Nachteil für Käufer?

Experten kritisieren neue EU-Fleischkennzeichnung

Tierecke
24.03.2015 09:30
Die ab 1. April 2015 geltende Kennzeichnungsverordnung der EU für Fleisch ist laut den Experten der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Dennoch sei sie völlig unzureichend, da den Konsumenten wichtige Informationen nach wie vor vorenthalte würden, so der Verein. Grund für die Kritik: Die Herkunft von Fleisch in der Gastronomie, von mariniertem und verarbeitetem Fleisch sowie von offenem Fleisch an der Theke muss weiterhin nicht deklariert werden.

Neu ist, dass künftig die Herkunft von abgepacktem frischen Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch gekennzeichnet werden muss. Bei Rind- und Kalbfleisch müssen die Verbraucher bereits seit einigen Jahren über Geburtsort und Aufzucht informiert werden.

Mehr Transparenz für die Konsumenten
"Natürlich schafft diese neue Verordnung mehr Transparenz für die Konsumenten, was wir grundsätzlich positiv sehen", erklärt Heli Dungler, Gründer und Präsident der "Vier Pfoten". "Die Verbraucher können sich aktiv für ein Herkunftsland mit besseren Tierschutzgesetzen entscheiden beziehungsweise jenes Land wählen, das kürzere Transportwege garantiert."

"Ausnahmen nicht im Sinne der Konsumenten"
Dennoch greife die Verordnung viel zu kurz, so Dungler: "Das von der Kennzeichnung betroffene Fleisch ist ja nur ein Teil des tatsächlich konsumierten Fleisches. Immer mehr Menschen essen außer Haus, der Trend zu Fertigprodukten hält an. Unter diesen Gesichtspunkten geht es völlig an den Bedürfnissen der Konsumenten vorbei, wenn in der Verordnung Gastronomie und verarbeitete Produkte ausgenommen werden."

Das Hühnerei als positives Beispiel für Kennzeichnung
Die Tierschützer fordern zudem eine konsequente Kennzeichnung der unterschiedlichen Haltungsformen. Heli Dungler: "Ein ethisch bewusster Verbraucher möchte wissen, wie das Tier gelebt hat." Ein Beispiel für eine gelungene Kennzeichnung ist für ihn das Schalenei: "Hier kann der Konsument über die Ziffern 0-3 neben dem Herkunftsland auch die Haltungsart wählen. Warum sollte das nicht beim Fleisch funktionieren?"

Tiertransportwege nicht ersichtlich
Unverständlich sei ebenfalls, dass – anders als bei Rind- und Kalbfleisch – bei den neu zu kennzeichnenden Fleischsorten der Geburtsort nicht angegeben werden muss; es reicht der so genannte Aufzuchtsort. "Die Information, ob das Tier zwischen Geburts- und Aufzuchtsort eine lange Transportstrecke zurücklegen musste, ist doch eine extrem wichtige. Wieso bekomme ich sie bei Rind- und Kalbfleisch, aber sonst nicht? Das ist total inkonsequent", sagt Heli Dungler.

Auch EU-Parlament fordert Ausweitung
Vor wenigen Wochen erst hat auch das EU-Parlament eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung auch für verarbeitete Fleischprodukte gefordert. "Wir begrüßen diese Initiative der EU-Parlamentarier, wenngleich sie auch noch immer nicht alle unsere Forderungen abdeckt. Bleibt zu hoffen, dass die EU-Kommission dieser auch so rasch wie möglich mit einer entsprechenden Ausweitung der Kennzeichnungsverordnung nachkommt", sagt Dungler.

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