Kundgebung nach Mord

Zehntausende Menschen bei Trauermarsch für Nemzow

Ausland
02.03.2015 06:20
Zehntausende Menschen haben am Sonntag mit einem Trauermarsch in Moskau an den ermordeten Kreml-Kritiker Boris Nemzow erinnert. An der Spitze des Gedenkzuges in der russischen Hauptstadt trugen die Demonstranten ein Banner mit der Aufschrift "Helden sterben nie - diese Kugeln gelten uns allen". Die Ermordung des prominenten Dissidenten am Freitagabend auf einer Brücke in Sichtweite des Kreml hatte weltweit Bestürzung ausgelöst.

Mitorganisator Alexander Riklin schätzte die Zahl der Teilnehmer in Moskau auf mehr als 70.000. Auf Plakaten waren Slogans wie "Er starb für die Zukunft Russlands" oder "Er kämpfte für ein freies Russland" zu lesen. Der Marsch führte unterhalb des Kreml über die Brücke über die Moskwa, auf der Nemzow am Freitag kurz vor Mitternacht von mehreren Kugeln in den Rücken getroffen worden war.

Auch in St. Petersburg versammelten sich nach Schätzungen der Nachrichtenagentur AFP mindestens 6.000 Demonstranten im Gedenken an den 55-jährigen Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Einige Demonstranten waren in ukrainische Fahnen gewickelt. "Ich trage die ukrainische Flagge, weil Nemzow für ein Ende des Kriegs in der Ukraine gekämpft hat. Sie haben ihn dafür getötet", sagte der Demonstrant Wsewolod Nelajew.

Ursprünglich hatte die Opposition für Sonntag eine Großkundgebung gegen die Ukraine-Politik von Präsident Wladimir Putin geplant, diese wurde aber nach der Ermordung Nemzows abgesagt. Der 55-Jährige hatte wenige Stunden vor dem Attentat in einem Radiointerview zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen. Zudem warf er Putin erneut eine "unsinnige Aggression gegen die Ukraine" vor und forderte den Rücktritt des Präsidenten.

Spur führt laut Polizei ins rechtsextreme Milieu
Nemzow, der unter Präsident Boris Jelzin in den 1990er-Jahren als Vizeministerpräsident diente, soll überdies an einem Bericht über die Beteiligung Russlands am Ukraine-Konflikt gearbeitet haben. Die Ermittler sehen in Nemzows Kritik an der russischen Ukraine-Politik ein mögliches Tatmotiv. Aus Polizeikreisen verlautete, eine Spur führe ins rechtsextreme Milieu. Weggefährten Nemzows warfen der Regierung vor, Stimmung gegen prowestliche Oppositionelle zu machen.

Der Kreml bezeichnete die Tat als eine gegen die Regierung gerichtete "Provokation". Das Ermittlungskomitee nannte den Mord einen "Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage im Land". Putin versicherte in einem Brief an Nemzows Mutter, es werde alles getan, um "die Organisatoren und Täter dieses hinterhältigen und zynischen Mordes" zu bestrafen.

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