Betrugsverdacht

Wirbel um Millionenerbe für Gut Aiderbichl

Tierecke
22.04.2015 09:01
Erbschleicherei ortet ein in Amerika lebender Deutscher rund um das Testament seines Bruders. Dieser hatte seinen Hof sowie sein Vermögen noch zu Lebzeiten der Stiftung Gut Aiderbichl überlassen. Aus dem verlotterten Hof wurde ein Tierparadies. Doch jetzt will der Amerikaner offenbar auch ein Stück vom Kuchen.

Bei der Staatsanwaltschaft in Ried im Innkreis wird wegen Verdacht des Betrugs, der Urkundenfälschung und der Fälschung von Beweismitteln ermittelt. Die Beschuldigten sind ein Oberösterreicher und seine Schwester. Die beiden hatten einen damals 87-jährigen Deutschen, der in Maria Schmolln in Oberösterreich einen Hof besaß, offenbar beraten.

Letzter Wunsch: Hof soll ein Tierparadies werden
Der Pensionist, er arbeitete früher als Geschäftsführer bei Daimler in Kanada, besaß ein beträchtliches Vermögen und liebte Tiere. Sein Wunsch war es, dass sein Erbe der Stiftung Gut Aiderbichl zugute kommt. Dafür müsste man den Hof in ein Tierparadies umwandeln und ihm lebenslanges Wohnrecht gewähren.

Stiftung nahm das Erbe an
Nach eingehenden Gesprächen, bei denen die zwei "Vermittler" anwesend waren, entschied sich die Stiftung, dieses Erbe anzunehmen. Ein Schenkungsvertrag wurde aufgesetzt. Um knapp eine Million Euro wurde der Hof renoviert und tatsächlich in ein Tierparadies verwandelt. Das restliche geerbte Geld wird laut Vertrag in Raten ausgezahlt und dient dem laufenden Betrieb des Tierhofs.

Bruder des Verstorbenen erhob Betrugsvorwürfe
Nachdem der Deutsche im November 2011 verstarb, meldete sich sein Bruder aus Amerika. In einem handgeschriebenen Brief bemerkte er, dass er damit kein Problem habe, dass die Stiftung das Erbe antritt. Doch jetzt, vier Jahre später, ist plötzlich alles anders. Nun wirft er den Vermittlern vor, man habe seinen Bruder betrogen. Er sei bettlägerig gewesen, als er das Testament unterschrieb.

Michael Aufhauser erklärt die Hintergründe im "Krone"-Interview:

"Krone": Herr Aufhauser, was ist dran an diesen Vorwürfen, sind Sie ein Erbschleicher?
Michael Aufhauser: Nichts ist dran. Alles, was da abgewickelt wurde, war rechtlich in Ordnung. Wir können das belegen. Diese Vorwürfe wurden bewusst lanciert. Da will man uns schaden. Dabei fließt bei uns alles ins Wohl der Tiere. Ich betone aber, dass die Staatsanwaltschaft noch nie mit mir gesprochen oder sich schriftlich gemeldet hat. Ermittelt wird ja auch nicht gegen Gut Aiderbichl, sondern gegen das Geschwisterpaar aus Oberösterreich.

"Krone": Welche Rolle spielen diese Menschen?
Aufhauser: Die haben nie für uns gearbeitet. Aber sie haben den Kontakt zu dem Herrn hergestellt, der aus seinem Hof ein Gut Aiderbichl machen wollte. Behauptet wird jetzt, dass der Herr schon bettlägerig war, als er das Testament unterschrieb. Das war aber nicht der Fall. Der wusste genau, was er tut. Wir sind oft genug vor Ort gewesen. Er war auch zu Besuch in Henndorf.

"Krone": Mit den auf dem Testament vermerkten Zeugen soll etwas nicht passen, sie sollen erst im Nachhinein unterschrieben haben. Stimmt das?
Aufhauser: Nein, so war das nicht. Es waren einfach drei Arbeiter, die am Hof beschäftigt waren. Die haben das in einer Aussage auch schon bestätigt. Nur einer hat es sich plötzlich anders überlegt.

"Krone": Warum tauchen die Vorwürfe erst jetzt, vier Jahre nach dem Ableben des Spenders auf?
Aufhauser: Das kann ich mir auch nicht erklären. Wir haben aus dem verfallenen Hof ein märchenhaftes Tierparadies geschaffen. In Maria Schmolln haben wir 16 Papageien, 120 Katzen und 26 Hunde. Es ist einer von 23 Stiftungshöfen. Die Gut Aiderbichl Stiftung ist auf Spenden und Erbschaften angewiesen. Diese unhaltbaren Vorwürfe schaden jetzt unserem Ruf.

"Krone": Der Bruder des Verstorbenen war aber doch einverstanden mit dem Testament?
Aufhauser: Ja, wir haben von ihm - nachdem sein Bruder im November 2011 verstorben ist - einen handschriftlichen Brief erhalten. Er notierte, dass er kein Problem damit habe, dass die Stiftung erbt. Es war im Sinne seines Bruders. Im selben Schreiben hat er uns dann vor der Frau gewarnt, die den Spender mit uns bekannt gemacht hat. Und ich denke, dass diese Frau auch hinter dem Meinungsumschwung steckt. Sie wollte bei uns durchsetzen, dass sie Verwalterin in Maria Schmolln wird. Aber sie hat ja überhaupt keine Berufserfahrung. Also haben wir das abgelehnt.

"Krone": Das hört sich so an als würde die Frau noch verzweifelt versuchen, irgendwie vom Erbe zu profitieren?
Aufhauser: Auf jeden Fall hat sie schon eine Maklerprämie kassiert. Das Geld des Verstorbenen wurde ja von ihr in einen Pensionsfonds gesteckt. Von dem bekommen wir eine jährliche Auszahlung für den Hof. Da ist nichts Anrüchiges dabei. Das gesamte Vermögen des Mannes kommt ausschließlich den Tieren zugute. Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft gut ermittelt und sich alles rasch aufklärt.

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