Protest in Indien

ORF zeigte umstrittene Vergewaltigungs-Doku

Ausland
10.03.2015 23:10
Anlässlich des Weltfrauentags am vergangenen Sonntag hätte in Indien die Dokumentation "India's Daughter" (Indiens Tochter) im Fernsehen gezeigt werden sollen. Doch die Ausstrahlung des umstrittenen Films über die tödliche Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin im Jahr 2012 wurde schließlich gerichtlich untersagt. Aus Protest zeigte der indische Fernsehsender NDTV daraufhin eine Stunde lang lediglich einen leeren Bildschirm. Am Dienstag wurde die Dokumentation nun im ORF gezeigt.

Die Vergewaltigung der 23-jährigen Studentin hatte Ende 2012 weltweit für Empörung gesorgt. Die junge Frau war vor den Augen eines Freundes nach einem Kinobesuch von einer Gruppe Männer in einem Bus in Neu-Delhi so brutal misshandelt worden, dass sie knapp zwei Wochen später ihren Verletzungen erlag. Das schockierende Verbrechen hatte auch eine landesweite Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst, die zu einer Verschärfung der Gesetze führte.

Vergewaltiger: "Sie hätte nicht abends herumstreunen sollen"
In dem umstrittenen Dokumentarfilm der britischen Regisseurin Leslee Udwin kommt auch einer der Vergewaltiger zu Wort. In dem im Gefängnis geführten Interview gibt er dem Opfer die Schuld an der Tat. Eine Frau sei "weitaus mehr verantwortlich für eine Vergewaltigung" als ein Mann. Die Studentin hätte "nicht abends um 21 Uhr herumstreunen" sollen. Nach Angaben der Regisseurin zeigte der Mann "nicht eine Sekunde lang Reue".

Aufgrund dieses verstörenden Interviews untersagte ein Gericht in Neu-Delhi die Ausstrahlung des Films. Innenminister Rajnath Singh verteidigte die Entscheidung und sagte, die Worte des Mannes seien "in hohem Maße herabwürdigend" und ein "Angriff auf die Würde der Frauen".

Doku wurde in Großbritannien und in den USA bereits gezeigt
Die Entscheidung sorgte in Indien für große Empörung. Die Verantwortlichen des Fernsehsender NDTV äußerten sich zunächst nicht öffentlich zu dem Verbot. Vor der Protestaktion am Sonntagabend erklärte Chefredakteurin Sonia Singh im Kurzbotschaftsdienst Twitter lediglich: "Wir werden nicht schreien, aber wir werden gehört werden." Der britische Rundfunksender BBC zeigte den Film aus Protest gegen das Verbot bereits vor dem Weltfrauentag. Auch in den USA wurde der Film schon ausgestrahlt.

Die Premiere am Montag im Baruch College in Manhattan wurde von zahlreichen Hollywoodstars - darunter Meryl Streep und Dakota Fanning - besucht. "Was ist schlimmer als Gewalt? Gewalt, die auf Frauenhass basiert", erklärte Streep. Regisseurin Udwin war ebenfalls vor Ort und erklärte: "Sachen wie Vergewaltigung und Menschenhandel sind Metastasen der Krankheit Ungleichheit."

Film als deutsche Erstausstrahlung im ORF
Die Doku "Tochter Indiens - Das Protokoll einer Vergewaltigung" kam nun auch nach Österreich. Der ORF2 zeigte sie um 22.35 Uhr in der Sendung "kreuz&quer" als Erstausstrahlung im deutschen Sprachraum.

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