Mobiler Spielspaß

Nintendo New 3DS: Hässliches Entlein im Test

Elektronik
21.02.2015 08:30
Die Tage der Handhelds gelten gemeinhin als gezählt. Die Jugend spielt inzwischen lieber auf dem Smartphone. Auch deshalb musste Nintendo erst kürzlich die Jahresprognose für seinen 3DS von zwölf auf neun Millionen Geräte kappen. Den Glauben an ihre mobile Spielkonsole scheinen die Japaner aber noch nicht gänzlich verloren zu haben: Mit dem New 3DS bzw. New 3DS XL hat der Traditionshersteller jetzt zwei neue Modelle seines Handhelds auf den Markt gebracht. Warum das Gerät trotz Anzeichen von Kundenabzocke letztlich überzeugt, verrät Ihnen unser Test.

Als Nintendo im Frühjahr 2011 seinen 3DS auf den Markt brachte, war die Freude groß: 3D ohne Brille, das hatten Gamer vorher noch nicht gesehen. Im Jahr darauf folgte die größere XL-Version, im Herbst 2013 dann – wohl zur Verwirrung vieler – der nicht 3D-fähige 2DS. Nun also der "neue 3DS" – eine zugebenermaßen etwas unglückliche Namensgebung, wenngleich der New 3DS und der New 3DS XL ihrem Namen durchaus gerecht werden und tatsächlich einige wenige, aber letztlich entscheidende Neuerungen und Verbesserungen mitbringen.

Hässliches Entlein
Für die Optik mag das nach dem Auspacken zunächst nicht gelten. Der wahlweise in Schwarz oder – wie im Fall unseres Testgeräts – "Krankenhausgraubeige" erhältliche New 3DS ist weit davon entfernt, ein Schmuckstück zu sein. Die gute Nachricht aber ist: Das lässt sich ändern, nämlich mit bunten Wechselcovern, die Nintendo-Helden wie Mario, Luigi, Prinzessin Peach oder etwa Yoshi zieren. Nachteil: Wer seinen unansehnlichen New 3DS mittels Zierblende aufhübschen möchte, wird zur Kasse gebeten, und das nicht zu knapp: Die zwei Plastikhälften – Fertigungskosten wohl nur wenige Cent – kosten rund 15 Euro.

Ey Alter, wo ist mein Netzteil?
Ebenfalls nicht gerade als Dienst am Kunden darf man die Entscheidung Nintendos verstehen, dem Handheld kein Netzteil beizulegen. Bereits beim 3DS XL hatte der Hersteller auf diese Beigabe verzichtet. Zur Begründung hieß es damals, man könne das Gerät so zu einem "erschwinglichen Preis" anbieten und viele Fans besäßen ohnedies bereits ein Vorgängermodell. Im Umkehrschluss bedeutet das dann wohl, dass Nintendo keine neuen Kunden gewinnen will. Diese müssten sich jedenfalls zusätzlich zum Gerät ein entsprechendes Netzteil kaufen. Aktueller Preis: sechs Euro.

Und wo der Schraubenzieher?
Zusätzlich investieren sollten Käufer außerdem gleich in eine größere Speicherkarte, denn die vier Gigabyte große microSD, die Nintendo dem Handheld beilegt, ist nach nur wenigen Downloads voll. Der Kauf einer bis zu 32 GB großen Karte lohnt auch deshalb, weil Nintendo den dazugehörigen Speicherkartenslot aus eher unverständlichen Gründen unter der rückseitigen Cover-Abdeckung versteckt – und diese wird mittels zwei kleiner Schrauben fixiert. Fazit: unpraktisch. Positiv anzumerken ist im Gegenzug, dass sich hinter dem Cover, einmal abgeschraubt, auch ein austauschbarer Akku befindet.

Tastenumzug
Was hat sich sonst in Sachen Design getan? Der Wireless-Button ist verschwunden; die Drahtlos-Funktion wird nun stattdessen direkt über das Menü ein- oder ausgeschaltet. Die Select- und Start-Taste sind wiederum rechts neben das Display gewandert, sodass sich nun unterhalb diesem nur noch die Home-Taste befindet. Der Power-Knopf muss dafür seinen Platz räumen und wechselt an die Stirnseite, wo er unserer Meinung nach allerdings etwas weniger gut erreichbar ist. Links davon, und somit nicht mehr rückseitig, befindet sich nun die Halterung für den Stylus.

Zusätzliche Schultertasten und ein zweiter Analog-Stick
Grund dafür, und das dürfte aller Gamer freuen: Nintendo spendiert dem neuen 3DS zwei zusätzliche Schultertasten, ZR und ZL. Ebenfalls höchst erfreulich: Über den neuerdings – in Anlehnung an den alten SNES-Controller – eingefärbten Buttons X,Y, B und A prangt ein Trackpoint, der sogenannte C-Stick. Auch wenn es sich zunächst nicht danach anfühlt, erlaubt dieser eine butterweiche Steuerung der In-Game-Kamera und gibt 3DS-Spielern nun endlich ohne zusätzliches Circle Pad Pro, mit dem sich der zweite Analog-Stick bislang nachrüsten ließ, die volle Kontrolle über das Spielgeschehen.

3D aus jeder Blickrichtung
Eine weitere lobenswerte Verbesserung befindet sich unter der Haube und betrifft den 3D-Effekt. Dank einer neuen Frontkamera, welche die Bewegungen des Spielers erfasst, muss dieser seinen Kopf nun nicht mehr im Bereich des sogenannten "Sweet Spot" still halten, um den 3D-Effekt wahrzunehmen. Sofern man seinen Kopf nicht ruckartig bewegt, ist der Unterschied bei der 3D-Darstellung gegenüber dem Vorgängermodell gewaltig. Hals- und Nackenmuskulatur werden es der flexibleren und komfortableren Kopfhaltung jedenfalls danken, die dreidimensionale Bilder selbst dann noch erlaubt, wenn man von der Seite auf das gegenüber dem Vorgänger 1,2 Mal größere Display (3,88 und 3,33 Zoll vs 3,53 und 3,9 Zoll) des Handhelds schaut.

Die grundlegende Frage, nämlich ob es den 3D-Effekt überhaupt braucht, bleibt allerdings bestehen, zumal so manches Spiel in der Vergangenheit nur wenig von den 3D-Fähigkeiten der tragbaren Nintendo-Spielkonsole Gebrauch gemacht hat. Nicht umsonst dürfte der Hersteller mit dem 2DS schließlich einen Handheld auf den Markt gebracht haben, mit dem sich 3D-Spiele zwar prinzipiell abspielen lassen, aber eben ohne ihren 3D-Effekt.

Mehr Leistung unter der Haube
Ebenfalls verbessert wurde die Performance des Handhelds. Nintendo hat dem neuen 3DS eine bessere CPU verpasst, was sich vor allem in schnelleren, sprich kürzeren Ladezeiten sowie einer flüssigeren Darstellung bemerkbar macht. Negativer Nebeneffekt für Besitzer des Vorgängermodells: Nintendo hat bereits angekündigt, dass kommende Spiele teils nur zum New 3DS und dessen leistungsstärkerem Prozessor kompatibel sein werden. Offenbar hofft der Hersteller so, mehr Besitzer zum Umstieg auf die neue 3DS-Generation zu bewegen.

Ein Kaufgrund für sie könnte auch der neue NFC-Chip sein, mit dem der Handheld daherkommt. Damit halten auch die im Sommer des Vorjahres eingeführten "amiibos" Einzug auf dem New 3DS. Auch wenn bislang nur "Super Smash Bros" die rund 15 Euro teuren NFC-Figürchen unterstützt, durch die sich bei Kopplung mit dem Handheld etwa neue Spielcharaktere und –inhalte freischalten lassen, so dürfte die Zukunft in dieser Hinsicht doch noch einiges mehr bereithalten.

Kameras und Akku nahezu unverbessert
Keine wirkliche Verbesserung lässt sich indes bei den Kameras ausmachen. Sie sollen zwar insbesondere bei schlechten Lichtbedingungen bessere Bilder produzieren als das Vorgängermodell, wirklich überzeugend sind die Ergebnisse aber nicht. Mit Ausnahme einiger Augmented-Reality-Anwendungen und -Spielchen wie "Face Raiders" sind und bleiben die Kameras somit entbehrlich. Die Akkuleistung bleibt indes nahezu unverändert: Verspricht der 1.300-mAh-Akku des alten 3DS zwischen drei und fünf Stunden Spielzeit, so sind es beim 1.400-mAh-Akku des neuen 3DS zwischen dreieinhalb und sechs Stunden. Mit ein Grund für die geringfügig längere Laufzeit: ein Helligkeitssensor, der die Displayhelligkeit automatisch anpasst.

Fazit: Nintendos neuer 3DS ist zugleich auch Nintendos bester, wenngleich der Handheld nicht frei von Fehlern bzw. Schwächen ist. Dass man es beispielsweise nach wie vor nicht für nötig hält, dem Gerät ein Netzteil, geschweige denn eine der überteuerten, leider nur mittels Schraubenzieher anzubringenden Zierblenden beizulegen, ist definitiv ebenso ein Manko wie die entbehrliche Kamera. Die schnellere CPU, vor allem aber die optimierten Steuerungsmöglichkeiten (Schultertasten, C-Stick) und die verbesserte 3D-Darstellung trösten jedoch schnell über diese Missstände hinweg. Endlich haben 3DS-Gamer nicht nur die volle Kontrolle über die Steuerung, sondern auch weniger Kopfschmerzen beim Spielen in 3D. Entscheidend für den Erfolg des Handhelds wird aber letztlich sein, welche Games Nintendo in möglichst naher Zukunft für den rund 170 Euro teuren (ohne Netzteil und Zierblende) neuen 3DS veröffentlicht, um der zunehmenden Zahl von Smartphone-Spielern etwas entgegenzusetzen.

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