Osterfestspiele

Liebe, Leidenschaft, Eifersucht und Mord

Salzburg
25.03.2015 19:52
Es ist ja schon spannend, wenn sich der Pult-Apologet der Romantik dem italienischen Verismo zuneigt, ist aber vielleicht gar nicht so weit auseinander. Christian Thielemann, in seinem dritten Osterfestspieljahr – die zwei davor waren richtig gut – befreundet und befeuert sich aktuell inständig mit Mascagni und Leoncavallo.

Er hat allerdings einen Protagonisten, der das Sanges-Terrain schon einigermaßen gut kennt: Jonas Kaufmann, derzeit der weltweit allerbeste Tenor, singt als Premiere sowohl den Turridu in "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni und den Canio in Ruggero Leoncavallos "Pagliacci". Es sind zwei ziemlich unterschiedliche Figuren, und Jonas Kaufmann benennt sie im Gespräch: "Turridu ist ein Heißsporn, der seine Zukunft noch vor sich hat, ein leichtfertiger Bursche, der sein Leben für die Affäre mit einer verheirateten Frau aufs Spiel setzt. Canio könnte sein Vater sein, er hat einen großen Teil seines Lebens hinter sich. Er zieht mit einem Wohnwagen und einer armseligen Theatertruppe durchs Land, macht den Clown und ist rasend eifersüchtig auf seine junge Frau. Es sind zwei sehr starke Varianten der tödlichen Eifersucht."

Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Mord? Wo ist da die Differenz zum TV-Krimi-Alltag? "Diese zwei Opern sind gar nicht viel anders als die Soap-Operas im Fernsehen – mit dem wesentlichen Unterschied, dass sie eindeutig die bessere Musik haben." Und das "Bühnentier" Jonas Kaufmann findet das eine "tolle Sache", nämlich beide Rollen. Er sagt dann auch: "Welcher Tenor träumt nicht davon, sie einmal zu singen. Ich weiß noch, wie ich als Student gedacht habe, Mann, muss das toll sein, wenn man das singen kann. Sich von der Musik mitreißen zu lassen, körperlich und seelisch alles zu geben. Antonio Pappano und ich haben sich nach einer Arien-Aufnahme gefreut wie die kleinen Kinder, und selbst die Orchestermusiker, die normalerweise nicht so schnell zu begeistern sind, haben gejuchzt und gejubelt. Das kommt meiner Stimme und zugleich dem Wollen nach szenischer Präsenz sehr entgegen." Jonas Kaufmann erinnert mich nicht wenig ans Jose Carreras, der auch immer alles gegeben hat und die Posen des Gesangs im Sänger-Reisekoffer ließ.

Viele Premieren, Besetzung namhaft
Es sind vielerlei Premieren, die bei den Osterfestspielen zu erleben wären. Die erste echte Opernproduktion Thielemann/Kaufmann mit den "Verismo"-Zwillingen in Kooperation der Semperoper Dresden (28. + 6. April im Großen Festspielhaus), Verdis "Requiem" ist am 31. März und am 3. April auch ein Debüt mit Jonas Kaufmann. Der Regisseur und Bühnenbild–Erfinder Philipp Stölzl ist bekannt, und vielleicht berühmt, für seine multimedialen Aufbereitungen. Da kommt das Visionäre ins Mediale. Das mag zwar auch nicht unbedingt neu sein, lockt und reizt dennoch, es wird der Kraft des Gesanges die der Bilder entgegengesetzt. Und die Besetzung, die kann sich überall hören lassen. Eh schon erwähnt, Jonas Kaufmann, die wunderbare Maria Agresta als "Nedda", Ambrogio Maestri, Annalisa Stroppa, Liudmyla Monastyrska als "Santzuzza". Da bleibt wenig an Wünschen über. Abwarten. Die Sächsische Staatskapelle Dresden ist ein Orchester, das in Konkurrenz zu den "Big Playern" steht, und mir mehr Freude macht, weil sie sich nicht auf ihren Stühlchen ausruhen. Sondern glühen und geben, was die Magie der Musik an Zauber-Vulkanen bereithält.

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