Am Zentralfriedhof

Abschied von Wiener Altbürgermeister Gratz

Österreich
16.03.2006 17:32
Der verstorbene Wiener Alt-Bürgermeister NR-Präsident und Minister Leopold Gratz ist am Donnerstagnachmittag am Zentralfriedhof zu Grabe getragen worden.

Unter den Trauergästen waren - neben seiner Familie - Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau Margit, Rechnungshofpräsident Josef Moser sowie die Präsidentenwitwe Margot Klestil-Löffler und an ihrer Seite Dagmar Koller. Gratz die letzte Ehre erwiesen weiters Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Altkanzler Franz Vranitzky, seine langjährigen Weggefährten Karl Blecha und Hannes Androsch, SP-Chef Alfred Gusenbauer, sowie der Wiener VP-Chef Johannes Hahn, einige Nationalrats- und Bundesratsabgeordnete, darunter Josef Cap, und ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch.

Fred Sinowatz hielt die Abschiedsrede
Die Abschiedsrede in der Luegerkirche am Zentralfriedhof hielt der sichtlich geschwächte Altbundeskanzler Fred Sinowatz. Er würdigte Gratz als einen "Leuchtturm gelebter Menschlichkeit und Toleranz" und einen, der immer er selbst geblieben ist, trotz seiner vielen hohen politischen Funktionen. Sinowatz nahm "mit großer Traurigkeit" Abschied im Namen aller Freunde Gratz' und der "Gesinnungsgemeinschaft" sowie auch im Namen seiner politischen Gegner, die er nie als Feinde, sondern "als Partner am anderen Ufer" gesehen habe. Gratz sei immer zu seinen Freunden gestanden, auch in schwierigen Zeiten, betonte der Altkanzler.

Gratz findet seine letzte Ruhe in einem Ehrengrab
Nach den Abschiedsworten vom Pfarrer Wolfgang Worsch wurde der Leichnam in einem Ehrengrab der Stadt Wien nahe der Kirche beigesetzt. Als letzten musikalischen Gruß spielte die Musikkapelle der Wien-Gas das "Lied der Arbeit". Die schlichte Trauerfeier wurde begleitet von einigen sozialdemokratischen Symbolen, wie etwa roten Nelken, die Menschen aus der Bevölkerung dem Altbürgermeister mitgebracht hatten.

Gentleman, Humanist und großer Staatsmann…
Am Vormittag verabschiedete sich das Parlament vom langjährigen Nationalratspräsidenten. In Anwesenheit von Familie und zahlreicher Prominenz wurden Wirken und Persönlichkeit des SPÖ-Politikers von Bundespräsident Fischer, Bundeskanzler Schüssel, Nationalratspräsident Khol und SP-Chef Gusenbauer umfassend gewürdigt. "Gentleman", "Humanist" und "großer Staatsmann" waren nur einige der Attribute, die Gratz in den Trauerreden zugeschrieben wurden.

Verabschiedet wurde Gratz auch im Bundesrat, dem er von Oktober 1963 bis März 1966 angehörte. Gratz habe sich stets um Föderalismus und Parlamentarismus eingesetzt, sagte Bundesrats-Präsidentin Roth-Halvax.

Nach Herzoperation gestorben
Gratz war vor seinem Tod Anfang März mehr als drei Wochen Patient in der Rudolfstiftung gewesen, laut gut informierten Kreisen wegen einer Herzoperation. Nähere Informationen über seine Erkrankung hatte es auf den Wunsch der Angehörigen nicht gegeben. Die Familie hatte nur ausrichten lassen, dass er sich vor 17 Jahren ins Privatleben zurückgezogen habe.

Lucona-Fall brachte Ende der politischen  Laufbahn
Gratz, der von der Wiener Landespolitik sowohl 1970 von Bruno Kreisky als auch 1984 durch Fred Sinowatz als Minister in die Bundespolitik geholt worden war, beendete seine politische Laufbahn 1989 - im Zusammenhang mit dem Lucona-Fall und der Causa Noricum. Er zog sich praktisch vollständig ins Privatleben zurück. Nur Anfang 2005 sorgte er noch für einiges Aufsehen, als er aus dem Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) austrat - und Kritik daran übte, dass eine Studie über "braune Flecken" im BSA und der SPÖ "einseitig" sei.

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