Adams Erbe

Opel Corsa: Verdrehte Familiendynamik

Motor
13.06.2015 11:09
Man sieht es dem neuen Opel Corsa auf den ersten Blick an, dass er der neuesten Generation angehört. Das haben sie gut gemacht in Rüsselsheim, denn Wesentliches wie Karosserie- und Plattform blieben gleich. Doch im Detail haben sie bei Opel richtig Hirnschmalz und Ingenieurs-Knowhow investiert - und den Klassiker zu einem richtig frischen Kleinwagen modelliert.
(Bild: kmm)

Was kümmert es den Kunden, ob ein Hersteller das Rad neu erfindet, um ein neues Modell zu bringen. Opel hat den sehr coolen Adam ganz neu aus der Taufe gehoben, der kleine Karl kommt auch bald, da muss es reichen, beim Corsa, sagen wir, ein neues Haus zu errichten, ohne ein neues Fundament zu bauen. Hat bei einem VW-Golf-Modellwechsel ja auch schon einmal funktioniert.

Fahrwerk, Lenkung, Interieur und im Rahmen auch die äußere Optik wurden grundlegend überarbeitet, von flügelförmigen Scheinwerfern und LED-Tagfahrlicht (nicht in der Basis-Version, Xenon optional) bis zu den auseinandergezogenen Heckleuchten. Das Infotainment erbt der Corsa von seinem kleinen Bruder Adam. Normalerweise vererbt sich moderne Technik in Automobilreihen von oben nach unten, aber man soll sowieso nicht immer alles so machen wie die anderen. Im wahren Leben mag es für einen großen Bruder schwer zu verarbeiten sein, wenn ihm der kleine den Rang abläuft, aber einem Auto ist das wurscht. Und imagemäßig profitiert der Corsa vom Adam. Kleiner Ausflug in die Familiendynamik.

Ein Riesenvorteil daran, dass die Karosserie grundsätzlich die gleiche geblieben ist, sind die hervorragenden Platzverhältnisse im Innenraum. So gut sitzt man in der Klasse nicht leicht. Der Kofferraum ist mit 285 bis 1.190 Liter nicht der Klassenprimus, muss sich aber auch nicht verstecken. In Sachen Radstand (2,51 m, so wie früher) und Länge (4,02 m) gehört der Opel Corsa aber auch zu den Größten im Umfeld. Leider nicht zu den übersichtlichsten.

Fahrverhalten auf der komfortablen Seite
Obwohl Radstand und Bodengruppe dem Vorgängermodell der vierten Generation entsprechen, hat das neue Fahrwerk "keine einzige Komponente mit dem bisherigen gemein", beteuert man bei Opel. Der Fahrzeugschwerpunkt liegt fünf Millimeter tiefer als zuvor, der steifere Hilfsrahmen soll dazu ebenso wie die neue Frontgeometrie mit neuen Achsschenkeln die Stabilität erhöhen. Stoßdämpfer und Federn sind steifer als früher und auch die Lenkung wurde überarbeitet.

Wer nun glaubt, Opel hat aus dem Corsa ein Spaßgerät für junge Wilde gemacht, den können wir beruhigen: Er fährt sich sehr komfortabel. Wilde Kurvenräubereien sind nicht seines, er untersteuert relativ früh, dem Fahrwerk fehlt es an Präzision, wenn es ihm zu forsch wird, und auch die Lenkung ist eher im "Passt scho"-Modus unterwegs. Auf Knopfdruck aktiviert man in der Stadt den City-Modus und lenkt mit dem kleinen Finger.

Famoser Dreizylinder-Benziner
Der Testwagen war mit dem neuen Dreizylinder-Benziner ausgestattet, der "1.0 Turbo ECOTEC® Direct Injection" gerufen wird. Er leistet 115 PS und drückt mit 170 Nm ab 1.800/min. spürbar an. Da ist den Opelianern wirklich was Schönes gelungen, denn trotz der Zylinderzahl sind dem Triebwerkchen Vibrationen und nervige Geräuschentwicklung fremd - dafür liefert es anständige Fahrleistungen ab, so wie 10,3 Sekunden für den Standardsprint oder 195 km/h Höchsttempo. Okay für den mit 1.139 kg gar nicht so leichten Fünftürer.

Ein bisserl Hightech muss auch sein
Das optionale Infotainmentsystem stammt wie erwähnt aus dem Adam und gibt dem Corsa-Innenraum einen besonders modernen Touch. IntelliLink heißt es. Wer den Namen fünfmal am Stück auf Anhieb fehlerfrei sagen kann, wird es auch bedienen können. Nur der Ein/Aus-Knopf erwies sich als ein wenig widerspenstig.

In Sachen Sicherheitsassistenten hat Opel ziemlich aufgerüstet. So ist ein Toter-Winkel-Warner ebenso zu haben wie eine Frontkamera mit Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte- und Fernlichtassistent sowie Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner. Letzterer kann allerdings keine Notbremsung auslösen, sondern zeigt lediglich ein rotes Signal in der Windschutzscheibe an. Auch eine Rückfahrkamera und ein automatisch lenkender Parkassistent lassen sich ordern. Berganfahrassistent und Reifendruckkontrolle sind Serie.

Unterm Strich
Opel hat mit den gegebenen Möglichkeiten rausgeholt, was ging, und dafür gesorgt, dass auch die fünfte Corsa-Generation zu den meistverkauften Kleinwagen zählen wird. Der hier genannte Dreizylindermotor ist ab 15.790 Euro zu haben, mit fünf Türen 500 bis 600 Euro mehr. Sehr beachtlich ist der Aktionspreis des Basis-Dreitürers mit 70 PS, der ab 10.990 Euro sogar Klimaanlage, Radio, elektrische Fensterheber und Funk-Zentralverriegelung an Bord hat. Der Fünftürer kostet in dem Fall aber gleich mal 2.000 Euro mehr, weil es einfach ein gut klingender Kampfpreis ist. Doch auch ansonsten ist der Opel Corsa ein Fall für Preissensible - ohne dass man es ihm ansieht.

Warum?

  • Hat, was er braucht; kann, was er muss
  • Viel Platz im Innenraum

Warum nicht?

  • Im Fahrverhalten fehlt es etwas an Präzision

Oder vielleicht …

… Skoda Fabia, Hyundai i20, VW Polo, Ford Fiesta, Peugeot 208 etc.

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(Bild: kmm)



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