Zwitschern früher

Studie: Künstliches Licht beeinflusst Vogelgesang

Wissenschaft
17.03.2015 15:48
Unter dem Einfluss nächtlicher künstlicher Beleuchtung beginnen vier von sechs untersuchten Singvogelarten früher im Jahr zu singen. Das haben Gesangsaufnahmen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Deutschland gezeigt. Das Kunstlicht wirkte sich auf die morgendlichen und die abendlichen Gesänge aus, berichteten die Forscher.

Die Forscher im bayrischen Seewiesen verglichen vom Winter bis zum Frühjahr dunkle Lebensräume mit solchen, die von Straßenlaternen beleuchtet waren. Sie erfassten dafür die morgendlichen und abendlichen Gesänge der Männchen von sechs Singvogelarten in Süddeutschland: Rotkehlchen, Amsel, Singdrossel, Blaumeise, Kohlmeise und Buchfink.

Auch Wetter wirkt sich auf Gezwitscher aus
Alle diese Arten unterscheiden sich in ihrem saisonalen Gesang. Blau- und Kohlmeise singen als Erste im Jahr, manchmal schon im Winter. Buchfink und Amsel beginnen ungefähr ab Mitte Februar zu zwitschern, Ende des Monats kommt dann das Rotkehlchen hinzu. Die Singdrossel kehrt indes nicht vor Anfang März aus den Wintergebieten zurück.

Das Kunstlicht wirkte sich sowohl auf die morgendlichen als auch die abendlichen Gesänge aus. Besonders die Frühaufsteher unter den Vögeln - Rotkehlchen und Amsel sind lange vor Sonnenaufgang aktiv - sängen früher im Jahr. Sie scheine das Kunstlicht stärker zu beeinflussen. Auch das Wetter hatte bei allen Arten Einfluss auf den Morgen- und Abendgesang: An regnerischen und für die Jahreszeit zu kalten Tagen waren weniger Gesänge zu hören, schreiben die Forscher in den "Philosophical Transactions B" der britischen Royal Society.

Verteidigungs- und Balzgesang
Das Gezwitscher diene sowohl der Verteidigung des Territoriums als auch dem Anlocken von Paarungspartnerinnen, sagte Studienleiter Bart Kempenaers laut einer Mitteilung des Instituts. "Es ist wahrscheinlich, dass die saisonale Verschiebung des Gesangs Konsequenz auf die Fitness der Tiere hat."

Ein anderes Team des gleichen Instituts hat soeben Resultate vorgestellt, wonach Amseln bei nächtlichem Kunstlicht früher im Jahr bereit sind zur Fortpflanzung: Ihr Testosteronspiegel steigt und ihre Hoden reifen früher im Jahr, berichten die Forscher in den "Proceedings B". Ob die Tiere durch das frühere Singen oder die frühzeitig angekurbelte Fortpflanzung mehr oder gar weniger Nachkommen haben, wollen die Forscher nun weiter untersuchen.

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