Reise ins Ungewisse

Smartwatches: Kampf ums Handgelenk hat begonnen

Elektronik
02.03.2015 15:33
Im Gegensatz zu den immer größer werdenden Displays von Smartphones bietet eine Smartwatch nur wenige Quadratzentimeter Bildschirmfläche. Trotzdem drängt die Branche aufs Handgelenk. Es ist eine Reise ins Ungewisse: Ob die Verbraucher überhaupt eine Smartwatch wollen, ist offen.

Bisher sind Smartwatches, von denen es bereits Dutzende auf dem Markt gibt, ein Nischenprodukt. So wurden im vergangenen Jahr nach Berechnungen von Marktforschern erst 720.000 Geräte mit dem im Sommer vorgestellten Betriebssystem Android Wear verkauft. Und das im Vergleich zu 1,3 Milliarden verkauften Smartphones.

Die kurzen Batterielaufzeiten sind nicht einmal das größte Problem: Viele Verbraucher können sich bisher kein echtes Nutzungsszenario vorstellen. Wie sinnvoll ist so eine Computeruhr im Alltag? Für viele hat schließlich das Handy längst schon die herkömmliche Uhr ersetzt. Ist es wirklich besser, aufs Handgelenk zu blicken, wenn eine SMS kommt? Oder wenn man wissen will, wer da gerade auf dem Handy anruft?

Apple soll's richten
Wieder soll es Apple zufallen, eine Idee, an der viele zweifeln, zum Laufen zu bringen. Das hatte schließlich vor fünf Jahren schon mal mit dem iPad bei der totgeglaubten Geräteklasse der Tablet-Computer funktioniert. "Bis jetzt haben Hersteller wie Nike, LG und Huawei Geräte verkauft. Aber Apple hat mit seiner Apple Watch eine ganze Produktkategorie für das Handgelenk aufgebaut", sagt Analyst James McQuivey vom Marktforscher Forrester Research.

Er geht davon aus, dass der iPhone-Konzern allein mehr Apple Watches verkaufen wird als alle anderen Anbieter von Technik fürs Handgelenk bisher zusammen loswurden - inklusive der Fitness-Armbänder, die es schon seit Jahren gibt.

Kein langanhaltender Erfolg
Zugleich rechnen die Marktforscher nicht mit einer langanhaltenden Dominanz von Apple in dem Geschäft. Schon zum kommenden Jahr werde Apples Marktanteil unter die Marke von 50 Prozent sinken, prognostiziert McQuiveys Kollege J.P. Gownder.

Diese Erwartung könnte erklären, warum die Hersteller in Barcelona so beharrlich auf den immer noch winzigen Markt drängen. LG rüstete seine neuen Modelle - wie im vergangenen Jahr schon der aktuelle Marktführer Samsung - mit einer Mobilfunkanbindung aus. Damit sollen sie im Gegensatz zur Apple Watch auch ohne die permanente Anbindung an ein Smartphone ins Netz gehen können. Eines der LG-Modelle unterstützt sogar den schnellen LTE-Datenfunk. Wie genau dann die Batterielaufzeit aussieht, wird erst die Nutzung im Alltag zeigen müssen.

Ersatz für Autoschlüssel
Immerhin gibt es von LG schon ein Anwendungsszenario, seit eines der neuen Modelle Anfang des Jahres bei der Technik-Messe CES in Las Vegas in Erscheinung trat: Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg ließ dort mit einer LG-Uhr den Prototypen eines selbstfahrenden Autos vorfahren. Die gesamte Aktion - vom Starten des Motors bis zum Losfahren - steuerte er dabei vom Handgelenk aus. Auch Apple-Chef Tim Cook sagte jüngst dem "Daily Telegraph", seine Uhr werde die Autoschlüssel ersetzen.

Apple stellte zudem in Aussicht, dass auch sein Bezahldienst Apple Pay auf der Uhr laufen solle. Dann müsste es reichen, nur kurz die Uhr vor das Lesegerät an der Supermarktkasse zu halten. Nach Einschätzung von Biometrie-Spezialisten könnte zum Beispiel die Kontrolle des Herzschlags durch die Sensoren der Uhr dabei zur Bestätigung der Zahlung die PIN-Eingabe oder den Fingerabdruck ersetzen.

Neue offizielle Details von Apple - darunter auch die mit Spannung erwarteten Preise für die unterschiedlichen Watch-Varianten - wird es am Montag kommender Woche bei einem Event in San Francisco geben.

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