Ehrentag in L.A.

“Rock-Professor” Reinhold Bilgeri wird 65

Musik
23.03.2015 14:23
Der "Rock-Professor" aus Vorarlberg wird 65: Reinhold Bilgeri feiert seinen Ehrentag am 26. März in Los Angeles, wo er sich jedes Jahr für etliche Monate aufhält. An die Pension denkt Bilgeri nicht, sondern vielmehr an seine Ziele, wie er nun bekräftigt. Als Gründe für seinen Erfolg nennt er "Begabung und eine Zähigkeit, die mir manchmal selber Angst macht".
(Bild: kmm)

Bilgeris künstlerische Karriere verlief keineswegs linear. Seine Musiklaufbahn begann in den 1960er-Jahren bei diversen Rockbands, 1973 gelang ihm gemeinsam mit seinem Freund, dem Schriftsteller Michael Köhlmeier, der Durchbruch: Das Mundartlied "Oho Vorarlberg" wurde zum Hitparaden-Erfolg und zur heimlichen Landeshymne. Parallel dazu verfasste Bilgeri Hörspiele, Drehbücher und Kabarettprogramme. 1981 hängte er seine sichere Stelle als Professor für Deutsch, Geografie, Psychologie und Philosophie an den Nagel (Bilgeri: "über Nacht, ohne einen Plattenvertrag in der Tasche zu haben") und widmete sich ganz dem Musikgeschäft.

Vom Popstar zum Familienvater
Der Popsong "Video Life" (1981) wurde zu einem seiner größten Hits, weitere folgten. Bis in die 1990er-Jahre verkaufte Bilgeri über drei Millionen Tonträger, heimste sieben Gold- bzw. Platinplatten ein. Zudem arbeitete er als Regisseur für TV-Shows und Videoclips, auch wenn die breite Öffentlichkeit davon eher nichts wusste. 1989 heiratete er Beatrix Kopf, Ex-Miss-Austria, Top-Model und Schauspielerin. Mitte der 1990er-Jahre wurde es ruhiger um Bilgeri, der sich mehrfach über den "Ö3-Boykott" ärgerte. Die freigewordene Zeit nutzte er "schreibend und als Papa" von Tochter Laura.

2005 gingen die großen Scheinwerfer für Bilgeri wieder an. Sein Romandebüt "Der Atem des Himmels" wurde zum Bestseller, in weiterer Folge verfilmte er den Stoff mit seiner Frau in der Hauptrolle - und war auch damit sehr erfolgreich. Gerade hat er den Roman "Die letzte Insel" des Vorarlberger Autors Christian Mähr in ein Drehbuch umgesetzt und bei der Österreichischen Filmförderung eingereicht. Sollte die Finanzierung klappen, werde er wieder als Produzent und Regisseur fungieren, kündigt Bilgeri an. "Ab Anfang Sommer werde ich wieder in Österreich sein und mich hoffentlich schon an die Dreharbeiten machen können", zeigt er sich optimistisch.

Viele Filmideen
Bereits für den Vorarlberger ORF-Landkrimi "Alles Fleisch ist Gras" hat Bilgeri einen Mähr-Roman filmisch umgesetzt. Außerdem will er sein Film-Projekt über den Weltumsegler Ferdinand Magellan Co-Produzenten in Los Angeles vorstellen und arbeitet auch an einem neuen Roman - einer Nachkriegsgeschichte über die "Rattenlinie", über die Fluchtwege der Nazi-Bonzen zwischen Österreich, dem Vatikan und Argentinien.

Schaut Bilgeri auf seine Karriere zurück, ist er dankbar. Als "has been Popstar" sei es ein "Hindernislauf" gewesen, den ersten Roman an die Leute zu bringen, so Bilgeri in einem aktuellen E-Mail-Interview. Dass es mit der Kino-Version von "Der Atem des Himmels" geklappt habe, sei eben gerade seiner Zähigkeit geschuldet gewesen. Seine Frau und er hätten sich mit dem Projekt schon so weit aus dem Fenster gelehnt, "dass uns nichts mehr anderes übrig blieb, als auf die Klippe loszurennen in der Hoffnung, fliegen zu können... und wir sind wirklich geflogen." Wenn er jetzt nüchtern zurückdenke, bekomme er ein wenig Angst: "Ich hätte auch voll auf die Schnauze fallen können und alles wäre dahin gewesen, Ruf, Geld, Haus, alles. Da waren einige Schutzengel unterwegs."

Dreifach erfolgreich
Schaut Bilgeri nach vorne, so gilt nach wie vor seine vor Jahren gemachte Feststellung: "Ich habe vor, Filme zu drehen und Romane zu schreiben. Und dazwischen trete ich als Musiker auf." Er habe schon als Teenager den Traum gehabt, in diesen drei Genres Bestseller zu landen. Dass es funktioniert habe, sei "großes Glück" gewesen und für seine persönliche Balance als Künstler sehr wichtig. "Die Popstar-Kiste allein hätte mich nicht befriedigt", weiß Bilgeri heute. Er werde die Gitarre aber nie in die Ecke stellen und mit seiner Rockband und einer Jazz-Combo immer wieder Konzerte in Österreich spielen. "Irgendwann werde ich sicher wieder ins Studio gehen und ein bluesig-jazziges Album aufnehmen, zur Hetz, nicht für die Charts, der Zug ist schon lange abgefahren."

Neben dem Musiker, Autor und Filmemacher gibt es aber auch den Familienmenschen Reinhold Bilgeri. Los Angeles ("das Zentrum des Showgeschäfts") ist auch deshalb Fixpunkt in seinem Leben, weil "meine Frau und ich unsere Tochter Laura bei ihrem Karrierestart als Schauspielerin begleiten" wollten. Laura habe sich fix entschlossen, es in Hollywood zu schaffen, "und ich trau' es ihr auch zu, deshalb hat sie unsere volle Unterstützung", so Bilgeri. Seine "Heimatstandorte" Vorarlberg und Wien werde er aber niemals aufgeben. Als Österreicher dürfe man sich privilegiert fühlen. Der Kontakt zu Michael Köhlmeier sei "nicht mehr so eng wie früher, aber wir texten immer wieder mal und hauen uns für Benefizprojekte oder politische Themen gemeinsam ins Zeug". Bilgeri ist überzeugt, dass diese "Bruderschaft, die schon über 60 Jahre dauert" bis ans Ende halten werde.

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