Gewaltige Vielfalt

Im Vorjahr 139 neue Arten am Mekong entdeckt

Wissenschaft
27.05.2015 11:06
Nicht weniger als 139 neue Tier- und Pflanzenarten haben Forscher im Vorjahr in der Mekong-Region in Südostasien entdeckt. Darunter eine Vampir-Fledermaus mit riesigen Fangzähnen, Chamäleon-Frösche und eine "Harry Potter"-Wespe. Viele der Arten sind laut Angaben des WWF bereits jetzt vom Aussterben bedroht.

Unter den Neuentdeckungen finden sich 90 Pflanzen, 23 Reptilien, 16 Amphibien, neun Fische und ein Säugetier. Die große Mekong-Region erstreckt sich über Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand, Vietnam und Chinas südwestliche Provinz Yunnan. Seit 1997 wurden hier mehr als 2.200 neue Arten wissenschaftlich beschrieben - im Schnitt drei neue Arten pro Woche.

"Einige dieser Tiere und Pflanzen könnten direkt einem Märchenbuch entsprungen sein und zeigen, wie kreativ und magisch Evolution abläuft", berichtet die zuständige WWF-Referentin Kathrin Hebel. Der besonderen Magie zollten die Forscher daher auch bei der Namensgebung Tribut. So benannten sie eine Wespenart, die ihre Beute mit einem Stich betäubt und dann bei lebendigem Leibe aussaugt, Ampulex dementor - nach den berüchtigten, Seelen aussaugenden Dementoren aus den populären "Harry Potter"-Romanen.

Zu den Wesen, die teilweise aussehen, als seien sie einem Fantasy-Film entsprungen, gehört auch das zweitgrößte Insekt der Welt, eine Stabheuschrecke mit dem sperrigen wissenschaftlichen Namen Phryganistria heusii yentuensis. Obwohl sie mehr als einen halben Meter lang ist, gelang es ihr bis 2014, sich vor dem menschlichen Auge zu verstecken.

Zu den interessantesten Entdeckungen zählt auch ein dorniger Frosch namens Gracixalus lumarius, der sich in einer besonderen Kombination aus Rosa und Gelb präsentiert - zumindest in der Nacht. Tagsüber verblasst der gelbe Rücken der Tiere zu einem stumpfen Braunton. Warum und wie der Frosch die Farbe ändert, ist bisher nicht bekannt.

Die neu entdeckte Fledermaus-Art Hypsugo dolichodon mit ihren langen, furchterregenden Fangzähnen mag an einen Vampir erinnern und uns einen Schrecken einjagen. Trotzdem hat sie mehr Grund, den Menschen zu fürchten, als umgekehrt, denn ihr Lebensraum in Laos ist durch Infrastrukturprojekte bedroht.

Die Amphibienart Tylototriton shanorum aus der Gattung der Krokodilmolche ist bereits kurz nach ihrer Entdeckung durch die Sammelwut von falschen Tierliebhabern bedroht. In asiatischen Zoohandlungen wurden bereits zwei Tiere dieser Art gefunden.

Viele Mekong-Arten bereits auf der Roten Liste
Nach WWF-Angaben mussten in Südostasien seit 1990 jährlich 2,7 Millionen Hektar Dschungel den Monokulturen riesiger Plantagen weichen. Außerdem sollen rund 150 neue Wasserkraftwerke entstehen. Bereits heute finden sich 70 Prozent der nur hier vorkommenden Säugetierarten auf der Roten Liste, darunter der Indochinesische Tiger und der Asiatische Elefant. Die Umweltschützer fordern, dass biologisch wertvolle Gebiete am Mekong mithilfe der internationalen Staatengemeinschaft geschützt werden. Denn sonst könnten auch die 139 Neuentdeckungen schon bald für immer verschwunden sein, so der WWF.

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