Herr Bürgermeister, wie bewältigt man einen 14-tägigen Dauerstress?
Ich bin belastbar und es gehört einfach dazu, dass ich von 6 bis 22 Uhr für jeden erreichbar bin. Es tauchen täglich so viele Fragen auf, etwa zur Häusersanierung.
Wie geht es den Betroffenen psychisch?
Die Leute verkraften es. Vor allem weil die Hilfe so überwältigend war. Ob von Bundesheer, Feuerwehr oder Freiwilligen – es hat beispiellos gut funktioniert. So habe ich das auch der Innenministerin bei ihrem Besuch gesagt.
Wie sieht es mit den Spendengeldern aus?
Auf unserem Konto sind etwa 400.000 Euro. Da sind Rentner dabei, die selbst nur wenig haben – das zählt doppelt! Wir sammeln alle Namen und wollen uns demnächst bei jedem einzelnen bedanken. Ich ziehe vor den Tirolern meinen Hut.
Was sind derzeit die wichtigsten Arbeiten?
Wir haben 21 Bagger im Einsatz. Dringlich ist ein Auffangbecken am Seigesbach, das 30.000 bis 40.000 m³ Material fassen wird. Nie hätte ich für möglich gehalten, was dieses Bächlein anrichten kann. Riesige Felsmassen wurden einfach mitgerissen. Wichtig ist auch die Landesstraße, Ende Juli könnte sie einspurig wieder befahrbar sein. An den Ufern braucht es nun festes Mauerwerk, das dauert.
Können die Hausbesitzer weiter mit Hilfe rechnen?
Der offizielle Einsatz des Bundesheeres und der Katastrophenzüge der Feuerwehr ist seit Donnerstag vorbei. Doch wir haben Freiwillige auf Listen erfasst, die gerne einspringen, wenn ein Hausbesitzer es sonst nicht schafft. Das ist auch psychisch eine Erleichterung. Aus unserem Spendentopf haben wir vorerst je 5000 Euro an Betroffene verteilt, ohne lange zu prüfen.
Wie geht man mit Härtefällen um – jene, die es besonders arg erwischte?
Bei einer Familie sind der Hof und daneben das Einfamilienhaus kaputt. Mein Sohn ist Zimmermeister und macht nun erste Pläne für ein neues Haus, Vieh hatte die Familie nicht mehr. Das Ehepaar kommt vorübergehend in meiner Ferienwohnung unter.
Was wird nach der Katastrophe bleiben, wenn die Schäden schon lange nicht mehr sichtbar sind?
Es ist die Erkenntnis, dass der Zusammenhalt in unserem Ort, ja in ganz Tirol, im Ernstfall gigantisch ist. Dass Betroffene in kürzester Zeit auf andere zählen können. Wir hatten am ersten Tag nach der Katastrophe 17 Bagger da. Trotz schwierigster Zufahrt. Das sagt alles.
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