Wegen Drogendelikten

Indonesien: Fünf Ausländer hingerichtet

Ausland
18.01.2015 14:43
Trotz internationaler Gnadenappelle sind in Indonesien fünf Ausländer und eine Einheimische wegen Drogenvergehen hingerichtet worden. Die Verurteilten aus den Niederlanden, Brasilien, Vietnam, Malawi, Nigeria und Indonesien wurden am Sonntag kurz nach Mitternacht von Exekutionskommandos erschossen. Aus Protest beriefen die Niederlande und Brasilien ihre Botschafter in Jakarta vorübergehend ab.

Fünf Hinrichtungen fanden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft auf der Insel Nusakambangan vor der Südküste der indonesischen Hauptinsel Java statt, wo sich ein Hochsicherheitsgefängnis befindet. Eine weitere Exekution gab es demnach im Bezirk Boyolali im Zentrum von Java.

Es waren die ersten Hinrichtungen, seit Staatschef Joko Widodo im vergangenen Oktober sein Amt übernommen hatte. Dieser vertritt bei der Umsetzung der strikten Anti-Drogen-Gesetze des Landes eine harte Linie. Die Gnadengesuche der Verurteilten hatte er im Dezember abgelehnt.

Botschafter aus Jakarta abberufen
Ein Sprecher der brasilianischen Präsidentin Dilma Roussef erklärte, die Staatschefin sei "bedrückt und empört", weil Indonesien trotz ihrer wiederholten Bemühungen die Todesstrafe gegen den 53-jährigen Marco Archer Cardoso Moreira vollstreckt habe. Brasiliens Botschafter in Jakarta werde zu Beratungen abberufen. "Die Vollstreckung der Todesstrafe, die von der internationalen Gemeinschaft zunehmend abgelehnt wird, wirkt sich ernsthaft auf die Beziehungen unserer beiden Länder aus", fügte der Sprecher hinzu.

Auch der niederländische Botschafter wurde vorübergehend aus Jakarta abgerufen. Außenminister Bert Koenders erklärte in Den Haag, er sei "unglaublich traurig" über den Tod der sechs Menschen. "Mein Herz ist bei ihren Familien, für die dies nun das dramatische Ende von Jahren der Ungewissheit ist."

Niederländer soll Ecstasy-Labor betrieben haben
Koenders zufolge hatten der niederländische König Willem-Alexander und Ministerpräsident Mark Rutte Kontakt zum indonesischen Staatschef. Die Regierung habe "alles in ihrer Macht stehende" versucht, um die Hinrichtung des 62-jährigen Niederländers Ang Kiem Soei zu stoppen. Er war für schuldig befunden worden, ein großes Ecstasy-Labor betrieben zu haben. Die fünf anderen wurden wegen versuchten Drogenschmuggels in den Jahren 2000 bis 2011 verurteilt.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte ebenfalls versucht, in Jakarta Druck zu machen. Rupert Abbott von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem "sehr traurigen Tag". Er forderte die Regierung auf, weitere geplante Exekutionen zu stoppen. Laut Behördenangaben sind in dem südostasiatischen Inselstaat insgesamt 20 Hinrichtungen für dieses Jahr geplant. Unter anderen sind eine britische Großmutter, zwei Australier und ein Franzose zum Tode verurteilt worden.

Tänzerin aus OÖ zu 18 Jahren Haft verurteilt
Indonesien hatte die Vollstreckung der Todesstrafe 2008 ausgesetzt, sie 2013 aber wieder aufgenommen. Im vergangenen Jahr war niemand hingerichtet worden. Im August 2014 wurde eine damals 29-Jährige Oberösterreicherin in Jakarta zu 18 Jahren Haft verurteilt, nachdem sie 2013 in Jakarta wegen Drogenschmuggels verhaftet worden war. Auch bei der ehemaligen Hip-Hop-Tänzerin wäre die Todesstrafe als Höchststrafe möglich gewesen. Die Verhängung der Todesstrafe für Drogendelikte begründen die Behörden mit täglich 50 Drogentoten. Rund 4,5 Millionen der insgesamt etwa 250 Millionen Indonesier seien drogenabhängig.

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