Binnen 20 Jahren

Essstörung: Zahl der Betroffenen verzehnfacht

Österreich
04.02.2015 09:32
200.000 Österreicher waren zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung erkrankt. Betroffen sind vor allem sehr junge Menschen und dabei bis zu 97 Prozent Mädchen bzw. junge Frauen. Die Zahl der Erkrankten hat sich innerhalb von 20 Jahren mehr als verzehnfacht. Dabei dürfte die Dunkelziffer noch wesentlich höher sein.

Die extreme Zunahme zeigt sich in Statistik-Austria-Aufzeichnungen sowie dem Österreichischen Frauengesundheitsbericht über die Spitalsaufenthalte aufgrund von Essstörungen. Die Aufzeichnungen stellen jedoch nur die Spitze des Eisberges dar, weil sie lediglich die Zahl der wirklich schwer Erkrankten anführen. Im Jahr 1989 wurden demnach 269 Personen registriert, bereits damals betrafen 89 Prozent der Aufenthalte Frauen. Im Jahr 2000 waren es bereits 1.471 Spitalsaufenthalte. 2008 verzeichnete man dann schon 2.734 Aufenthalte aufgrund von Essstörungen.

Von allen 15- bis 20-jährigen Mädchen in Österreich leiden rund 2.500 an Magersucht, über 5.000 an einer subklinischen Essstörung, also an einer leichteren Verlaufsform. Unter 20- bis 30-jährigen Frauen findet man mindestens 6.500 mit Bulimie. In Wien besteht für mehr als 2.000 Mädchen und rund 100 Burschen ein akutes Risiko, an Magersucht oder Bulimie zu erkranken.

Beginn mit elf Jahren, "Zenit" mit 16
Während meist Mädchen und junge Frauen unter dieser Krankheit leiden, stellt laut dem Frauengesundheitsbericht die Betroffenheit bei Burschen und Männern noch eine Ausnahme dar. Bei Frauen sei der "sichtbare körperliche sowie der endokrinologische, physiologische Übergang vom Mädchen- in das Erwachsenenalter transparenter, spürbarer, prägnanter" und erfordert daher mehr psychische Anpassungsleistung als bei Burschen, heißt es in dem Bericht.

Die Betroffenheit von Essstörungen bei Mädchen beginnt demnach dem Alter von elf Jahren, steigt kontinuierlich an und hat ihren Höhepunkt mit 16 Jahren. Je länger die Erkrankung andauert, umso schlechter sei laut Bericht die Prognose.

Lange Liste an schweren Folgeschäden
Die Liste der Folgen von Essstörungen ist lang und beunruhigend: Den Betroffenen ist ständig kalt (Untertemperatur), sie haben niedrigen Blutdruck oder Amenorrhoen (Ausbleiben der Menstruation). Im schlimmsten Fall kann das zur Infertilität führen. Die Patienten haben zudem ein erhöhtes Risiko des Knochenabbaus (Osteoporose), verbunden mit einer verstärkten Neigung zu Knochenbrüchen. Durch das ständige Erbrechen ist der Elektrolythaushalt gestört, die Speiseröhre erhält Risse und es kommt zu Zahnproblemen wie Karies.

Besonders erschreckend ist, dass die Krankheit bereits früh zuschlägt. Immer mehr Kleinkinder leiden unter massiven Essstörungen. So werden an der Universitätsklinik in Graz jährlich mehr als 120 Kleinkinder ambulant mit mittleren bis schweren Essverhaltens- und Fütterungsstörungen behandelt, wie im Frauengesundheitsbericht ausgeführt wird. 285 Kinder werden mit lebensbedrohlichen Essstörungen stationär behandelt.

In Österreich gibt es laut Frauengesundheitsbericht 2010/11 unter dem Begriff Essstörungen mehrere Formen. Dazu zählen: Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht), Binge Eating Disorder (Störung mit Essanfällen), Adipositas (Fettsucht), Reaktive Fettsucht (Gewichtszunahme nach traumatischen Erlebnissen) und Orthorexia Nervosa (krankhaftes Gesundessen).

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