100. Jahrestag

Hunderttausende Armenier erinnern an Massaker 1915

Ausland
24.04.2015 20:45
In Armenien haben Hunderttausende Menschen der Opfer der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren gedacht. Nach einer offiziellen Feier am Freitagvormittag an der zentralen Gedenkstätte in der Hauptstadt Eriwan im Beisein internationaler Politiker legten Armenier aus aller Welt Blumen vor der "Ewigen Flamme" nieder. In Wien gab es einen Gedenkmarsch und eine Pro-Türkei-Demo (siehe Infobox).

An der offiziellen Zeremonie zum Auftakt nahmen auch der französische Präsident Francois Hollande und der russische Staatschef Wladimir Putin sowie Dutzende weitere Politiker aus dem Ausland teil. Einzeln gingen sie durch das Spalier einer Ehrenwache zu der "Ewigen Flamme" und legten Blumen nieder.

Hollande: "Werden die Tragödie niemals vergessen"
Hollande sagte, er verneige sich vor den Opfern. "Wir werden die Tragödie, die das Volk erduldet hat, niemals vergessen", versicherte er. Putin sagte, Massenmorde seien durch nichts zu rechtfertigen. "Die internationale Gemeinschaft muss alles tun, damit sich die tragischen Ereignisse von einst nicht wiederholen", forderte er einen weltweiten Kampf gegen Völkermord.

Armeniens Präsident Sersch Sargsjan dankte den Staaten, die die Massaker an bis zu 1,5 Millionen seiner Landsleute als Genozid anerkennen, darunter sind seit Kurzem auch Deutschland und Österreich. Bundespräsident Heinz Fischer, der nach Eriwan eingeladen war, ließ sich "aus Termingründen" vom SPÖ-Nationalratsabgeordnete Hannes Weninger vertreten. "Wir gedenken jener rund 1,5 Millionen Armenier, die einem der ersten Genozide des 20. Jahrhunderts zum Opfer fielen", erklärte dieser. Es sei die Pflicht der heutigen Türkei, "sich der ehrlichen Aufarbeitung dunkler und schmerzhafter Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen und die im Osmanischen Reich begangenen Verbrechen an den Armeniern als Genozid anzuerkennen". Auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, der klare Worte zum Völkermord gefunden hatte, ließ sich vertreten.

Österreich-Ungarn und das Deutsche Kaiserreich waren zu Zeiten des Völkermords im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet. In Berlin und Wien wusste man über die Massaker und Vertreibungen Bescheid, ohne dagegen einzuschreiten. Mehr als 20 Einzelstaaten und internationale Institutionen haben den Völkermord anerkannt. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches weist den Vorwurf entgegen der Meinung eines Großteils der Historiker entschieden zurück. Im Kampf gegen das christliche Russland im Ersten Weltkrieg warf die osmanische Regierung den christlichen Armeniern vor, mit dem Feind zu paktieren.

Türkei erinnert an Schlacht um Gallipoli
Offensichtlich um im eigenen Land die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken, hat Ankara das Gedenken an die legendäre Schlacht um die Halbinsel Gallipoli vor 100 Jahren im Ersten Weltkrieg um einen Tag vorverlegt - und erinnerte daran nun ebenfalls am Freitag. In Istanbul versammelten sich allerdings Dutzende Menschen zu einer nicht-staatlichen Gedenkfeier. Sie kamen in jenem Viertel zusammen, in dem am 24. April 1915 die ersten armenischen Intellektuellen verhaftet wurden.

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