Rache-Thriller

“John Wick”: Reeves metzelt im Highspeed-Tempo

Kino
28.01.2015 14:52
Die Anzüge von Profikillern müssen wahre Wunderwaffen der Textilindustrie sein. Ihre Träger treten, springen und rennen durch den Kugelhagel. Dutzende Leichen später klafft bloß ein kleiner Riss am Ärmel. So wirken auch das maßgeschneiderte Sakko samt Hemd und Krawatte sowie die edle Stoffhose von John Wick alias Keanu Reeves im gleichnamigen Film (Kinostart: 30. Jänner) wie eine Art Uniform.

Versteckt hatte er sie über Jahre im Keller seines Hauses - mit dem Rest seiner Vergangenheit: diverse Schusswaffen, Messer und Brandsätze. Der Liebe wegen hatte Wick sein kriminelles Leben hinter sich gelassen. Doch dann stirbt erst seine Frau, anschließend stehlen Einbrecher sein Lieblingsauto und töten seinen Hund, den ihm die Geliebte noch kurz vor ihrem Tod hat zukommen lassen.

Etwas viel auf einmal - und trotzdem eigentlich kein Grund, auf einem Rachefeldzug jeden Mensch auf dem Weg abzuschlachten. Könnte man meinen. Produzent Basil Iwanyk hingegen interpretiert das so: "Das ist ein zutiefst menschlicher Grundstein für einen großen Actionfilm, weil diese Schicksalsschläge jeden von uns treffen könnten."

Kopf der Einbrecherbande ist der Sohn von Johns Erzfeind, Viggo Tarasov (Michael Nyqvist). Um seinen Sprössling zu schützen, setzt dieser ein Kopfgeld aus - und so entspinnt sich eine Gemengelage nach dem Motto "Alle gegen John Wick und John Wick gegen alle". Ob in einer Disco oder im Industriegebiet, die Hauptfigur ballert sich ihren Weg frei - oder rammt den Kontrahenten wahlweise auch mal ein Messer in Kopf, Hals oder Oberkörper. Reeves spricht im Presseheft von einer "Rache-Geschichte wie aus dem Alten Testament".

In den nächtlichen Hochhausschluchten New Yorks inszeniert soll die Darstellung an Bilder aus comicähnlichen Graphic Novels erinnern. Für die Stunts trainierte Reeves einen Kampfstil-Mix aus Martial Arts und Waffen. Und natürlich braucht der vermeintliche Held nach Verfolgungsjagden und Faustkämpfen gegen den Schmerz auch nur ein Glas Alkohol.

Sein einziger Verbündeter - irgendwo zwischen Freund und Vaterfigur - ist Marcus (Willem Dafoe), der immer mal wieder auftaucht. Mit seinem selbstgepressten ACE-Saft zum Anstoßen beim Gauner-Gespräch sorgt er ebenso für absurd-skurrile Szenen wie die Gangster-Kombo, die nach einem Massenmord zum Putzen vorbeikommt. Die Leichen werden dabei fein säuberlich in Klarsichtfolie gewickelt und abtransportiert.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Als Stuntprofis haben sich David Leitch und Chad Stahelski einen Namen gemacht. Ihr Regiedebüt bestätigt mit virtuos choreographierten Actionsequenzen ihre Kernkompetenz, verblüfft aber auch in seiner bleihaltigen Kompromisslosigkeit, die sensible Gemüter schockieren dürfte. Genrefans wird der brutale Amoklauf ausnahmslos fesseln. Seit "Matrix" war Keanu Reeves nicht mehr so ultracool.

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