfalls seinen Umgang mit der Fahne. Der demokratischer Gouverneur Terry McAuliffe erklärte, dass er Bilder der Flagge von den Nummernschildern des US-Staates verbannen wolle.

Vor dem Parlament im US-Staat South Carolina wurden am Samstag zwei Menschen wegen des Abhängens der Konföderierten-Flagge festgenommen. Eine Frau sei im Morgengrauen (Ortszeit) auf einen Fahnenmast vor dem Parlamentsgebäude geklettert und habe die Flagge abgenommen, teilten die Behörden des US-Staates mit. Sie und ein Mann, der sie unterstützt habe, seien festgenommen worden. Ihnen werde Beschädigung eines Denkmals vorgeworfen. Dafür drohen den beiden 30 Jahre alten Beschuldigten bis zu drei Jahre Haft.

Demonstration in Alabama
Dennoch ist das Banner an vielen Orten im Süden der Vereinigten Staaten gegenwärtig und gilt einigen Bewohnern der Südstaaten als Symbol ihrer Geschichte. In Alabama demonstrierten am Samstag mehrere Menschen vor dem Parlament gegen die Entfernung der Fahne. Alabamas republikanischer Gouverneur Robert Bentley sagte am Mittwoch, seine Entscheidung, die Fahne abzuhängen, habe nur "teilweise" mit den Vorfällen in Charleston zu tun. Alabama müsse sich derzeit mit Fragen wie dem Haushalt oder Steuererhöhungen befassen und dürfe sich durch einen Flaggenstreit nicht von der notwendigen Arbeit "ablenken" lassen.

Bei ihrer Entstehung vor 150 Jahren dienste das Südstaaten-Banner zunächst einen rein militärischen Zweck. Die offizielle Flagge der Konföderierten sah der US-Flagge ähnlich. Damit auf den Schlachtfeldern des Sezessionskriegs von 1861 bis 1865 keine Verwirrung entstand, wurde das "Kreuz des Südens" als Banner der Südstaaten-Truppen kreiert. Das Andreaskreuz ist ein altes christliches Symbol. Die 13 Sterne in den blauen Streifen stehen für die 13 Südstaaten.

Ku Klux Klan verwendete Südstaaten-Banner
Dass die Flagge eine rassistische Konnotation hat, trat wieder offen zutage, als der rassistische und gewaltbereite Ku Klux Klan das einstige Militärbanner Ende der 1930er-Jahre begeistert für sich entdeckte. Auch mehrere extreme Parteien nutzten die Flagge. Bürgerrechtsorganisationen wie die NAACP verlangen daher schon seit Jahren, dass die Flagge in die Mottenkiste der Geschichte gepackt wird.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele