"Elementarteilchen"

Skandalroman mit deutscher Starbesetzung

Kino
22.02.2006 15:49
Das 1998 erschienene Gesellschaftspanorama "Elementarteilchen" des französischen Autors Michel Houellebecq gilt als der europäische Skandalroman der 1990er Jahre schlechthin. Vor allem die oft drastische Schilderung sexueller Aktivitäten katapultierte das Buch in die Bestsellerlisten. Von der Kinoversion wurde ebenfalls ein mindestens deftiges Leinwanderlebnis erwartet. Inszeniert hat den Film Oskar Roehler ("Silvester Countdown", "Die Unberührbare"). Der deutsche Regisseur ist bisher ebenfalls für einen Hang zum Drastischen bekannt. Doch die Leinwandversion des Buches verblüfft inhaltlich und ästhetisch mit einer nahezu neckisch anmutenden Harmlosigkeit.

Beachtlich ist der Aufmarsch an deutschsprachiger Schauspielprominenz: Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen, Martina Gedeck, Franka Potente, Nina Hoss, Uwe Ochsenknecht, Corinna Harfouch, Tom Schilling, Herbert Knaup, Michael Gwisdek, Jasmin Tabatabai, Ulrike Kriener, Thorsten Merten, Hermann Beyer, Ingeborg Westphal - selbst kleinste Rollen sind hochkarätig besetzt.

Allen voran erhielt Martina Gedeck viel Zuspruch. Sie verkörpert Brunos (Moritz Bleibtreu) zeitweilige Gefährtin, eine sinnliche Frau, die ihn in ihrer Gier auf Sex sogar noch überbietet. Wie die Schauspielerin bei aller spekulativen Zurschaustellung ihrer körperlichen Reize den Blick auf die seelischen Abgründe der Figur lenkt, ist in der Tat bemerkenswert. Beunruhigend wie im Roman ist dies jedoch nicht.

Auch Moritz Bleibtreus Porträt des unentwegt von seiner Sexlust getriebenen Brunos fand viel Beifall. Dem schloss sich die Jury der 56. Internationalen Filmfestspiele Berlin an: Sie zeichnete den 34-Jährigen mit einem Silbernen Bären als besten Schauspieler der Berlinale aus.

Nur fürs Geschäft?
Produzent Bernd Eichinger ("Der Name der Rose") entgegnete kritischen Stimmen auf der Berlinale, das Filmteam "wollte einem Kinopublikum die fatalistische Grundhaltung des Buches nicht zumuten". Da drängt sich die Frage auf, weshalb ein Buch, das ein einziges fatalistisches Pamphlet ist, überhaupt als Vorlage gewählt wurde. Möglicherweise wurde hier die Erwartung an spektakuläre Sexszenen geschürt, um das Geschäft anzukurbeln.

Dazu sagte Oskar Roehler auf der Berlinale: "Hätten wir den Roman in diesem Punkt detailgetreu umgesetzt, hätte die Uraufführung des Films in einem Pornokino stattfinden müssen." So bleibt die Frage, ob nicht all jene Recht haben, die den Roman als unverfilmbar für ein großes Publikum betrachten.

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